Vorwort

Dies ist eine wahre Geschichte von 3 mehr oder weniger jungen Damen, die auszogen, das Glück zu suchen um das Abenteuer zu finden.

Eine war erfahren und vollbepackt mit Routine, wild und entschlossen und frohgemut. Eine war unerfahren in jeder Hinsicht, ausgestattet mit der Leichtigkeit der Jugend, unerschrocken. Die Dritte im Bunde war wohl erfahren und abgeklärt und doch unwissend und hinterher umso ergriffener.

Allen dreien ist eines gemeinsam. Sie haben eine Reise zu sich und über die Alpen gemacht, haben gelacht, geschwitzt, geflucht, geschoben und geflirtet. Sie haben Lehrgeld bezahlt, die eine mehr, die andere weniger. Sie haben nette Menschen kennen gelernt (von denen sich leider nie wieder jemand jemals hat blicken lassen), viel über sich selbst und die Schneewahrscheinlichkeit am Fimberpass Mitten im Juli erfahren.

Sie wissen nun, wie man einen Reifen wechselt, warum ein Schaltauge verbiegen kann und das eine Rutschpartie über den Teer ebenso schmerzhaft sein kann wie falsche Bremsbeläge ärgerlich.

Alle drei Hübschen Frauen sind nun Eingeweihte im Kreise der Alpencrosser(innen), haben sich ehrhaft und wehrhaft den Anspruch erworben mitreden zu dürfen, wenn es darum geht, mein Bike, mein Federbein, mein Oberschenkel.

Dies ist eine wahre Geschichte von einem Alpencross, der ein Mädelscross war, von einem Abenteuer, das es verdient hat dokumentiert zu werden.

Meine Damen, ich bin stolz auf Euch !!

Euer Anschubser, Udo, November 2008

–> (gesamter Text zu 95% live von den radelnden Damen)

Prolog

Witzig zu erkennen wie unterschiedlich doch die Charaktere und Einstellungen der Menschen sind. Wie Menschen, die bereits Erfahrungen mit Alpencross haben, sich auf dieses Abenteuer vorbereiten und sich mental drauf einstellen und wie es andere tun, die sich zum ersten Mal in solch ein Ereignis stürzen.

Im Großen und Ganzen hilft es letztlich doch nicht, sich einen Riesen Stress zu machen und sich mental unter Druck zu setzen. Allerdings sollte schon die nötige Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt werden, um sich richtig auf diesen Alpencross vorzubereiten. Einfach so aus der Schulter schüttelt man sich das Gelingen dieses Abenteuers nicht (aus dem Oberschenkel schon gar nicht). Das eigene Zutun ist schon wichtig. Aber letztendlich kommt es doch auf den Willen und die Einstellung dazu an.

Wie man immer so schön sagt: Im Kopf sollte man sein Ziel immer vor Augen haben und dann gibt es auch keine Kompromisse, die zum Scheitern führen könnten. Ganz nach dem Moto:

»Ein GOTT ist der MENSCH, wenn er TRÄUMT, ein BETTLER, wenn er NACHDENKT.« träumten wir  von diesem Erlebnis und nahmen uns vor nicht allzu viel darüber nachzudenken – außer über die Tourenstrecke an sich. Denn dieser Traum sollte schon bald in Erfüllung gehen und wir werden die Götter der Straßen, Waldwege, Trails und Schotterwege sein.

Die Protagonistinnen

Caro

Verfechterin der sportlichen Aktivität. Lässt fast kein Event, schon gar nicht irgendeinen Skihang aus, skatet, joggt, bikt, snowboardet und fährt alpin ab. Gehört auch nicht zur Gattung der Frühaufsteher und schläft bevorzugt mit augenlichtverdunkelnden Scheuklappen, die jedes auch nur halbwegs erotische Gefühl im Keime ersticken. Lässt sich von niemandem die Butter aufs Brot streichen, geschweige denn das Radl auf den Rabbi Joch Gipfel tragen. Schimpft manchmal dann doch, vor allem wenn es kalt, nass oder steil und unwegsam ist –oder manchmal auch wenn alles gleichzeitig zusammenkommt. Feiert ungern Geburtstage, dafür aber umso spontaner irgendwelche Treffs der besonderen Art. Lässt sich ungern in die Karten guggen und drängt niemanden auch nicht wirklich ihre Geheimnisse auf. Reist in der Weltgeschichte rum und findet nix dabei. Antwortet auf Kontaktanzeigen ebenso wie auf spontanen SMS-Aufrufe. Nimmt am Leben teil und hat ihr Knie nicht im Griff.

Geht regelmäßig zum spinnen, was immer das zu bedeuten hat. Kann sauer werden, kühlt aber ebenso schnell wieder ab. Carolin geht ungern, eigentlich gar nie nicht, nachts baden, ist irgendwann dann mal ganz schnell müde, trinkt ihren Wein trotzdem immer aus und macht auch ihren Teller immer ganz brav sauber. Fährt lieber in alten praktischen frauenfreundlichen Radlhosen anstatt in der niegelnagelneuen Hightech Assmos Short.

Schweigt mitunter –eine Eigenschaft, die man ja nun wirklich nicht jeder Frau unterstellen kann. Meldet sich aber spätestens dann zu Wort, wenn ihr etwas nicht passt. Das machen andere aber auch. Ist für einen Alpencross gut zu gebrauchen .. Eine zuverlässiger und –wie gesagt – unkomplizierter Wegbegleiter, der es versteht gruppendynamische Prozesse zu beherrschen und sich zu integrieren. Jemand, der wie wir alle, seine Ecken und Kanten hat, aber –wie nicht jeder doch schlichtweg gut zu haben ist, so für 7 Tage on the road.

Sabine / Die (fast) immer Fröhliche.

Sabine kannten wir beide vorher nicht. Nachdem unsere anderen Kandidatinnen abgesprungen waren, waren wir auf der Suche nach der 3. Frau. Die Idee kam von Udo, seine Kollegin zu fragen und sie war gleich dabei. Ein kurzes  Kennenlernen hat gereicht: Sabine ist eine sympathische, quirlige Frau, die für jeden Spass zu haben ist. Also, sie muss mit.

Sabine ist sehr spontan: sie beschließt einen Alpencross zu fahren und hat noch nicht mal ein Mountainbike. Das hat sie sich aber schnell organisiert. Ein 9 Kilo Gerät. Wir sind beeindruckt. Beim Probetraining fährt uns Sabine gleich davon. Beim Alpencross selbst hat ihr leider die Scheibenbremse einen Streich gespielt, sie schleift und schleift und aus dem „davonfahren“ wird leider nichts. Doch die Laune bleibt.

Und umso mehr Zeit bleibt für Fotos. Da wir alle keine Kamera besitzen, hat Sabine zum Glück eine aufgetrieben und hat unsere Tour fotographisch begleitet. Sabine  hat ein Talent für das Fotografieren und schafft es sogar ohne Selbstauslöser,  sich selbst zu aufzunehmen 😉 Fotografiert gerne Murmeltierfotos und gibt diese als eigene aus.

Frisch verliebt hatte sie keine Augen für die vorbeifahrenden Männer. Sogar als der „Retter in der Not“, Benjamin, der Sanitäter, sich nach dem Sturz helfend über sie beugte, blieb sie resistent. Party war trotzdem am letzen Abend angesagt: ein paar Bier, ein paar Cocktails und dann noch eine Zigarre, die Männer verwirren…und dann schnell abhauen;-)

Sabine hatte wohl am meisten Pech, zuerst die schleifende Bremse, dann der Sturz, anschließend der verbogene Umwerfer…doch sie hat das beste daraus gemacht und ließ sich nicht ihre gute Laune nehmen.  Sabine hat auf alle Fälle die Energie für einen weiteren Alpencross.

Silvia / Wo ein Wille ist, ist ein Weg.

Silvia gehörte bisher eher zur Wander- und Skitourenfraktion. Aber nach 5 Zwirbelschnäpsen auf 1500m Höhe entwickelt Silvia ganz neue Ideen: ein Mädelsalpencross sollte gefahren werden.  Die meisten sprangen ab, doch Silvia blieb hartnäckig. Wenn sie sich was vorgenommen hat, macht sie es auch. Auf die gute Skitourenkondition setzt sie noch ein paar Radtouren und schon ist sie fit – unglaublich!

Silvia erklimmt jeden Berg mit einer Leichtigkeit, wenn man ihr nur sagt, wo sie fahren soll. Um die Navigation kümmert sie sich nicht so gerne, dafür umso mehr um die vorbeifahrenden Männer 😉 Die Faszination unsere Radbekanntschaften ist jedes Mal groß, wenn Sie erzählt, dass sie 3 Kinder hat. Wow, normalerweise fahren doch andere Mütter eher mit dem Rad nur zum Einkaufen?

Silvia fühlt sich auch immer verantwortlich um das Wohlergehen der Gruppe. So verbindet sie Sabines Wunden jeden Abend neu nach ihrem Sturz  oder schraubt Carolins Schutzblech fest.  Morgens braucht sie jedoch ein gescheites Müsli mit Obst und so ist Silvia stets auf der Suche nach Lebensmittelgeschäften. Das hat den Vorteil, dass wir auch immer ein leckeres Frühstück bekommen.

Elektronische Geräte und technische Ausstattungen sind jedoch  nicht ihre Leidenschaft und sie muss wohl oder übel noch einen weitern Alpencross fahren,  um Ihren Radcomputer zu verstehen, die richtigen Bremsbeläge und einen stabilen Rucksack dabeizuhaben. Also Silvia, bereit?

Tag 1 – 19.07.08 / Garmisch – Tobadill / 1845hm, 87km

Blauer Himmel in Grainau bei Garmisch, Begrüßung durch Porsche-Club und Blasmusik. Wir überlegen kurz, ob wir unsere Gefährte gegen die PS Boliden austauschen sollen, entscheiden uns aber dann doch für unsere vollbepackten und polierten Bikes. Bei der gemütlichen bayrischen Atmosphäre durch mitreißende Blasmusik entstehen erste Phantasiebilder von gefüllten und gekühlten Getränken, schnell aber mussten wir den Gedanken beiseite schieben – „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“.

Wie bereits allgemein bekannt: also Pinkelpause – Abfahrt – los. Komisch fühlt man sich, wenn man die ersten Meter in die Pedale tritt mit dem Wissen, dass das jetzt die ganze Woche so weiter gehen soll und das jetzt erst der Anfang ist. Unser Abenteuer Alpencross hat begonnen.

Eibsee: Wundervolle Aussicht auf den See. Sogleich müssen erste Fotos geschossen werden. Wir überreden einen kleinen Jungen, der seinem Vater beim Holzarbeiten hilft ein Foto von uns zu machen. Ganz stolz nimmt er die Kamera in die Hand – wir erwarten schon erste Anfragen wegen Autogrammen, aber daraus wurde nichts. Vielleicht ziehen wir uns ja noch ein paar Promis und StarFotographen an Land, die uns bei unserer Bikerkarriere ganz groß rausbringen werden. Wer weiss, wer weiss – was die Geschichte der 3 Crossmädels noch so bringen wird.

Hochthörle -> wunderschöne steile Rampen und Sabines Scheibenbremsen machen Ärger -> sie wollen nicht so, wie Sabine will . Downhill runter nach Ehrwald, wo wir an einem Brunnen unsere Trinkflaschen auffüllen. In der Ferne sehen wir einen Mann mit einem weißen, wuscheligen Tier. Was aussieht wie jemand, der ein Schaf schert, entpuppt sich als Mann mit großem weißem Hund. Weiter geht’s durch den aufblasbaren Torbogen der Transalp (jene TransAlpChallenge, die Jahr für Jahr 1000 Biker an den Start zieht um eines der härtesten Rennen über die Alpen auszutragen): dort empfing uns ein Urwald voller Bananen. Die JeantexTransalp Challenge hat begonnen. Unsere ersten Fans waren auch schon an der Strecke. Da fuhren wir nun und Carolin wurde als erste Transalp Teilnehmerin von den Fans laut bejubelt. „Da kommt die erste Frau schon“. Wir mussten lachen, denn wir waren bis oben hin vollbepackt mit Satteltasche und Radlrucksack. Wir sahen so völlig anders aus, als die weiteren Transalp-Teilnehmer, die dann plötzlich in ihren Teamtrikots vorbeirauschten. Naja, die Tarnung war aufgeflogen, Dachten die doch tatsächlich wir würden da mitfahren, wobei doch unser Leistungsniveau bei den steigenden Kilos pro Teamfahrer doch sehr beachtlich war (und das soll nicht auf unser Eigengewicht bezogen sein).

Nach einem ausführlichen Freundlichkeitstests der Transalp-Teilnehmer, die wir dann noch durch Zurufe ausführten, mussten wir feststellen, dass die Gemüter der Biker doch sehr verschieden sind. Freuten uns aber doch immer wieder über schweißüberströmte aber lächelnde Gesichter. Weiterfahrt nach Nasserreith. Waldweg wegen Murenabgang gesperrt, ca. 3 Kilometer Abfahrt auf der Fernpassstrasse. Wegen stockendem Verkehr sind uns freche Überholmanöver möglich. Wir rasten wie die Blöden und hatten richtig Spaß. Da ist dann schon mal so mancher Tunnelblick entstanden, als wir mit Gegenverkehr rechnen mussten. Trotzdem gingen wir aber kein Risiko ein und nutzten die Situation aus soweit wir konnten, links Schotterwegabfahrt. Sabines Scheibenbremsen sind in Ordnung, doch das Rad wollte einmal mehr völlig anders als Sabine. Leider ließ ihr Rad sie nicht in die Richtung absteigen in der ihr Fuß bereits ausgeklickt war. Verletzungen am Unterarm und Wade sind die konsequente Folge. Der Oberschussel oder besser Murphys Law hat wieder zugeschlagen. Fast im Stehen umzufallen schaut halt immer noch verdammt lustig aus und im Endeffekt war es das dann auch.

Nassereith à Taucher kommen uns entgegen und wir üben schon mal das Drama „der sterbende Schwan“. Beim Einsteigen ins Schwanenboot wär das Drama dann fast vollendet worden. Anstatt dem „sterbenden Schwan“ könnte die Geschichte dann als die „SSS“ – schwimmende Silvia und Sabine – bezeichnet werden. Sehr schöne türkisfarbene Seen. 5 Nette Männer zeigen uns den Weg von Schloss Fernstein nach Nassereith und empfehlen uns eine Jausenstation vor Imst. Der Magen hängt schon über den Rädern. Und das ist noch harmlos ausgedrückt. Wir sind am Filter. Der Hunger, sowohl als auch die wieder vorbei huschenden TransAlp Teilnehmer treiben uns an. An der Jausenstation kämpfen wir mit den Fliegen um das Essen.

Auf dem gut befahrenen Radweg und bei gutem Tempo fahren wir in Richtung Landeck. Trotz bereits einiger hinter uns gebrachter Kilometer legt Caro ein ziemliches Tempo vor, das uns im Rennrad-Feeling über die Straßen pesen lässt. So fit wir noch sind, beschließen wir in unserem jungendlichen Leichtsinn und den schlechten Wetterprognosen zum Trotz noch 300hm bis Tobadill draufzulegen. Wos ma ham, des ham ma! Des war trotzdem nomoi zach.

Scheiße mit dem jugendlichen Leichtsinn. Sabine und ich radeln um unser Leben und auch die beste Musik von Eros Ramazotti kann uns nicht beflügeln. Wir sind schon am Ende. Doch der Wille siegt immer und so radeln wir trotz verlorenen Kräften und schweren Beinen doch noch bis ans Ziel. Gute Unterkunft und Essen gefunden. Grillteller, Fisch und Geschnetzeltes vom Feinsten, unser Riesenhunger lässt uns die Riesenportionen verschlingen, die wir im Normalzustand wahrscheinlich nicht runter gebracht hätten. Nach dem Essen machen wir uns auf der Eckbank breit. Neben uns sitzen 6 Männer und wir überlegen, was die wohl da machen. In ihren karierten Hemden sehen sie nicht so sportlich aus und sie fahren dann auch noch mit dem Taxi davon – also doch keine Transalper. Schade?

Sabines „Kindereisbecher“ hat gut geschmeckt nach der Grillplatte mit Würstle, Fleischle und Speckle, nicht zu vergessen die Pommeste. Auch Caro wollte den starken Knoblauchgeschmack des Krautsalats mit einer Portion Eis übertünchen. Da Silvia sich weigerte ein Eis zu essen, musste sie das Einzelzimmer beziehen. Strafe muss sein.

Umfangreiche und vollkommen textsichere SMS von Silvia an den alleingelassenen liebenden und dahin schmachtenden Ehemann und Strohwitwer Udo: „Bin tot. Ende.“

Frage des Tages: Wie verteidige ich mein Essen am besten gegen Fliegen? 

Fazit des Tages: Wir gehen müde und zufrieden ins Bett.

Tag 2 – 20.07.08 / Tobadill – Heidelberger Hütte / 1780hm, km

Wir fahren auf den Spuren der Transalp Challenge bis zum ominösen  Almstüberl, das dann komischerweise ganz anders hieß. Wir sind noch erstaunt, dass so manch Transalp Challenger diese Stecke wirklich mit dem Bike zurücklegen kann. Vor allem der Schlamm und der Abgrund auf der rechten Seite lassen uns immer wieder absteigen. Unglaublich waren auch diese Wirtshauslaternen, die sich fast einen Kilometer am Wegrand entlangzogen. Wo wir doch davon ausgingen, dass von dieser Seite des Weges doch wohl keiner kommen spät Nachts kommen würde, da sich der Weg doch noch sehr lang durch den Wald zog. Ein Kilometer stellt sich als ein langer Kilometer heraus, da der schlammige Trail kaum befahrbar ist. In See unten angekommen überqueren wir die Straße und fahren oberhalb der Silvretta Bundesstrasse wunderschöne Wiesen & Waldtrails. Effektiv bis Ischgl gefühlte 2000 Höhenmeter, gefahren leider nur 750 Höhenmeter., weil erst jetzt kommen die Anstiege. Dank der Transalp Ausschilderungen müssen wir nicht mehr groß auf unsere Karten schauen. In Ischgl machen wir Brot- und Powerriegelpause mit gestohlenen Frühstückssemmeln & gesponsorten Riegeln. Wir pinkeln alle noch schnell hinter die Kapelle. Leider gab es weit und breit keine andere Möglichkeit und eigentlich war es uns ja dann auch egal, denn wir sind ja auch nur Menschen.  Auf dem Weg zur Bodenalpe wirft sich plötzlich und sehr überraschend ein Jüngling mit Kamera vor uns zu Boden. Innerhalb einer Sekunde wurde wir zum Titelbild der BIKE des Monats August (oder September). Der Fotograf der TransAlp Challenge verfolgte uns noch die kompletten schweißtreibenden 300hm bis zum Abzweig IglJoch. Der härteste Anstieg in Richtung Fimbapass.

down from Fimba

Immer wieder tauchen quälende Höhenmeter vor uns auf, sobald die nächste Kurve wieder geschafft ist. Es scheint kein Ende zu nehmen. Doch unser Starfotograf motiviert uns und gibt uns auftrieb. Schließlich wollen wir doch auf dem Titelbild eine gute Figur machen 🙂 Schließlich wissen wir nicht, ob schiebende Radler wirklich an Bekanntheitsgrad gewinnen können. Falls der Fotograph das jetzt mal liest_- er möge doch bitte wie versprochen endlich die Bilder schicken. Unser Lichtblick: Bodenalpe. Ausgehungert bestellen wir Kartoffelsuppe, die sich als Mehlklumpensuppe entpuppt. Auch unsere Mitstreiter, die sich als die Jungs vom Nebentisch aus Tobadill entpuppen, , waren nicht wirklich begeistert von der Nahrung, die sie vorgesetzt bekamen. Die Jungs wollen heute noch über den Fimbapass. Mit einem Schälchen Nudelsuppe la Spaghetti werden wir das nicht schaffen. Doch wir treffen noch 3 weitere Jungs, die „nur“ zur Heidelberger Hütte fahren – und schon sind sie weg.. Als wir den Spucknapf ausgeschlürft haben, entdecken wir eine vergessene Kamera. Detektiv Silvia Holmes und Sabine gehen gleich auf Spurensuche. Leider nur Landschaften und Landschaften, keinerlei Aktbilder oder sonstige verdächtige Motive. Nach langem Hin- und Her entscheiden wir uns die Kamera nicht für die gerade eben abgefahrenen Bikern mitzunehmen, sondern diese hier in der Hütte abzugeben. Wer weiß, der Besitzer wird sich schon melden. Auf halber Strecke zur Heidelberger Hütte kam uns abermals ein kecker Jüngling entgegen, einer der besorgten Sorte. Er suche seine Kamera und habe diese wohl auf der Bodenalpe liegen gelassen. Nun denn, dann muss er noch mal runter und wieder hoch. Pech gehabt.

