Udo auf dem E-Bike

Zwei Wochen unterwegs mit dem Specialized Turbo Tero X. Ok, ok, es war angekündigt, aber für mich ist es tatsächlich auch eine Weltpremiere. Udo das erste Mal on E-Bike. Das ich das noch erlebe. Wie fährt es sich, was ist das besondere und gehts mir gut dabei, all diese Fragen stellten sich bereits zum Zeitpunkt der Planung. Dennoch, die Chance war da, also nutzten wir sie. Wir? Jep, meine Frau und ich durften 2 Wochen lang Turbo Tero X Testräder (1x Turbo Tero X 5.0 (Fully) und 1x Turbo Tero 4.0 EQ (HT)) nutzen. Zwei Wochen Kärnten, zwei Wochen Gipfel, Trails und Schotterwege und auch längere Überlandfahrten auf dem schönen Drauradweg.

Die ersten Momente

Das Novum beginnt bereits beim Einladen bzw. „aufsatteln“ am Wohnmobil. Hoppala, hält der Thule Biketräger der Belastung stand? Oha, die sind ein wenig schwerer. Die (vorsichtige) Lösung bei der Hinfahrt war einfach: ein Bike auf den Ständer, ein Bike ins Womo (sicher ist sicher – war aber nicht notwendig). Doch schon die ersten Kilometer – schließlich will man irgendwann auf den Sattel, die Räder, die frisch glänzend voller Watt vor uns standen, auch ausprobieren, ausreiten – fühlen sich anders an. Im Kopf, wohlgemerkt. Das Bike rollt leichtfüßig, von Schwermut gar keine Spur – Achtung, wir haben den Motor bislang noch nicht aktiviert !! – wir radeln um den Weißensee, alles ist eben. Die 23kg spürst Du nicht bzw. kaum. Wir ertappen uns gegenseitig dabei, den jeweils anderen zu fragen „hast Du schon den Motor an?“ um auf den ersten 10 (von 20) Kilometern sich dann ebenfalls gegenseitig zu bestätigen „nein, natürlich nicht“. Funny. Fazit der ersten 15min.: „Wow, ich fahre ein E-Bike ohne Motor und es fühlt sich fast wie mein normales Fully an. Cool“. Die Zeiten in denen der Antrieb ab 25km/h „dagegen“ hielt sind wohl vorbei (und an mir vorüber gegangen).

Aber eine Testfahrt wäre keine Testfahrt, wenn sie nur 15minuten dauert. So kam es, wie es kommen sollte: wir schalten den Motor zu. Das geht ganz fix über den Wippschalter links am Lenker (selbsterklärend +/- = Eco, Trail, Turbo) und auf einmal spürst Du die Kraft. Auch hier: es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck: WOW, zack, das Bike schiebt an, die bisher vorhandene Mühe reduziert sich deutlich und weil wir den Krafteinsatz über den Pedaltritt beibehalten, sind wir schnell und wirklich nahezu mühelos bei rund 20-25km/h (auf der Ebene, immer noch im Eco Modus). Das – so mein erster Gedanke – ist wohl der Grund, warum die E-Bikes generell so erfolgreich sind. Es fühlt sich einfach geil an. Du trittst, musst Dich aber nicht quälen und kommst zügig vorwärts. Cool. Wir grinsen uns an. Diese erste Schnupperfahrt war schon mal klasse. Morgen und die nächsten Tage gehts in die Berge, da wird jetzt mal „richtig“ geradelt.

Der Praxischeck

Vorweg noch ein paar Sätze zur Auswahl der Specialized Bikes. Wie seinerzeit angekündigt ist das Tero X ja nicht ein weiteres x-beliebiges E-MTB, sondern der SUV untern den E-Bikes. Sprich Specialized ist es gelungen eine Brücke zwischen dem klassischen MTB und einem Reiserad-fähigen Bike zu schlagen. Schutzbleche, Lichtanlage und Gepäckträger ermöglichen Bikepacking Ausflüge und Reiseaktivtäten – dennoch bleiben die Offroad Eigenschaften erhalten, da sowohl Bereifung als auch Federung diesen Anforderungen vollumfänglich genügen. Ist so ähnlich wie die berühmte eierlegende Wollmilch .. .ihr wisst schon. Ok, ok, Rennradgene haben die Turbo Tero´s dann doch nicht.

