Tage 24 – 28

Wir schreiten voran mit unserer Tour und sind schon bei der Hälfte bzw. sogar ein gutes Stück darüber hinaus – krass wie die Zeit vergeht (auch diese Heptalogie hat die Hälfte schon wieder übersprungen). Dieses Land hatte für mich etwas mystisches, nicht greifbares. Umso größer war die Spannung, was uns denn erwarten würde. Ein Beitrag auf der schönen bikepacking.com Seite inspirierte mich sehr und er fachte die Vorfreude natürlich mächtig an, schreckte aber auch durchaus etwas ab (siehe die Moskito Bilder) – insofern … schlugen da auch zwei Herzen in der Brust: voller Vorfreude – full of fear. Nachzulesen hier, die Jungs von Montanus machen einfach geile Storys.

wie lange noch?

Estland – einfach toll und einsam

Fakten: 4Tage / 365km / 580hm / allgemein: 1,3 Mio Einwohner, 31 Einw/km², BIP 36 Mrd $

Vor uns liegt die letzte baltische Station. Estland. Eine kleine, friedliche Straße führt ins Land, die
„Bundesstraße“ ist weit entfernt, sollte uns aber kurz darauf wieder „einholen“. Die Einwohnerzahl sinkt
noch einmal und so haben wir auch hier von der Natur mehr als genug zu Verfügung. Parnü wird unser
erster Halt und so verlockend es wäre, wir haben noch ein paar Meilen vor uns. Estland ist unberührt
und toll.

Grenze – one more time

Estland grenzt an den Finnischen Meerbusen (schönes Wort) und gehörte früher zur Sowjetunion – allerdings spürt man hier viel deutlicher die finnische anstelle irgendeiner russischen Verbindung. Die abwechslungsreiche Landschaft, die mit über 1.500 Inseln glänzen kann, ist durch felsige Strände, Wälder mit altem Baumbestand und Seen geprägt. Im ganzen Land finden sich zahlreiche Schlösser, Kirchen und Hügelfestungen. Die Hauptstadt Tallinn ist für ihre gut erhaltene Altstadt sowie ihre Museen und den 314 m hohen Fernsehturm mit Aussichtsplattform bekannt – das teure Bier wird nirgendwo erwähnt.

So kommt es in der Folge, wie es kommen muss: über eine App erhalten wir einen „Geheimtipp“, der
uns später irgendwo im nirgendwo eine Möglichkeit zur Übernachtung bietet. Wir fahren wirklich über die „allerletzte“ Straße auf weiter Flur. Mart, der Hausherr begrüßt uns freundlich und wir werden schnell in seine „Welt“ eingeführt, erhalten eine Haus- und Hofbesichtigung und erfahren, dass sein Kleinod bereits Titelseitenkarriere im baltischen Raum gemacht hat, er füllte locker 12 Seite im baltischen „Schöner Wohnen“ (Maakodu – was immer das heißt) Magazin. Ein Ort zum Wohlfühlen, ein Quell der Ruhe und Beschaulichkeit – wehe einer macht aus dem Geheimtipp einen Tipp-Hype.

der Mart

Wir spielen Tischtennis, baden im naturtrüben „Pool“ am „Beach“ und teilen am Abend mit der
anwesenden estnischen Familie ein paar kulinarische Besonderheiten. Es geht uns gut. Auch am
darauffolgenden Tag wird uns ein besonderes Camp zuteil. Michael, der Bauherr des zukünftigen
Campgrounds in Nóva, wird hier 2023 (oder wann immer) eine kleine Oase eröffnen. Wir landen jedoch
auf einer (gesperrten) Baustelle, werden trotzdem herzlich empfangen, dürfen alles, auch wenn
manches im Rohzustand ist, benutzen und erfreuen uns am künstlichen See, der Trinkwasserqualität
bietet. Einzig der große Hirsch am Waldrand entzieht sich wieder rasch unseren Blicken (und somit
der Kamera), ansonsten haben wir das Areal für uns. Die Möglichkeiten sich hier niederzulassen sind laut Michael nahezu unbegrenzt und Bürokratie schreibt man im Gegensatz zu Deutschland hier unkompliziert klein. Der Investmentbanker aus Frankfurt am Main hat seinen Lebensmittelpunkt nach hier verlegt. Auch ein Plan.

The Pool & the Beach

Der Weg Richtung Tallinn führt weiter durch die Wälder, aber auch etwas elendig über üble Sandpisten. Wer stehenbleibt hat sofort die Ameisenkolonie am Haxen, Fahren geht aufgrund des reichhaltigen Sandes auch nicht .. etwas unschöne Gesamtsituation über maximal 10 Kilometer Länge. An der Küste gibt es zahlreiche „Buchten“ im Wald, die jeden Abenteuer Camper herzlich einladen. Das Land gefällt uns.

Charmant wie das Land, so die Werbung der Tourismusseite: „Tallinn ist wie Berlin – nur in schön“. Das wenn ein Berliner liest. Nun denn, ich lass das jetzt mal so stehen.

die Fliege is mit drauf

Fazit:

Estland? Gerne wieder. Ein tolles Land, unberührt und die (wenigen) Menschen offen und herzig und alles sehr weitläufig und einsam. Die Wälder haben gerne Mücken, die Spots darin sind dennoch so, wie man sich die Bilderbuchspots eben vorstellt. Steht auf meiner „do it again“ Liste. Mir hats richtig gut gefallen. Von Tallinn ist es ein Katzensprung hinüber nach Helsinki. Unbedingt mit einplanen. Der einzige Wermutstropfen: das Bier fängt hier langsam an deutlich teurer zu werden. Da verlierst Du schnell mal 17Euro für zwei Gläser (ok, Marktplatz in Tallin, dafür darf man „umsonst“ guggen).

Teil2 der Video Serie

Mehr Infos dazu auch hier.

Teil 1 – Polen

Teil 2 – Litauen

Teil 3 – Lettland

Teil 4 – steht hier

Teil 5 – Finnland

Teil 6 – Schweden

Teil 7 – Dänemark

Bonusblog D hier -> Deutschland

Ein paar Impressionen aus Estland: