Ich bin noch eine Story schuldig. Wir hatten am Tag7 jenen sensationell kitschig schönen Platz am See. Das übliche Ritual: aufbauen, Zelt checken, etc…. Lothar stellt sein Zelt auf, und bläst die Matte auf. Blasen tut auch der Wind, der sich sein (ungesichertes) Zelt greift und zuerst an den Uferrand und dann mit einem beherzten zweiten Stoss aufs Wasser katapultiert. Lothar schaut mich komplett entgeistert an und erwartet einen Rat oder noch besser eine Art Zauberspruch. Isch habe keinen Zauberspruch für disch, wenn ich einen hätte, könnt ich ihn nicht aufsagen, zu sehr die Lachmuskeln mir alles abverlangen. Made my day. Lothar hat sich gefangen und springt beherzt in die Fluten. Das Zelt ist mittlerweile auch geflutet und treibt deshalb nicht mehr so schnell davon. Wir verbringen ansonsten einen wunderbaren Abend am See, Lothar hat Seeduft im Zelt, wir beide ein umwerfendes Froschkonzert über die gesamte Nacht

Klare Soll/ist Abweichung

Tag 8 — 105km, 240hm, 6h47Fz

Heutiges Ziel ist Leba, der Track scheint simpel. Etwas Entspannung darf auch mal sein. Über Ustka geht es bis Rowy und wir gönnen uns nach 46km einen ersten richtigen Stopp, ordern Bier und Pizza und geniessen in jeder Hinsicht tolle Aussichten, also vor allem in einer Hinsicht, aber egal. Jetzt sind wir gestärkt für Teil zwei des Tages. Mittlerweile glaube ich, dass der Traveltalk von Biker x in Korswandt reines Gewäsch war. Er wollte mir verraten, dass es da eine sandy road gibt, die ein Fortkommen unmöglich macht. Bestimmt Seemannsgarn. Bisher haben und hatten wir beste Infrastruktur. Wir tauchen in den Nationalpark ein und folgen dem Track. Bis sich die Düne vor uns aufbaut. Nix Neues eigentlich (uwaga Hr.R).

nix geht mehr

Doch der Weg wird sandig und sandiger. Sch*! Das ist die berühmte sandy road. Wir, schlau wie wir sind, alles wieder zurück. Ich mach et kurz. Wir entscheiden uns für die grosse Umfahrung bis Leba und haben auf den folgenden 58km nur übles Geläuf vor uns. Alles dabei. Wurzelpfade, Trampelwege, Plasterbeulen, Moorpfade mit Holzbrücken mit 20cm Stufen und abschliessend dann trotzdem — was wir vermeiden wollten — eine Sandpiste vor dem Herrn. Ey, macht nur begrenzt Spass. Wir sind durch und fallen in unser bescheidenes Camp in Leba. 104km im Wortsinn gerockt. Brauch ich nicht oft.

Tag 9 — 87km, 820hm, 5h25 Fz

War der Hammer — vor allem das Ende. Heute kürzen wir ein wenig ab. Von Leba geht es bis Lebork wie in einem Rutsch, leicht abschüssig, guter Asphalt und kein Gegenwind. Wenn Engel reisen. Mega. Lebork ist ganz ok, aber für eine Rast iwie nicht ok genug. Also weiter. Wir sind im Flow. Das Wetter voll ok und es läuft, wenngleich heute erstmals richtig Höhenmeter abgerufen werden. Voll bepackt durchaus spürbar. Die Route wechselt ständig, die polnischen Betonplatten sind durchaus uneben, der Schotter manchmal grob, der Asphalt hält auf der Skala von 1—10 alles bereit. Pause wär gut. Aber Zivilisation ist seit geraumer Zeit schon länger nicht mehr. Also dann eine Bank am Rand, Gaskocher raus, Semmel raus, Messer raus, ok, Kuchen (vorsorglich gekauft) auch raus. So geht Pause. Wir flaxen und grinsen.

Wie weit fahren wir noch? Bis Danzig sind es ca. 30km, kein Campingplatz in Sicht (Dusche wär toll). hm. Wir stehen in Tulkary, der Golfclub ist gleich ums Eck. Udo hat eine Idee. Lothar einen Einwand.

Tolkary golf club

Es ist manchmal ganz einfach. Man muss reden mit den Menschen. Als ich den Kellner nach dem Manager frage, schaut er etwas schräg, bleibt aber zwecks dolmetsch, in der Nähe. Mein Begehr ist klar. Hier würd ich gern zelten. Der Manager ist ein guter. Er fragt woher wir kommen (Lübeck) und wohin wir gehen (Lübeck) und wie lang wir bleiben wollen (nur eine Nacht), schmunzelt milde, verschliesst mit einem lässigen Klick den am Rande stehenden 500er SEC und gibt dem dolmetschenden Kellner zu verstehen “die Jungs sind heut meine Gäste“. Perfekt. Danke Piotry.

Tag10 – 96km, 210hm, 5h25 Fz

Wir liegen im Wald inmitten des Golfplatzes, die Sonne findet trotzdem ihren Weg. Da der Club erst um 10h öffnet fallen Cappuccino und sonstige Gimmicks aus. Wir – fürs Protokoll –
stehen tatsächlich um 7h (!!!) auf. Ohne Wecker und all das. Die Abbau Routine geht total leicht von der Hand und so ist es wenig verwunderlich das wir um Punkt 8h im Sattel sitzen. Ich überrasche mich immer wieder aufs Neue. Nächster Halt Danzig.

Die Entscheidung gestern nicht weiter zu fahren und auf einen “besseren“ Platz zu hoffen, erweist sich als visionär richtig. Kaum haben wir die ersten Kilometer hinter uns, präsentieren sich die Vorboten der Stadt. Verkehr, Stau, Baustelle, Rush Hour, Häuser, Aldi, Lidl, all so was. Da wär nix mit Zelt und Romatik gewesen.

Nach rund 30km docken wir im Zentrum von Danzig an. Wow. Was für eine Kulisse. Prächtig mächtig die Kirchenschiffe, ehrwürdig die Fassaden, historisch der Strassenbelag, voll die Gassen. Sehr sehr schön.

Es hilft leider nix, ein/zwei Stunden Stadt Gefühl muss reichen. Weiter zieht die Rennstahl Karawane. Schliesslich haben wir erst schlappe 30km. Ok, gib Gummi. Der Radweg entlang des Kanals ist perfekt, wir schiessen mit 25/30 auf der Deichkante entlang, die Kollegen in der Arbeit (Gott stehe ihnen bei) bekommen ein Live Video, mit Tochter Alex wird kurzerhand Facetime aufgebaut und plötzlich wird uns dann doch bewusst, die schwarze Wolke hinter uns ist auf dem besten Wege uns einzuholen. Ok, dann noch mehr Gas. Kurz vor Dworek erreichen wir ein Restaurant. Keine Sekunde zu früh. Die Tür fällt ins Schloss und draussen entlädt Petrus sämtlichen Frust über die Region. Auf dem Regenradar zu erkennen am lila Zentrum. Wir bestellen zwei Bier fürs innere Nass. Eine Suppe und einen Salat später schicken sich draussen die Strassen an zu trocknen. Das find ich gut so.

Der einzig verfügbare Campingplatz wäre in Elblag. Also steuern wir Elblag an, kleine Abweichung vom Plan, aber Wäsche waschen wär gut. Der Platz inmitten der Stadt ist einfach, aber er hat eine Waschmaschine. Wir checken ein. Die Kleine Chef will Sloty haben und erzählt uns “waschen bis 18h“. No Problem. Während wir um 17h aufbauen kommt der Rest der Regenwolke daher und wir haben gut mit unserem Equipment zu tun. Chef kommt und mahnt zur Eile ob der geplanten Wäsche. Nur die Ruhe. Als ich um 1730h die Wäsche in die Maschine geben will, meint der Scherzkeks “zu spät, nur bis 18h, weil Tourist schlafen“ Sag ich „schlafen? um 18h?????“ Wir stinken und die Wäsche ist doch gleich durch. “nix—nur bis 18h“.

Der Dialog ging noch länger, Fakt aber ist, das er uns lieber die 30 sloty zurückgab, anstatt uns waschen zu lassen. So ein Horst. Den Abend verbringen wir in einer dazu passenden Kellerbar.


Tag 11 — 88km, 570hm , 5h19 Fz

Der Platzwart würdigt mich am Morgen keines Blickes. Ich ihn auch nicht. Dafür hab ich über Nacht sein simples Badehäuschen mit Heizung anektiert und alles aufgehängt, was zuvor mit der Hand gewaschen wurde. Die Pfützen soll er selbst wegmachen, der Horst. “Tourist schlafen“ — um 18h — der spinnt doch.

Ok. Elblag ist Geschichte. Wir nähern uns heute der russischen Grenze. Es geht über Tolkmicko und dann Fromborg (die Stadt in der Kopernikus starb) weiter nach Braniewo (hier wäre es geradeaus nach Königsberg gegangen). Mir tränt ein wenig das Herz, aber keiner rät uns die russische Enklave zu durchfahren, ergo müssen wir nun landeinwärts der Grenze entlang. Wir kurbeln, fühlen uns sehr gut, und sind überzeugt, wenn ein Mikro scharf geschaltet wäre, würde man uns postwendend in der nächsten Psychiatrie einliefern. Zu viel Blödel—Talk all the day. Das Wetter ist etstaunlich fürsorglich, immer wieder mal Wolken, aber niemals wirklich schlecht. So war es erwünscht. Die Landschaft wechselt von dichtem Wald mit Moor über weite Felder mit Blick, kleine Ortschaften mit jeder Menge belebter Storchennester, und vieles vieles mehr. Sogar ein wenig Rückenwind ist uns vergönnt. Da heut weit und breit keine Infrastruktur geboten ist, entscheiden wir die nächstbeste Option beim Schopfe zu packen. Da kommt uns der schöne Vorgarten mit angrenzendem Teich bei einer älteren polnischen Bäuerin gerade recht. Sie gewährt uns — mit Hilfe des Google Translater — Asyl und wir haben einen super Abend mit Sonnenuntergang, Froschgequake und zwei Bier auf den Plastikstühlen der netten Dame. Perfekt. Was für eine wunderbare Reise.

Tag 12 — 96Km, 500hm, 4h55 Fz

Mama Bäuerin lädt uns zum Kaffee und Kuchen ein. Die Tochter spricht ein paar Brocken Deutsch und zum Abschied bekommen wir noch einen Sack Selbstgebackenes. Es geht uns wahrhaft gut. Dieser Tag ist schnell erzählt, wir brauchen kaum 5h für knapp 100km und haben gerade abermals eine TOP Location. Die junge Dame des Anwesens hat uns gerade zur Dusche gebeten. Bin abgelenkt. Fortsetzung (und Fotos) aber folgt.

Besser wie im Park nebenan

Bei der Dusche blieb es nicht, wir werden zum Essen eingeladen. Die Hausherrin holt einen ganzen Eimer Eier aus dem Hühnerstall und wir bekommen, einfach aber gut, Rüherei mit Tee kredenzt. Der Google Translater hilft die Sprachbarrieren zu überbrücken. Unsere Gastgeber sind herzlich und toll. Als wir uns anschicken zum Zelt zu gehen, frage ich kurz, ob ich den Akku über Nacht angesteckt lassen kann. Kurzerhand schnappt sich Krystoff eine Kabeltrommel, klettert auf einen Baum und stellt in luftiger Höhe die Verbindung zum Stromnetz her. Klasse. Wir gönnen uns der Abendsonne noch einen Absacker. Es geht uns prächtig.

So sehen unsere Feierabende aus

Tag 13 — 78km, 520hm, 4h18 Fz

Wir werden mit Kaffee und einer ordentlichen Portion Armer Ritter geweckt. Wohin mit unserer Dankbarkeit. Die Adresse haben wir erfragt, das gibt ein Paket aus Deutschland. Danke Krystoff & Frau.

Den gestrigen Schwung nehmen wir mit, es geht gut dynamisch dahin. Wellig, aber auf meist gutem Strassenbelag. Wir weichen ein kleines wenig vom Plan ab, aber der Track bleibt in unserer Nähe.
Als die kleine Abkürzung uns wieder auf der Hauptstrasse ausspuckt, passiert folgenschweres. Euphorisiert, wie ich bin, will ich den Überholschwung bergab nutzen und Lothar antauchen, berechne aber leider meine Lowrider und seine Hecktasche nicht. Das Bike schwenkt ordentlich nach links über die Fahrbahnbreite. Erschwerend kommt hinzu, das ich auf den Ellenbogen liegend, ganz locker unterwegs war. Die Richtungsänderung ist krass, ich sehe mich über den Asphalt schliddern, hänge wie ein Schluck Wasser über dem Lenker, schaffe mit einer Hand den Griff zu erreichen, während mein Brustkorb sich in die Wasserflasche am Lenker bohrt, egal, bitte wieder rechts, weg vom gefährlichen Bordstein, das kein Gegnverkehr unterwegs ist, ist der Gesamtsituation zuträglich. Lange Rede,es gelingt mir irgendwie das System zu stabilisieren, das Pedal schrappt beim rechtsknick nochmal grimmig über den Asphalt und dann ist gut. Ich sende einen Gruss an Jonas.

Ein kleiner Imbiss darf nun sein, es gibt Hamburger.. In diesem Nest gibt es nix zu sehen, ausser jene Kneipe. Prompt stranden 3 Biker am gleichen Ort. Etwas merkwürdig bepackt mit Müllsacken und optisch gut overloaded, aber bester Laune. Wir nehmen kurz Notiz von einander, denken uns aber weiter nichts dabei. Nette, junge Biker, die in Turnhose fahren. Wir sollten sie nochmals treffen.

Die Route führt uns bis Goldap, dort haben wir ausserhalb der Stadt einen schönen Campingplatz ausgemacht. Nebenbei bemerkt, mein Bike macht sich mal wieder mit unschönen Knackgeräuschen bemerkbar. Nervt gewaltig.

Der Platz ist super, keine Rezeption, ergo nix zahlen. Der See ist stimmungsvoll und auf einmal tauchen die 3Biker auf, zweimal Jerek, einmal Margarete. Im Gepäck homemade Wodka. Der Rest dieses Abends wird nur gegen Gebühr und dann auch nur im engsten Freundeskreis erzählt. Soviel sei verraten, die Jungs waren sehr trinkfest, die gesamte Session äusserst unterhaltsam. Das muss an dieser Stelle dann aber auch genügen. (Nein, Lothar, ich verrate nix — Ehrenwort)

Tag 14 — 69km, 620hm, 4h18 Fz

Heute ist ein schöner Tag. Es wäre nämlich, eigentlich (Hr R, sorry) ein Ruhetag. Aber nein, dazu haben wir keine Zeit, wir müssen erst ein paar äusserst wichtige Dinge erledigen. Außerdem will ich mein Bike zum Check geben, was sich aber als völlig sinnlos herausstellen sollte. Wir verplempern also ca 4—6km in Goldap, zumindest Lothar sein Thema ist gelöst. Schon mal gut.

Na denn, wenn wir schon mal im Sattel sitzen, kann es auch weitergehen. Auf nach Litauen

Es geht über Land, sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Weiden wechseln mit Wäldern, der Restalkohol macht sich kaum bemerkbar, Moorwälder folgen auf schmalen hügeligen Strassen wiederum einer kargen Landschaft. Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung nähern wir uns unaufhaltsam der litauischen Grenze. Doch bevor wir diese passieren, müssen wir uns noch ein letztes Mal ordentlich verfahren. Natürlich genau in die schwarze Wolke hinein. Lothar will nur noch den einen Buckel mitnehmen und dann in Deckung gehen. Glück gehabt. Die Tropfen werden richtig dick und rechter Hand ist ein Bauernhof mit offener Scheune — die annektieren wir und es lässt vom Himmel. Die Gartenschaukel in der Scheune stand offensichtlich noch nie woanders. Praktisch.

15min später ist der Spuk vorüber, die Strassen dampfen und wir hatten Gelegenheit unseren Navi—Fehler nachzuvollziehen. Also zurück. Kurz darauf ist sie da, die (grüne) Grenze hinüber in neues Land. Litauen.

Vollkommen unspektakulär überschreiten wir die Schwelle. Kein Schlagbaum, kein Grenzposten, nix. Nur ein Bauer in Gummistiefeln abseits im Feld.

Ca 10km später erreichen wir den Campingplatz Pusele. Very Nice. Es folgt die übliche Routine. Groundsheet, Zelt, Matte, Schlafsack, alles klar machen, Kocher raus, Tee raus (nein, wir trinken nicht immer Bier). Was für eine Leichtigkeit. Der See glitzert, der Wind bläst, von der anderen Uferseite (Russland) dröhnt der Bass mit Technomusik (bis 430h in der Früh. Gaga).
Der Platz ist ein Traum. kleine Unterstände bieten Platz, Strom ist vorhanden, die Wiese gemäht, die kleinen Sch*Viecher in der Luft entbehrlich. Es bleibt bis ca 23h taghell. Herrlich — wir schlafen selig. Heute nur ein Bier. Muss reichen.

Tag 15 — 101 (!)km, 280hm, 5h05 Fz

Irgendwie hat es die Uhr verstellt. Aber egal. Ich stehe heute — ACHTUNG — als erster (!) auf. Es ist 8.08h also MEZ 7.08h. Ich finde, das verdient Anerkennung. Lole schläft wohl noch den Rest vom Vortag aus.

Die übliche Routine, nur rückwärts. Schlafsack, Matte, Zelt, Groundsheet, Kocher … usw. Es gibt, wie immer, Müsli mit frischem Obst, Kaffee, sonst nix. Zähneputzen, PoPo cremen, Abfahrt. Ich schiebe den Hang hinauf, will das Geknarze nicht mehr hören. Boh, es läuft (und knarzt heut halbwegs moderat). Wir sind mit dem Start auf einem geschmeidigen 20er Schnitt, es ist eben, es ist verkehrsarm, es ist halbwegs windstill, läuft. Bis zu dem Moment, bei dem wir von der Route abweichen und abkürzen wollen. Grober Schotter mit Wellblech für über 10km. Zurück zum Track. Ist besser so, dann kacheln wir erst auf der 137 dann auf der 138 mit 23/25 Speed dahin, um den Schnitt wieder auf die 20er Marke zu heben. Völlig bescheuert. Wie schrieb neulich jemand: rasen statt reisen.

Geisterwolke?

Doch der Einsatz lohnt. Die uns den ganzen Tag begleitenden Regenwolken bleiben friedlich bzw werden heller. Unser Camp in Jurbarkas erreichen wir dann um 18h nach 5h reiner Fahrzeit. Der Blick auf den Memel Strom entschädigt für die pochenden Oberschenkel. Break. Wäsche waschen (geht hier auch nach 18h). Wir klingen gerade ganz gechillt Tag Nr 15 aus.

1380km stehen auf dem Tacho, die Stimmung ist unverändert gut, das Gefühl on the road zu sein, keinen Moment falsch — im Gegenteil. Mehrmals täglich wird uns bewusst, welches Privileg wir haben. Frische Luft, Luft im Reifen, …. und das ein oder andere, keinen Regen, no pain, …. und die Tage sind perfekt. Bisweilen zickt mein Knie, aber es hält. Das Knarzen hat sich heut (erneut) als Defekt der Tune Nabe herausgestellt (die wurde vor 4Monaten ausgetauscht ! !) — das lösen wir final in der nächsten grösseren Stadt, von der noch einige vor uns liegen. Insofern: Stand heute: es geht uns bestens.

Tag16 — 101km (!), 260hm, 5h14 Fz

Neuer Tag, neues Glück. Das Camp in Jurbarkas ist super. Die Frösche tanzen um den Teich, wir sind die einzigen Gäste und nutzen alle Tische und Bänke um uns rum. Zeit zu packen. Lothar eröffnet den Satz mit einem legendären „Oiso, der nächste Campingplatz ist 95km entfernt — soweit fahr ich NICHT!!!“ Hat er gesagt gehabt. Mehrfach.

Ich pflichte ihm aus voller Brust zu. Wirklich nich nochmal. Ey. Wir reisen sagten wir mal. ok, los gehts. Diese Litauer Passage ist in der Kategorie “pfeilgeraden“ richtig aufgehoben. Es geht episch und wahrhaft schnurgerade auf einer endlos scheinenden Strasse durch Wald und Flur dahin. Tempo. Soviel zum Thema reisen statt rasen. Der Wind muckt zwar bisweilen etwas gegen uns auf, aber im belgischen Kreisel lässt sich auch dieses Problem lösen. Wir kurbeln. Es hat irgendwie schon etwas meditatives — der Blick bisweilen auf den Spaghettilangen Garmin Strich und treten, treten, treten,….. solang bis es reicht. Das passiert uns meist spätestens nach rund 50km. Dann verlangt der Körper nach Flüssignahrung oder einen kleinen Brotzeit. Und wenn wir keine ordentliche Parkbank oder Bushaltestelle finden, nehmen wir die nächstbeste Kirchenwand und lehnen uns ans historische Gemäuer. Die Sonne knallt auf uns herab. Schuhe aus. Reisen, rasten, nicht rasen.

Pfeigrad

Gestärkt satteln wir und nehmen den nächsten ultralangen Strich in Angriff. Wir wählen Papegiai als maximal letztes Ziel, weil, wir erinnern uns, Lothar nicht schon wieder >95km fahren wollte!! Doch in dem Nest ist nix, aber wirklich nix, was uns frohlocken könnte. Kein guter Platz, kein nix. Wir haben immerhin schon wieder 65km im Bein. Ok, der Beschluss lautet, wir fahren jetzt solang bis das nächste (!) schöne kommt.

Gesagt, getan. Wir steigen aufs Rad, den Lenker gerade (es sollte keine weitere Lenkbewegung mehr notwendig sein) und kurbeln. Wenn es schon so geradeaus geht und man sonst nix zu tun hat, tritt man halt a bisserle stärker aufs Pedal. Bevor wir uns versehen, steht der Tacho auf 101 und das Camp am Rand ist gottverlassen, aber halbwegs nett gelegen. STOPP! Keine Meter weiter, wie vereinbart, is ja klaa.

Zudem trübt der Himmel mächtig ein. Schwarze Wolken verkünden Unheil. Zum Glück haben wir eine Riesenhütte als Unterstand. Wir breiten uns ordentlich aus, kochen Tee, weil, jetzt kommen funny facts.

Ein paar Stunden zuvor. Es ist ca 15h30, Lothar geht in den Supermarkt, um (passiert ab und zu) für den Abend vorzusorgen, Salat und solche Sachen, ok, auch ein, zwei Bier auf Vorrat, legt alles fein säuberlich aufs Band und will bezahlen. Die Dame an der Kasse zieht alles sauber durch, bis auf das Bwir. Lothar sein Blick ist im etwa so, wie seierzeit, als er sein Zelt wasserte. Der Grund ist einfach. “no alcohol on sunday after 3p.m.“ sagt die Dame und der Kasse und verlangt Bares für den Salat. Ey. Also, wir hätten um 14h55 Kistenweise Bier oder Wodka kaufen können, um 15h30 ist das nicht mehr erlaubt. Klingt logisch. Also gibt es heute Abend Tee im Unterstand, während Petrus unsere Zelte ordentlich besprenkelt. Wir gehen heute, nachvollziehbarerweise, früher schalfen.

Tag17 — 82km, 180hm, 4h43 Fz

Es hat ordentlich geregnet, wir kriechen aus unseren MSR zelten, alles dicht. Die übliche Routine wird um Trocknungsarbeiten erweitert. Aufhängen der Zelthäute, ausschüttlen und so weiter und so fort. Es gelingt tatsächlich, das wir gegen 9h auf trockener Strasse den neuen Abschnitt angreifen. Nur noch 65km bis Klaipeda. ok. Wir leisten uns nur eine kurze, aber teure (1 Stk Almon Cake 6eur), Rast und brettern im Grunde bis zur Hafenstadt durch. Um 1330h schlagen wir an der Hafenmauer an und sind etwas ernüchtert. Die angekündigte Kulisse muss wohl gesucht werden oder der Werbetexter war besonders einfallsreich.

Klaipeda

Dieser Umstand hat zur Folge, das wir schneller vom Hof kommen. Weiter gehts bis zum nächsten CampGround unserer Wahl. Jetzt präsentiert sich Klaipeda von der besten Seite. Der Eurovelo Nr10 geht dur h Kiefernwälder, ist bestens geschildert und 100% Verkehr befreit. Sehr cool.

Wir nehmen einen äusserst feinen, aber völlig leeren Platz unweit des Ostseeufers. Nachdem der ganze Tag schon mit starker Bewölkung geglänzt hat, macht die Vorhersage der Wetter App nun ernst. Dunkle Wolken plus Regen sind im Anmarsch. Ok, wir haben Vorräte an Bord, es gibt Nudeln aus der Tüte und dann gehts halt mal eher ins Bett. Bislang sind wir tagsüber 17x trocken geblieben. Morgen am Tag 18 wirds spannend, erst am Abend sagt er Besserung. D.h. für morgen früh: purer Luxus, liegenbleiben bis es aufhört zu regnen, oder?

Regenvorsorge — kluge Entscheidung

Tag 18 — 82km, 70hm, 4h21 Fz

Es regnet. Aber es ist ja auch erst 7h. Dieser Zustand dauert bis um ca 8h30. Ich sag ja, purer Luxus. Packeln, und alles halbwegs trocken pusten. Gelingt nicht ganz. Egal. Weiter zieht die Karawane. Wir folgen dem EuroVelo 10, sehr schön, perfekt wie gestern, leider sehr kühl, 12* … mehr gibts nicht. Nach ein paar Metern gesellt sich ein Biker aus Klaipeda zu uns und sollte für die nächsten 12—12km Lothar mit seinem Wissen rund um Litauen und die Bikerei beglücken, ich halte mich gepflegt zurück. An einem tollen Aussichtspunkt gibt er uns noch letzte Tipps und wir sind entlassen. So geht Redeschwall.

Der Zufall will, das wir kurz darauf einen kurzen Stopp einlegen und von einer einsamen Bikerin überholt werden. Die Grenze zu Lettland ist nicht mehr weit …..

Tja, die Sache mit der Bikerin erfordert mal wieder, das ich etwas weiter ausholen muss …

Dr. J., so heisst die Dame, macht, nachdem sie den gesamten Schwung vom überholen mitgenommen hat, am Grenzposten zu Lettland einen Halt. Sekunden später sind auch wir an gleicher Position. Zeit für ein Bild. Wir betreten das Land Nr3 (D mal ausgenommen) unserer Reise. Lettland, wir freuen uns auf Dich. Dr. J. macht ein Bild von uns, ganz knapper Talk und weg ist die junge Deutsche schon wieder. Wir posen noch ein wenig und machen uns ebenfalls auf die einzig verfügbare Strasse, die A11 nach Liepaja. Schnurgerade führt sie ohne Abwechslung 51km bis nach Liepaja. Die Trucks müssen die gleiche Strecke nehmen, lassen sich aber von uns keineswegs stören, der ein oder andere Horst scheint uns gar nicht zu sehen. Die Trucks sind das eine, der krasse Gegenwind, das andere. Auf der Ebene sind selbst kreiselnd kaum mehr als 15kmh drin, harte Arbeit. Es dauert nicht lang, da schliessen wir auf Dr. J. auf und spenden ohne viele Worte kameradschaftlichen Windschatten. Gentlemen wir sind. Lole und ich wechseln uns im Kampf gegen das Element Wind ab, haben aber gute Beine. Dr. J. sonnt sich im Windschatten, wenngleich von Sonne noch nicht viel zu sehen ist, ganz weit hinten kommt es ein wenig blau daher.

Nach rund 35km haben wir die Zunge wie ein Schäferhund am Lefzen hängen. Time to rest. Die einzig verfügbar Stadt, ok, mehr wie ein Dorf ist es nicht, hat immerhin einen Gastgarten im Angebot und auch noch geöffnet. Zwei Bier, ein Radler für die Dame, 2x warme Nudeln, weil der Wind ziemlich kühl ist (max 12*C). Das Gespräch kommt schwer in Gang, aber eigentlich an dieser Stelle auch nicht weiter wichtig. Wir trinken aus, kündigen an, 10km vor Liepaja zu campieren und spendieren neben dem Radler nochmal eine Runde Windschatten. Erneuter Windmühlenkampf. Dann offenbart sich der Campground. Verbelnieki. Lole, fährt rechts ran, ich halte an, will mich herzhaft verabschieden, komme aber gar nicht dazu meine Arme auszubreiten, rollt Dr. J. an mir vorbei, wirft mir ein “man sieht sich“ zu und ward nunmehr nur noch von hinten gesehen. Und tschüss.

Der Platz ist super, wir speisen, trinken, checken, duschen und freun uns … zur Feier des Tages gibt es dann noch um 22h39 einen traumhaften Sundowner an einem einsamen Ostseestrand bei rauhem Wind. What a day. Danke Jonas.

Tag 19 — 107km, 420hm, 5h37 Fz

Der frühe Vogel fängt den Wurm, war schon immer mein Motto. Ich (!) bin früh aus den Federn. Die Uhr sagt kurz nach sieben, Lettland Time, also, meine lieben LeserInnen sex Uhr Ortszeit in D. Hallo!? Die Sonne küsst uns, die Haut vom Zelt tropft gerade so. Könnt ein geiler Tag werden. Wir wollten eigentlich in Liepaja einen Kaffee ordern (+10km) doch die Zelte wollen noch etwas sonnen, also Cappu hier im Camp. Die 10km nach Liepaja sind gleich absolviert. Die Stadt empfängt uns herzlich. Tolles Entre, viele alte Häuser, eine blitzblanke Strassenbahn, toll. Das Cafe im Zentrum ist perfekt. In der Sonne gibt es zwei Cappu, was herzhaftes und was Süsses. Und, haste nicht gesehen, rollt doch glatt Dr. J. über die Hauptstrasse und beginnt ihren Radtag heute ohne uns. Und tschüss.

Na, sind das gute Bedingungen??

Wir planen im Cafe mit Hilfe von Komoot (ein geiles Tool) unseren Track nach Riga etwas um und zielen auf Aizpute in Richtung Kuldiga, soll schön sein, liegt aber auf der Entfernungsskala zu weit weg (nach den mageren 10km von eben nochmal über 90 on top). Wir verlassen die Hauptschlagader und zweigen auf eine weniger befahren Hauptstrasse ein. Kaum Wind, es hilft nix, ich muss mir den Kopfhörer geben. Hardrock trägt mich über den Asphalt. Wir sausen, die Sonne knallt, der Wind hält halbwegs still, es geht sowas von dahin.

Kuldiga

Lange Rede …. ich schreibe diese Zeilen am Flusslauf der Venta (IS, was soll mir das sagen?) und Kuldiga ist ein phantastischer Ort, der nun leider hinter uns liegt. What a day, ich bin mächtig euphorisiert. Es ist sowas von sensationell, Flow ohne Ende, Endorphine, die tanzen. Udokah is happy.

Die Venta fliesst friedlich aber wild, daher campen wir wild. Wenngleich der Parkplatz hier ums Eck eine auffallend hohe Frequenz hat…. mal sehen, was die Nacht so bringt.

Um es mit Dr J. zu sagen “man liest sich“

Tag 20 — 105km, 450hm, 5h39 Fz

Die junge Wilden aus Kuldiga haben sich ordentlich ausgetobt. Gefühlt war in dieser Nacht jeder unter 20 mit demontiertem Endschalldämpfer auf irgendeiner Ausfallstrasse unterwegs um Dezibelmessungen durchzuführen. Volles Rohr bis weit über Mitternacht hinaus. Wer gerade nicht beim Röhren war, der fuhr hier zum Parkplatz mit Blick auf die Venta, um 5min später wieder, Vollgas, zu entschwinden und eine neue Messung durchzuführen. Gehts vielleicht noch lauter?

Im Hintergrund besagter P

However. Frisch erholt steigen wir aus dem Zelt und tragen unsere Habseligkeiten auf die ca 50m entfernte überdachte Empore mit grossem Tisch und Bank. Hier lässt es sich gut packeln, kochen und Müsli essen. Ready to go. Nächster Halt ungewiss, einen Campingplatz gibt es nicht in angemessener Entfernung, also kurbeln wir erstmal fröhlich dahin, schicksalsergeben wie wir sind.

Breakfast Time

Flow pur. Wie haben Rückenwind, wir haben Sonnenschein, wir haben es warm, wir haben es gut. Es hat sich so eingespielt, das wir nach rund 50/60km meist eine schöne Rast einlegen. Dazu wird zuvor in einem der seltenen Läden eingekauft. Die Dame am Obststand hat einen üppig gebundenen Salatblattkranz (anstelle Lorbeeren) auf dem Kopf. Nette Verkaufsidee, ala wir lieben Lebensmittel. Ich messe dem ganzen keine weitere Bedeutung bei. Der fehlende Schwerlastverkehr auf unserer Nebenstrasse kommt uns jedoch langsam verdächtig vor. Die entgegenkommenden(wenigen) Autos scheinen allesamt durchs Unterholz gefahren zu sein. Jedes zweite hat den Kühlergrill voller Eichenblätter. Als dann in the middle of nowwhere an einer Tanke jedoch ein Hüne von einem Kerl mit seinem Blätterwerk am Kopf aus dem Auto steigt, wirds mir zu bunt. Ich frage und das Rätsel löst sich auf. Heute ist Ligo Day (Mitsommertag) in Lettland — und das lassen die Letten sich nicht nehmen. Jeder der Hans oder John oder so heisst muss den Kopfschmuck tragen und gefeiert wird ab 23h (!!) bis morgens um 5h (!).

Wir erreichen nach über 90km Tukums und wollen keine weiteren 40km bis zum Campingplatz fahren. Also spreche ich einen Polizisten an und frage nach „kemping“. Der Wachmeister überlegt minutenlang, schüttelt den Kopf, überlegt wieder und fragt mich dann “you wanna kemping?“. Ja, genau. Er gibt mir eine “Adresse“ im Off, wir fahren trotzdem hin und landen auf einem abgerissenen Bauernhof, mit einem Mütterchen und deren erwachsenen Kindern auf Besuch. Die Tochter versucht mein Begehr zu verstehen und der Schwiegersohn leitet uns kurzerhand auf ein abgemähtes Feld ein paar hundert Meter entfernt inmitten einer Moskito—Kolonie

Ok, geht schon irgendwie. Die Ferienhütte ums Eck beherbergt 3 Familien mit Kindern, die gehen bestimmt bald schlafen. Wir entscheiden uns für kalte Küche und wollen in den nächsten Ort zum Essen gehen. Fehlanzeige, die Bürgersteige sind hochgeklappt und die Stadt Tukums wie ausgestorben. Die Küche bleibt im Wortsinn kalt. Ich organisiere mir zwei primitive Hocker und wir sitzen in der Abendsonne darauf wie zwei bestellte, aber nicht abgeholte Landstreicher, löffeln unser Müsli (Udo) bzw. unsere Tütensuppe (Lole) und gehen dann taghell um 22h schutzsuchend in unser Zelt. Scheiss Viecher.