Bis zum Schluss haben wir es geschafft, trotz vieler Bachdurchquerungen trockene Füsse zu behalten – doch die letzte Flußquerung wollte uns nicht mehr verschonen. Wir hatten Glück mit der Ankunft an der Heidelberger Hütte, denn 5 Minuten später wären wir bei Unwetter baden gegangen. Es regnete, donnerte, blitzte und schneite. Dementsprechend sahen auch alle Ankömmlinge aus, die nach uns die Hütte betraten. Wir beziehen trockenen Fußes die Hütte und wenden uns umgehend einer warmen Dusche zu. Für die Dusche musste man zwar zahlen, aber trotzdem gab es zumindest warmes Wasser, was nach diesem anstrengenden Tag wirklich nötig war. Es gibt einen Trockenraum und sehr leckeres Essen. Außerdem ein 8-Bett Zimmer für uns drei. Aber die Bettbewerber stehen bereits Schlange und das Casting läuft. Was wird wohl der Abend noch bringen. Wir saßen den ganzen Abend auf unserer Eckbank in der beheizten Stube und lachten über unsere Einfälle, die wir zum heutigen Tourentag hatten. Leider war unser Bauch für Unmengen von Essen, die wirklich sehr lecker waren, zu klein. Wir überlegten, ob wir uns was einpacken sollten, aber kamen zu dem Entschluss, dass das dann mit Frühstück wirklich zu viel wäre. Allerdings ließen wir uns den leckeren Apfelstrudel mit Vanillesoße nicht mehr entgehen. Es war ein Anblick für Götter in dieser warmen Stube zu sitzen und gleich neben uns die weitere Auffahrt zum Fimbapass im Fenster zu sehen, der momentan von leichten Nebelschwaden durchzogen war aber trotzdem mit dem Blitzgewitter einen tollen Anblick verschaffte. Silvia sagte noch, dass es uns morgen bestimmt eingeschneit hat, doch wir lachten noch darüber – wir werden sehen.

Fazit: lieber ohne Tage als mit.

Frage des Tages: Wo ist das Murmeltier (wenn es nicht weg ist, dann hängt es noch in der Heidelbergerhütte)