Am Ende der zwei Kärnten Wochen hatten die Bikes rund in Summe 1000 Kilometer und circa jeweils 10.000 Höhenmeter auf dem Tacho. Das ist doch mal was. Vorweg: beide Tero´s haben das bravourös gemeistert und es wäre gelogen, wenn ich nach der Testphase meine – bis dato – vehemente „nein, ich brauch kein E-Bike“ Haltung beibehalten würde. .. doch der Reihe nach.

Das Fully

Die 130mm vorne und 120mm hinten sind vollkommen ausreichend. Das Bike federt komfortabel und selbst auf den gröberen Passagen (und wir hatten einige) schluckte das Fahrwerk alles sehr gut weg. Vertrauensbildend und Sicherheit vermittelnd würde ich ins Zeugnis schreiben. Auch das höhere Gewicht (ggü. einem „normalen Fully) empfand ich nicht als störend – klar bei einigen Schiebepassagen bzw. der Notwendigkeit z.B. einen Baumstamm zu überwinden, spürst Du die zusätzlichen Kilo, aber im Fahrbetrieb kommt ein Pilot, der zuvor schon Trails gefahren ist, in keine Schwierigkeiten. Apropos Schieben: das Tero hat auch eine Schiebehilfe an Bord (die wir nie genutzt haben).

Apropos2 – hier Trail: klar ist auch, bedingt durch den relativ langen Radstand haben wir keine wendige Trailrakete, die nur so um die V-Kehren springt – das ist auch nicht das bevorzugte Terrain dieser SUV-Bikes. Aber es ist eben auch keine „Stretch-Limosine“, die im Grunde nur eines kann: geradeausfahren.

Ich habe mich sauwohl gefühlt auf „meinem“ Tero Fully, in der XL Version war es nahezu maßgeschneidert für mich (184cm). Der Motor hat Muskeln und auch wenn ich das früher „bei den anderen E-Bikern“ immer belächelt habe: ja, ich bin fast nur Eco gefahren, oder noch besser: meist nur mit der Option 20% bzw. 30% (in 10er Schritten einstellbar). Das hat gereicht und wenn die Rampe mal ganz garstig ist, nimmst Du Trail oder auch mal Turbo, dann ists richtig spaßig.

Ein maßgebliches Gefühl hat sich eingeprägt: der Berg verliert seinen Schrecken, egal wie lang Du on Tour bist, egal ob ganz am Ende noch ein Anstieg kommt. Wurscht. Weil: Du hast immer dieses Backup bei Dir, immer eine Reserve an Bord, das ist schon cool.

Thema Reserve: es gab keinen Tag in diesen zwei Wochen, in denen unsere Akkus weniger als 40% angezeigt haben. Das mag an unserem halbwegs moderaten Mix (und sportlicher Eigenleistung) aus Eco/Trail/Turbo liegen (weil, logo, wer >60km und >1200Höhenmeter mit Dauer-Turbo absolviert kommt sicher unter 40% Rest), aber war in den gesamten zwei Wochen niemals auch nur eine Minute lang ein Anlass zur Sorge, dass irgendwas nicht reichen würde. Das macht ein gutes Gefühl und sagt mir: der 710wH Specialized Motor mit seiner intelligenten Steuerung ist eine sehr gute Wahl, wenn es um die Kombination Reichweite/Kraft geht.