Punkt 23h werden wir aus dem Schlaf geholt. Es wummert ordentlich. Nebenan wir gefeiert. Ligo Day. Is kla. Wumm, Wumm, ….

Wo ich schon mal wach bin, versuch ich eine schöne Schlafposition zu finden. Peng. Schiesst mir ein mächtiger Krampf in den rechten Oberschenkel, die Ausgleichsbewegung verursacht dann gleiches Ergebnis nochmal links, ich schreie auf und Lothar, will schon sein OP Besteck auspacken, doch irgendwie geht es dann schmerzhaft vorüber und ich bewege mich in dieser Nacht nur noch sehr ausgewählt.

Tag 21 — 66km, 100hm, 3h45 Fz — ***RIGA***

Heute ist “wieder mal“ Ruhetag, also fahren wir traditionell nur 66km. Der Weg nach Jurmala hinein ist klasse, kilometerlang führt die breite Einfallstrasse an der Küste entlang, super. Sonne brennt tüchtig. Wir kurbeln ebenso, gönnen uns aber nach rund 50km ein Bierchen in Zentral Jurmala. Wonderful. Nur noch knapp 20km bis nach Riga.

Der Stellplatz für WoMos inmitten der Stadt hat den Charme einer Imbissbude, unser Grünstreifen jedoch mit Blick auf die Skyline ist ein Fünfsterne Ort. Hier will ich bleiben.

Noch Fragen?

Wir bauen auf, duschen, waschen Wäsche, checken die Lage und machen uns brutalst euphorisiert auf den Weg in die 4km entfernte imposante Altstadt. Was für ein Abend. Was für Trip bislang. Auf dem Tacho stehen 1921km und wir haben so viel erlebt, soviel gesehen, müssen so viel noch verarbeiten. Lübeck liegt Lichtjahre entfernt zurück und die Stadt hier ist aktuell im Wortsinn die Krönung unserer bisherigen Tour.

Ein Platz schöner wie der andere, relativ wenig los, 100 Cafes und Bars, Kirchen, Gemäuer, Geschichte, Menschen ( Mein Bad in der Menge, you know CL). Es ist schwer zu beschreiben und ich will Euch nicht langweilen, aber eines ist sicher: Es ist gut so wie es ist.

Übermut

Darum soll an dieser Stelle genug der Schwelgerei sein. Wir radeln in der Dämmerung zurück ins Camp und ich geniesse einen einzigartigen Blick aus meinem Zelt (moskitosicher, nur mit Tarp).

Ohne Worte !

Der Umstand, das auf der anderen Uferseite einmal mehr der Techno Bär steppt hindert uns nicht am glückseligen Schlaf. Und das allerbeste: morgen ist tatsächlich unwiderruflich RUHETAG. Sprich höchstens ein paar entspannte Stadtkilometer.

Mal sehen wie es so weitergeht, abends werden wir mal eintauchen ins Riga Nightlife.

Tag 22 — RUHETAG — (22km)

Was bisher geschah — so geil

Unser erster Ruhetag. Den haben wir uns auch verdient. Zufrieden schauen wir auf den länger werdenden schwarzen Strich auf unserer Karte (die wie sonst eigentlich nie brauchen). Die Sonne und der erneute Wumms aus der gegenüberliegenden Technofabrik weckt uns dennoch zeitig, aber es ist ein grosser Unterschied, wenn man liegen bleiben darf und nicht aufstehen muss. Wir starten geruhsam in den Tag, kochen uns einen Kaffee, essen Müsli, schreiben Tagebuch und lassen den lieben Herrgott einen guten Mann sein. Nach Mittag brechen wir dann dennoch zu einer umfangreichen Stadtrunde auf, die historischen Gemäuer wollen erobert werden und Lothar hatte heut noch gar keinen Kirchgang, wird also höchste Zeit — doch, Pech für Lole, die echten grossen Gotteshäuser haben längst das Eintrittsgeld erfunden, also ohne Cash kein Gebet. Die Stadt brummt, am Vormittag hat einer dieser unsäglichen Kreuzfahrttanker angedockt und geschätzt 2000 Menschen in die Stadt entlassen, dort laufen sie nun, mit dem Translater—Transistor um den Hals und einem Knopf im Ohr und lauschen ehrfürchtig dem fahnenschwenkenden Guide. Um Punkt 19h trompetet diese riesengrosse Kreuzfahrtmetallschale dann zur Abfahrt. Genug Landgang, alle Mann samt Frau wieder an Deck. Das Durchschnittsalter in Riga sinkt in diesem Moment rapide.

Nachdem wir uns mittlerweile am Camp erneut geduscht haben, geht es nochmals zum Nightlife in die Stadt. Der restliche Abend gehört jedoch auch hier wieder in die Kategorie “genauere Auskünfte und Details nur gegen Gebühr“. Soviel sei verraten, es war toll und spät und überhaupt, in jedem Fall einem Ruhetag absolut würdig.

Weniger würdig hingegen war dann die abermals unverändert laut wummernde Bassbox vom Ufer gegenüber. Techno in der primitiv Version, also nur WUMM WUMM WUMM ohne jede weitere Feinheit. Das ganze natürlich, wenn schon denn schon, bis 5h morgens. Ey. Im Wort Ruhetag steckt nicht umsonst das Wort R*u*h*e drinne.

Tag 23 — 85km, 210hm, 4h55 Fz

Zuviel Ruhe is auch keine Lösung, also stehe ich, nachdem das WUMM WUMM endlich verstummt ist, pünktlich um 617h auf. ICH. (OK, OK, Ortszeit 7h17h). Alles in allem dauert es dennoch bis 9h bis wir vom Hof kommen. Egal. Der Track führt uns geschlagene 17km aus der Stadt heraus, um an einer Autobahnähnlichen Brücke mit Radwegkringel zu landen. Der Haken an der Sache ist nur, das die Auffahrt zum “Kringel“ noch in Bau ist und wir 3Stockwerke unsere Bikes wuchten müssen. Auf der etwas unerquicklichen A1 geht es an später an der Küste entlang weiter ins Land. Wir holen Henriette auf einem Radweg ein und haben für die restlichen ca. 50km eine neue Reisepartnerin. Sehr nett. Henriette ist “erst“ seit April unterwegs, na denn.

Unser beider Track führt in einen Wald am Ostsee Ufer. Wir versanden im Wortsinn, sind aber schon zu weit voran als das umdrehen sich lohnen würde. So quälen wir uns ca. 6km durch üble Sandhaufen. By the way: quälen wär jetzt schon mal schlimm genug, hinzu gesellt sich aber seit Sonnenaufgang mittlerweile eine nahezu unerträgliche Hitze. Der Garmin wird am Ende des Tages max 40*C ausweisen. To much. So schnell kannst du da nicht haxeln, dass der Fahrtwind kühl würde. Im Sand schon gar nicht. Und trotzdem gelingt dem neuen Trio zu guter Letzt eine saubere 85 auf der Tachonadel. Wir checken gemeinsam in dem von Henriette erkorenen CampGround ein und sind begeistert. Seht selbst (nachher nach Sunset).