Tag 3 – 21.07.08 Heidelberger Hütte – Schlinig / 1690hm, 45km, 6:20h

Nach gutem Frühstück geht’s raus in die Kälte: über Nacht hat es geschneit !!! Jetzt lachten wir nicht mehr. Wir haben Juli! Die Schiebepassage beginnt 50m nach der Hütte. Es bieselt (la graupel). Wir schieben 300hm und überholen sogar eine Wandergruppe und ein altes Ehepaar mit Regenschirm. Wie kann man nur mit Regenschirm am Berg unterwegs sein, das können doch nur „Preißn“ sei. Oben obligatorisches Gipfelbild und dann schnell anziehen. Wir treffen wieder die Jungs, die wir bereits in der Heidelberger Hütte gesehen hatten und auch auf der Bodenalpe. Hier am Gipfel ist eins der schönsten Bergfotos entstanden – richtig mystisch mit ganz unnatürlichem Licht. Unsere 3 „Freunde“ von gestern (Bodenalpe) begleiten uns bei der Schiebepassage nach unten (Anm. Udo: wieso Schiebepassage nach unten, da gab es nix zum schieben) Wir lassen den Fimberpaß mit 2640m hinter uns. Nach einer schwierigen Bachquerung (Sabines Fuß wird nass, weil die Haxen zu kurz sind für den nächsten Stein) sehen wir nun endlich unsere Murmeltierchen im Original. Die sind ganz schön fett und hoppeln wie die Hasen. Gigantische Aussicht, siehe Fotos. Auf 1800m Höhe (Zuort) endet die Schiebe- bzw. Trailpassage. Eine sehr nette kleine Ortschaft, die allerdings unbelebt aussieht. Udo hatte doch gemeint, dass es hier die Rüblitorte gibt. Aber leider ist uns das zu spät eingefallen, da waren wir schon wieder weg. Der Dreck der letzten 800hm hängt an unseren Fahrrädern. Dann zum Glück Forstweg und schließlich Teerstrasse. Ein Russe macht aus seinem Mercedes heraus Fotos von und verdreckten Bikerinnen. Über das Dachfenster hebt er die Spiegelreflexkamera aus dem Auto und fotografiert uns als wir an einer Baustelle an der Ampel warten. Wenn er gefragt hätte, dann hätte er auch ein Autogramm bekommen. Wir sind ja nicht so! Dann geht’s Serpentinen hinunter nach Sur En. Unser Küken überholt in ihrem jugendlichen Leichtsinn, ganz Rennradmotiviert, in einer engen Kurve, den Gegenverkehr unterschätzend, und zack bum: schon schliddert sie ordentlich einmal über den Asphalt.

Das vermeintliche Blut hat sich dann jedoch als ausgelaufene Trinkblase herausgestellt. Und somit bekommen die blassen Gesichter auch gleich wieder Farbe. Schon hängt unser „Privat“Sanitäter Benjamin über Sabine und prüft den kritischen Zustand der Patientin. Einer der Mitfahrer war zufällig Sanitäter. Nein! Was für ein Glück im Unglück. Der Rucksack habe guten Schutz gegeben und die fiesen Schürfwunden an Ellenbogen und der Hüfte lassen sich weitgehend gut verarzten. Außerdem zieht der Oberschenkel. Das Fahrrad jedoch funktioniert – vorerst. Muss es ja auch, es war ja schließlich neu. Wir kehren mit „unseren“ Jungs am Campingplatz in Sur En ein, und beobachten die vorbeifahrenden TransAlper. Einmal mehr. Von nun an geht’s nur noch bergauf. Dabei stellt sich heraus, dass das Schaltwerk von Sabine verbogen ist. Nix mehr mit kleinen Gängen. So fuhr Sabine im nächst größeren Gang den Berg hinauf – , muss aber einen Großteil schieben. Es zieht sich ewig bis zur Buttermilch-Alm. Dort passen wir die „Profis“ aus Kirchheim ab, die dann Sabines Schaltwerk wieder mir nix dir nix in Stand setzen. Glücklich fahren wir weiter, bis wieder eine Schiebepassage kommt. Jetzt geht es durch die wahrhaft wilde und landschaftlich einmalige Val di Uina Schlucht. Jetzt wo´s zum Schieben wäre geht’s Sabines Schaltwerk wieder. So ein Mist – irgendwie falsches Timing. Es windet sehr bei 10°C bis uns oben ein idyllisches Landschaftsbild mit Kühen erwartet … Sonne inklusive. Über diese Hochebene fahren und Schieben wir über Bachläufe und wunderbare Trails und genießen die Sonne.

Wir passieren die Grenze Schweiz – Italien über den Schlinigpass. Dann endlich: die Sesvenna Hütte. Unsere Freunde übernachten dort, aber wir entscheiden uns nach Schlinig zu fahren. 30% Gefälle. Udo wäre bzw. ist da gefahren. Wir wagen es nur teilweise. Ein gigantischer Wasserfall und wir fahren in Richtung Wärme. Im Anniglhof in Schlinig den Carolin per Internet zuvor rausgesucht hat, finden wir eine tolle Unterkunft mit super Abendessen und Dusche, für uns und die Räder. Die nette Wirtin wäscht unsere schwitzigen Klamotten und wir können unsere dreckigen Räder in der Scheune abspritzen. Zum Ausklang sind wir noch eine BMX gefahren und konnten den Sonnenuntergang fotografieren und uns natürlich unsere letzte Ölung geben. Nun hören wir Ö3 und keiner trinkt mit uns Wein. Ja, die Rentner gehen immer früh ins Bett.

