Ok, ok, der Titel klingt etwas martialisch – aber, believe me, wenn eine Biketour so betitelt werden darf, dann diese. Sie ist nicht lang, sie ist nicht entlegen, sie ist noch nicht einmal eine Rundtour, sie ist nur eines: steil. Dreckssteil. Sausteil. Womit wir beim Thema wären. Der Titel soll zum Ausdruck bringen, welche Mühsal dem Biker (und dem Bike) abverlangt wird, er soll Dir mitteilen, dass im Verlauf der Schinderei Schimpfworte ungefiltert und vor allem unkontrolliert dem den Vortrieb motivierten Radfahrer entgleisen. Das passiert einfach so. Kannst Du machen nix.

dort drüber liegt er – sieh nur, wie er herausfordernd grinst

Doch von vorn. Der Wander Parkplatz am Froschsee (770m) liegt nur wenige Kilometer von Ruhpolding entfernt und befindet sich ungefähr mittig auf der B305 Achse zwischen Inzell und Ruhpolding. Die radtechnisch Schenkel-erwärmende Anreise empfiehlt sich daher ab Traunstein, Siegsdorf, Ruhpolding oder gerne auch dem Raum Inzell. Wer am Parkplatz angekommen ist, darf sich gewiss sein: bis hierher war noch Kindergeburtstag. Erst jetzt wird´s richtig erwachsen.

nach dem ersten Drittel kommt die erste Challenge .. .sieht flacher aus als es ist: >22%

Die Wegführung erlaubt leider keine Interpretation. Es geht nur ein einziger Weg hinauf und auch das Schild weist eindeutig die Richtung. Trailliebhaber suchen sich lieber das Trailcenter Zinnkopf aus – jener unscheinbare Berg ist nur wenige Kilometer entfernt. Hier am Fuße des Rauschbergs erwartet den Gipfelstürmer ein öder, breiter Wanderweg. Dieser allerdings geht für die nächsten ca 80-90min stet bergan. Hilft nix.

Sonntagshorn – vis á vis

Was tut man also. Mit der Motivation im Gepäck fährt man also, so gut es geht los. Aufwärts. Stet. Das absolut unbefriedigende daran ist, dass es zu fast keinem Zeitpunkt aufhört sich aufzubäumen. Erst wenn 5/6 der Tour (hinauf ca. 8km) absolviert sind, wird es kurz mal eben. Bevor es sich dann noch einmal ultimativ aufbäumt. Elmar Moser beschrieb das damals schon in seinem legendären Bike Guide Nummer Nr4 so sehr treffend: „der Weg hinauf zum Rauschberg bietet die steilsten Rampen der Region“.

die erste Rampe ist dort oben

Und ich meine auch irgendwo das Wort „Sau“ gelesen zu haben. Der Rauschberg ist nämlich ne echte Sau, aber auch eine echte Challenge – aus Biker Sicht. Der Wanderer lächelt milde und geht seines Weges. Der Biker hingegen muss unterhalb der Roßgasse erstmals mächtig schnaufen. Der Puls katapultiert sich gerne in die rote Zone, wenn man auf den Pedalen bleiben will. Maximal 28% werden dem ambitionierten Biker abverlangt – die Gnade des „nein, meinen Fuß setz ich jetzt nicht auf den Boden“ hängt ein stückweit auch mit der Wegbeschaffenheit zusammen. Nicht selten legt gröbster Schotter – im Wortsinn – dem Aufwärtsdrang Steine in den Weg.

oben

Wer sich das letzte Stück schiebend erkämpft, dem sei gesagt: die wenigsten (auch ich nicht) schaffen diese finale Rampe pedalierend. Seit diesen Tagen gilt (für mich) seit jeher das Motto: „kann man vielleicht fahren, muss man aber nicht“. Hier haut es dem „gewöhnlichen“ Biker das Zapferl raus. Puls >170 (je nach Lebensalter).

Oben angekommen ist Genuss angesagt. Der Blick entschädigt für die Qual … und erlaubt – einmal mehr im Wortsinn – ein ordentliches durch-schnaufen. Der Blick zum Sonntagshorn ist motivierend, der Blick ins Ruhpoldinger Tal atemberaubend. Die Skulpturen von „Angerer dem Jüngeren“ bieten zudem imposante Fotomotive, auch die Rauschbergalmen unterhalb des Gipfels – eine schon fast kitschig anmutende Kulisse. Eine Gipfelhalbe wäre jetzt angebracht. Prost, dass hat man sich verdient.

Gipfelglück – weiter gehts nimmer (1645m)

Ist der Schweiß getrocknet, hat sich die Muskulatur etwas gelockert, ist der Gedanke an die Abfahrt erlaubt. Der Rauschberg, wie schon erwähnt, bietet (dem Biker) leider keinen Rundkurs, so gilt: dort wo du herkamst, dorthin führt Dein Weg zurück. Je nach Saison und Wetterlage ist der Untergrund zwischen „gut fahrbar“ und „grob schotterig“ einzustufen. Ein Fully ist von Vorteil – es wurden aber auch schon (überforderte) E-Biker gesichtet, die per Rauschbergbahn den Lift hinauf nahmen und dachten „eben mal runter zu fahren“ – eigentlich ganz witzig, wenn man jene Spezies dann an der 28% Rampe abwärts schieben sieht. Der konventionelle Biker, man möge es mir verzeihen, schmunzelt leise. Der Downhill ist leider kein „lass-es-krachen“Ding, er fordert die Bremsen und auch den Körper, einfach laufen lassen ist fast nicht … zumindest nicht über 4/5 der Wegstrecke hinab. Und doch, alle Jahre wieder: es macht so Spaß, es macht so Laune und vor allem eines: es macht glücklich. Die Endorphine purzeln gerade so durch den Körper. Geil isse – die Sau.

auch im Winter, wenn es schneit … ein herrlicher Blick auf Ruhpolding
hier ist es mal kurz lieblich – die Almen unterhalb des Gipfels