Ansonsten gilt, der Körper muss sich an den „neuen“ Rhythmus erst wieder gewöhnen. Ich spüre mich, aber das ist ja allemal besser wie umgekehrt. Jetzt kommt erst mal der chillige Teil des Abends, wir haben uns mit alkoholfreiem Bier eingedeckt.

Fortsetzung folgt sicherlich. (das Gästebuch freut sich über jeden / die grösste Überraschung war bislang Utz aus W.)

Tag 24 — 93km, 110hm, 4h32 Fz

Dieser Platz ist der Platz schlechthin an dem man aufwachen mag. Die Ostsee ist einen Steinwurf entfernt, die Ruhe umarmt einen, mein Zelt steht strategisch gut im Morgenschatten. Der Blick aus dem Moskitonetz hinaus ist unbezahlbar. Herz was willst du mehr? Nix! Wir steigen unglaublich satisfied aus dem Schlafsack, fehlt nur noch, das jemand den Cappuccino liefert. Weil das genau nicht passiert, machen wir uns eben selbst einen … und schon ist es eigentlich (Hr R) unglaublich kitschig, aber doch ganz gut aushaltbar.

Wir starten entsprechend spät um 930h … mein Hinterrad verliert übrigens seit geraumer Zeit Luft, Nachpumpen hilft (noch)… ist aber nervig. Noch nerviger wäre wieder auszubauen. Bis zur Eroberung des nächsten Landes (Estland, Nr4) sind es noch 50km to go. Wir gehen zu dritt auf die A1 und die LKWs geben uns gelegentlich Rückenwind (um es positiv zu formulieren). Lothar und ich wechseln uns ab, Henriette ist völlig klaglos in unserem Sog. Schwupp erreichen wir die Grenze nach Estonia.

Stolz wir sind. Grinsen fürs Foto und geben uns Five. Die nächsten Kilometer sind einsam, dann kommt eine nicht minder einsame Imbissbude daher und wir geben uns die volle Breitseite Pommes mit Wurst. Der einsame Biker, der entgegengesetzt fährt, verrät uns zum Abschied nur, das er auf dem Weg nach Spanien ist, irgendein Self Supporter Race — ich dachte nur wir sind die crazy boys. Da hab ich mich wohl tüchtig getäuscht. Weiter gehts, Henriette geniesst unsere Gesellschaft so sehr, das sie sich entscheidet ihre Campingplatzwahl links liegen zu lassen und mit uns eine Extrameile zu gehen. Ich pumpe nach.

Danke Henni

Wenn der Tag voranschreitet wird es nicht leichter, der Popo meldet sich, der Verkehr ist durchaus nervig, und der Körper sagt gelegentlich auch mal Hallo. Hinzu kommt die Bullenhitze. Wir kämpfen uns zu dritt vorwärts, und kämpfen ist tatsächlich ernst zu nehmen. Unsere App (danke Henni für den Tipp (den AWM mir bereits gab)) führt uns an eine einsame Stelle im scheinbaren Nowwhere, doch der erste Eindruck täuschte. Wir sind bestens aufgehoben. Die Zelte stehen im Wald, die Hütte hat einen Charme, die Dartscheibe frohlockt zum spielen, die Moskitos sind ebenfalls gut gelaunt. Ich trinke Tee (kein Witz), und das neue 3er Team arrangiert sich wunderbar.

Aufgrund der trüherischen Helligkeit sitzen wir bis über 23h hinaus drausen, als auf einmal ein weiterer Camper auftaucht. Mit dem Motorrad kommt er vom Nordkap und ist bald wieder zuhause in Litauen. Er spricht uns an, bedankt sich für den Talk in der Hütte kurz zuvor und überreicht uns 6(!) Schnapsflaschen und meint diese für nette Menschen reserviert zu haben und überreicht grinsend die %haltigen Teile. Wir grinsen schon wieder und prosten uns zu. Schon wieder einer dieser Abende für die Perlenkette. Nicht nötig zu erwähnen, das der Besitzer des Grundstücks auch noch mit einer Flasche um die Ecke kommt. Wir schlafen einen friedlichen Schlaf.

Tag25 — 95km, 130hm, 4h58 Fz

Ach ja, ich vergass zu erwähnen, das am Abend noch ein ernstzunehmender Eingriff am Hinterrad erforderlich war. Ein Mini Metallsplitter hat sich seinen Weg durch den Mantel gesucht. Der neue Schlauch kommt zum Einsatz.

Aufwachen im Kitsch. Herrlich. Sonne, Wald, Schatten, Natur pur. Wunderbar. Nach einem äusserst entspannten Frühstück steigen wir abermals zu dritt in die Pedale. Henni begleitet uns noch bis Pärnu, war wohl gestern doch etwas viel. Viel ist allerdings auch mein Hinterrad. Sehr viel Höhenschlag. Ich hoppele über die Piste. Nach einer wundebaren Rast in Pärnu nach ca 22km, ein letztes Mal zu dritt (Danke Henni, deine Gesellschaft war TOLL) suchen und finden wir eine Luftpumpe. Die Aktion, Luft ab, Luft auf, zelebrieren wir 2—3x um das Problem reduziert sich auf der Skala von 10 auf (leider zu spät gemerkt) 5. So hoppele ich noch eine ganze Weile weiter. Wir verlassen den Hauptstrang und bekommen zum Ausgleich ca 10km dirty Road. Hinzu gesellt sich ein heftiger Sommerregen, dem wir gerade so entkommen.

Hier riechts ein wenig streng

75km stehen schon wieder auf dem Tacho, zuvor haben wir bei Km60 ausgiebig im Schatten in Konga gerastet.

Wir entscheiden uns für links rum, weil 10km entfernt ist ein COOP und wir brauchen Verpflegung. Um Punkt 1745h erreichen wir den Shop. Nachdem die Regenpause ca 20min dauerte heisst es dieses Mal zum ersten Mal auf dieser Reise “geöffnet bis 1730h“. Alle andere Geschäft im Baltikum hatten bisher minimum bis 22h geöffnet. Volltreffer. Hunger und Durst. Nur ein Reserve Radler im Gepäck.

Der Platz unserer Wahl ist irgendwo im Off, in Keskküla. Nochmal 10km. Es sollte sich lohnen …. in jeder Hinsicht…

Tag 26 — 87km, 150hm, 4h46 Fz

Der Platz von Mart in Poldotsa talu ist eine Wucht. Kein Wunder, dass er eine über 10seitige Titelstory in einem Wohnmagazin vollmacht. Auch die frisch angereiste estnische Familie mit ihren 4Kindern ist sehr nett und sowohl Lothar als auch ich werfen uns mehrfach vielsagenden Blicke zu (Details nur gegen Gebühr). Wir nahmen ein ausgiebiges Bad im Teich, dessen Wasserfarbe wir mit der “Augen zu Methode“ ignoriert haben, die Dusche im Anschluss war obligat.