Kleiner Schwachpunkt an meinem Bike: gegen Ende der Testzeit verabschiedete sich ein Teil meines Radlständers, den ich durchaus zu schätzen wusste. Schließlich ist das Bike abstellen schöner und schicker wie ein Bike ablegen. Auch das Cockpit bzw die Software hatte am Ende einen kleinen Hänger und zeigte dauerhaft nur noch eine einzige Uhrzeit …

Das Hardtail

Ich will ganz ehrlich sein. Meine Herzdame war beim ersten Anblick des Tero 4.0 EQ etwas enttäuscht. Durch den größeren Gepäckträger und den Radlständer und die fehlende Federung hinten wirkte es etwas „spießiger“, weniger sportlich wie meine Version des Testbikes. Auch war – naturgemäß und konzeptbedingt – der Abfahrtsspaß „härter“ als meine Fully Variante, der Einsatz der Bremsen daher etwas aufwändiger (was natürlich aber auch an den etwas unterschiedlichen Fahrstilen liegen mag > „Udoooo, fahr nicht so schnell“ ist ein oft gehörter Satz).

Auch das Hardtail verfügt über einen relativ langen Radstand, was ihm aber auch Fahrruhe und Stabilität verleiht. Die 29er Laufräder, die Ground Control Bereifung und die 110mm Federweg wurden aber im Laufe der Zeit dann Freunde meiner Frau. Der Gepäckträger verkraftet 27kg Zuladung, die wir auf unser Long Distance Fahrt nach Lienz aber nicht benötigt haben. Wir waren relativ „schlank“ im Bikepacking Stil unterwegs. Auch die 4.0er Version verfügt über die Option des Micro Mode, in dem man in 10% Schritten die Motorpower variieren kann, was von meiner Frau ebenso gern genutzt wurde (Zitat „nein, ich fahr bergauf nicht schneller wie 10-11km/h“).

Fazit:

Ich verzichte an dieser Stelle bzw. im obigen Text bewusst auf technische Raffinessen, Feinheiten und Spezifikations-Blowouts in Form von Watt, PS und Inch und Zentimeter und Anzahl der Gänge, etc pp. … es ging und geht mir in dieser Abhandlung vielmehr darum zu vermitteln, wie es einem eingefleischtem – neudeutsch – „BioBiker“ (ein schreckliches Wortkonstrukt) geht, wenn er erstmals eine E-Bike Erfahrung macht. Und will sagen: die Erfahrung war gut. Sehr gut. Um eine alte Werbefloskel zu bemühen (die Älteren unter uns erinnern sich): „…. es hat überhaupt nicht weh getan“ (in Anlehnung an „Mutti, Mutti, er hat überhaupt nicht gebohrt“). Nein, E-Biken ist tatsächlich (für mich überraschend) geil. Der Berg verliert seinen Schrecken. Endlich hat man ein paar Reserven zuverlässig dabei, man kann deshalb trotzdem sportlich, sehr gerne auch sehr sportlich unterwegs sein. Das E-Bike ist kein Oma Rad. (wenngleich es Omas/Opas gibt, die mit E-Bikes nicht besonders gut fahren können). Das Turbo Tero X schon gar nicht. Das Turbo Tero X ist in der Tat so etwas wie ein SUV. Schick für die Stadt, dreckig genug fürs grobe Gelände. Er hat Muskeln und packt was weg. Er fährt sich agil und es ist ihm letztlich egal, ob wir ihn über Schotter, Asphalt oder auch mal den Trail jagen. Auf der Ebene verbraucht er so gut wie nix, bergan nimmt er jede Rampe und die (schnelle) Fahrt hinunter ist stabil und sicher. Schwitzen kann man damit ebenso wie reisen und am Ende des Tages hat der technikverliebte Anwender mit dem einklinken des Ladesteckers sogar auch noch einen Grinser im Gesicht. Was willst Du mehr?

Mir hat es mächtig Spaß gemacht und wenn ich jetzt verrate, dass ich meine Frau im Anschluss tatsächlich schon dabei ertappt habe, wie sie Preislisten und Websites mit dem Suchbegriff „Spezialized Turbo Tero X“ konsultiert, dann ahne ich, auch wenn sie öffentlich nie zitiert werden mag, dass auch bei ihr der Tero Stachel piekst. Mehr Infos zum Beispiel hier.

*** (c) Udokah, im Herbst 2023 ***