Danke Mart

Müsli, Packeln und dann geht es bei schönstem Wetter (viel zu warm) weiter Richtung Küste. Lothar fährt, ich hoppele aufgrund Mangels an Tankstellen (keinen Bock den 2,8er Reifen in dieser Hitze mehrfach im Trail und Error Verfahren abzulassen und aufzupumpen. Lieber hoppeln. Hatte ich auch noch nicht. Grüsse von meinem Hintern erhalte ich stündlich. Wir kommen gut voran, die Strassen sind neuerdings menschenleer, die Gegenden gottverlassen und weitläufig, entweder Wälder oder Felder. Auf unseren heutigen knapp 90km gibt es exakt 1 Tankstelle mit exakt einer Zapfsäule und exakt keiner Luft.

Die Hitze bleibt, wir fahren neuerdings knapp einen 20er Schnitt, und scheinbar gelingt es uns der sich aufbauenden Wolkenfront links und rechts von uns, wie durch einen Korridor zu entkommen. Doch weit gefehlt, unvermittelt öffnen sich die Schleusen und wir sind mittendrin im lila Regenzentrum. Schnell rechts ran, es gab die letzten 15km NIX, jetzt tut sich ein kleines Häuschen am Strassenrand auf, wir annektieren den Garten, bitten um Unterschlupf, der ins in einem düsteren Geräteschuppen, der vollgestellt und muffig ist, gewährt wird. Danke. Es giesst ordentlich. Die Dame des Hause bringt uns eine Limonade und etwas Gebäck. Das find ich nett. Wir warten noch eine Weile und starten dann bei leichten Tröpfchen unbeeindruckt weiter. Am Aussichtspunkt in Spithamie schiessen wir ein paar graue Pics, orientieren uns am Blauen Himmel weiter östlich.

Die letzten knapp 15km sind eine Tortour, grober Schotter, Pfützen und dichter Wald gepaart mit angriffslustigen Mücken. Unsere App navigiert uns nach Nova. Sogar einen Shop gibt es hier, der “Campingplatz“ scheint nicht weit. Als wir ins Gelände einbiegen, fällt uns die Kinnlade runter. Baustelle. Nix Kemping. Nur Häuserchen im Rohbau und das bedrohliche Schild „privat“. Wir sind etwas desorientiert und denken an Wasser, Dusche, Strom, all das was es hier wohl nicht gibt und im näheren Umkreis nicht geben wird. Schöner Mist.

Kommt ein Herr daher spricht in feinstem Hochdeutsch “ihr wollt wohl zelten, was?“

Jep.

Kein Problem, das ganze hier wird mal ein Feriendorf, die Dusche ist da drüben, Wasser hat Trinkqualität und wenn wir was brauchen, einfach melden. Der Teich ist sauber, Mücken kommen erst gegen 22h. Ok, wir bleiben.

Und was so eine richtige Baustelle ist, bietet auch einen Kompressor. Made my day. Wir demontieren das Hinterrad erneut und nähern uns mit Demontage und Montage, und auf/abpumpen erfolglos dem Problem. Die finale Lösung ist Seife. Wir schmieren den Mantel beiderseits ein und endlich rollt die Kiste wieder rund. Made my day.

Noch 100km bis Tallin. Wetten werden noch angenommen, wo wir morgen anlanden werden.

Tag 27 — 91km, 200hm, 5h16 Fz

Der Platz von Michael ist toll. Wenn die Häuser fertig sind, wird das ein tolles Ziel. Wir lernen einmal mehr, welch unterschiedlichen Lebensentwürfe es doch gibt. Michael lebt seit zwei Jahren hier und hat sich dem deutschen System entsagt. Es geht ihm bestens.
Irgendwie musste ich heut ausschlafen, daher kommen wir nach nettem Plausch mit Michael erst um 10h30 vom Hof. Negativrekord. Ok, das müssen wir halt dann mit höherer Durchschnittsgeschwindigkeit ausgleichen. Wir gehen auf die Spur und folgen dem Track. Links ab in den Wald. Wow, hier sind die ganzen RMK Traumplätze. Romantik am See, Schatten, Sonne, Hängematte, Feuerstellen, Mücken. Super. Wenn das so weiter geht …

Tut es nicht, schon nach wenigen Kilometern endet die Fahrspur (für Autos) und verengt sich deutlich. Der Strand ist einen Steinwurf weit weg, der Sand allerdings ganz nah und zwar unter uns. Tendenz zunehmend. An Radfahren ist nicht mehr zu denken. Ey. Wenn das so bleibt kommen wir erst morgen in Tallin an. Wir schieben und verscheuchen die Trilliarden von Viecher um uns herum … Ameisen von unten, die, sobald man stehen bleibt, die Gebeine erorbern, Moskitos die, noch hungrig von der Nacht, willig zustechen. Die Sandpiste scheint noch eine Weile anzudauern. “Lothar, der nächste Abzweig gehört uns, egal wieviel Umweg er mit sich bringt. By the way, unnötig zu erwähnen, das unser Schnitt ins unterirdische sinkt. Alles richtig gemacht.

Aber auch diese Hürde meistern wir. Als wir endlich wieder auf asphaltiertem Geläuf sind, heisst es “no Mercy“. Wir geben Gas und nach kurzer Rast in Keila, gelingt es uns tatsächlich gegen 18h und 85km später Tallinn zu erreichen, der Haupststadt Estlands. Cool. Wir grinsen. Zwei Bier bitte. 13,80 bitte, sagte die Schnepfe vom der Bar am Marktplatz mit Touri—Aufpreis und gibt mir 6euro raus. Als sie meinen mahnenden Blick sieht, rennt sie in die Küche und bringt mir zehn 2cent Stücke. Doofe Kuh.

Die Altstadt ist schön, aber irgendwie sind wir heute durch und radeln weitere 6km zum Stadtcamping ausserhalb von Tallin. Wieder mal charmante Teerfläche mit Grünstreifen. Der Platz in Riga war cooler. Dafür ist der Sonnenuntergang hier sein Geld wert — er ist zwar kostenlos, aber inklusive der zwei Bier von vorhin, bereue ich keinen Cent. Zumal ich noch zehn 2er überhab.

Wir gehen glückselig in unsere Schlafsäcke. Nebenan rüsselt ein weiterer Biker, der frisch zurück vom Nordkap kommt und weiter bis Duisburg will. Es gibt die unterschiedlichsten Lebensentwürfe.

Tag 28 — Ruhetag — Transfer nach Helsinki —> siehe Blog “Skandinavien“

Lothar ist so früh auf, wie nie. Als ich um 7h (!!) meinen Hals aus dem Zelt recke, hat er schon komplett abgebaut. “Lole, das ist nicht die deutsche Bahn, das ist die Ferry, da passiert nix„. Ich glaube er will schnell zum Hafen. Um 1045h geht unser Pott und während ich dies hier schreibe befinden wir uns bereits auf hoher See. (Tag 28, 11h11, Freitag) die Stimmung ist gut. Helsinki, we are coming …)

Nächstes Kapitel —> hier gehts weiter

Auf einen Blick

die Vorbereitung

der Countdown

Deutschland, Polen

Baltikum

Skandinavien

Fazit, Bilderbuch:

Länderspecial -> Polen, Litauen, Lettland, Estlandist bereits online

Länderspecial -> Finnland, Schweden, Dänemark – folgt