Fazit des Tages: Wer sein Rad liebt, der schiebt.

Frage des Tages: wie stark kann man sich in die Kurve legen?

Tag 4 – 22.07.08 / Schlinig – Bormio / 1780hm, 73km

7 Uhr in der Früh. Klasse Frühstück mit allem drum und dran, sogar frischem Obst. Die frisch gewaschene Wäsche stand bereits in der Tür. Kurzer Umweg über Mals  zum Radgeschäft. Caro kauft neue Flasche, die sie auf der Sesvennahütte vergessen hat. Beim Reinstecken geht auch noch gleich der Flaschenhalter kaputt und sie muss nochmals ins Geschäft zwischenzeitlich kämpfen Silvia und Bine mit dem Menü des HAC4 und den Höheneinstellungen an Silvias Tacho. Durchziehen all unserer Pinkelorgien und einkleiden der warmen Klamotten. Waldweg bis zur Ortschaft in der Kinder Kuchen verkaufen. Auf Kuchen wird zwecks gutem Frühstück verzichtet. Immer schön dem Waldweg bis zur Schweizer Grenze, die wir ohne Kontrolle passieren dürfen. Der Fahrradweg zieht sich bis Santa Maria, wo wir einen netten jungen Schweizer nach dem Weg fragen – es entsteht eine 15 Minuten lange dauernde  Unterhaltung über die Schweizer Landschaft und den Sprachgebrauch. Z.B. pura Lädli“. Der Anstieg zum Val Mora beginnt. Wie das halt bei Frauen so ist beginnt der nächst Umziehstopp und die damit verbundene Aktion in Sachen Klo-Pause. Silvia flucht. Ihr Rucksackreißverschluß ist kaputt. Caro versucht mal wieder Pinkelfotos von uns zu schießen. Der Anstieg geht weiter, der kleine Regenschauer hat sich inzwischen wieder verzogen. Wir münden in der Passage der TransAlpChallenge Route und finden uns in einem Pulk von Leuten wieder. Dieses Mal handelt es sich um das hintere Mittelfeld mit dem wir locker mitfahren können. Es entstehen wieder ein paar tolle Gespräche (mit scheinbar tollen und netten Männern / Anm. der Lektor).  Oben angekommen kleiden wir uns um, und schießen ein Foto mit Mr. Schlickenrieder, der uns einen großen Teil der Abfahrt begleitet hat und sich als Quasselstrippe oder sollte man besser sagen „Waschweib“ entpuppt . Caro klärt geschäftliche Themen mit ihm ab. Adelholzener Mädels Bike Camp, oder so was ähnliches. Die ersten 3 Anmeldungen sind bereits verbucht. Dann trennen sich unsere Wege, leider stellt sich unsere Streckenführung als Umweg heraus – aber immerhin mit einem schönen Trail.  Schließlich landen wir aber doch wieder auf der TransAlp Strecke entlang eines wunderschönen Track an einem Bergfluss. Nach langem auf und ab landen wir an einem türkisblauen See „Lago di Fraele“.

Dort treffen wir auf 2 Schwaben, die wir morgens schon gesehen hatten und die behaupten, dass es bis zu unserem Übernachtungsort Bormio noch ca. 500 Höhenmeter sind. Wir fahren zusammen weiter am See entlang (und bis zum Gardasee). Nun kam die Stelle an er wir doch gerne Sabines Kletterutensilien dabei gehabt hätten. Gott sei dank hatten wir männliche Unterstützen, sodass wir uns nur noch auf unser Klettergeschick verlassen mussten und nicht mehr auf die Räder. Am anderen Ende des See´s entstanden aus der vermeintlichen Abfahrt eine kilometerlange Schotterpiste mit Gegenanstiegen. Wir kommen ausgehungert und übermüdet in Bormio an. Die Tourismusinfo vermittelt uns an ein vermeintliches Sporthotel, dass sich als Seniorenheim präsentiert. Nach einer kurzen Lebensmittelshopping Tour kehren wir in einem Restaurant ein. Gierig wie wir sind, bestellen wir Pizza und Pasta zusammen und bekommen natürlich auch eine Vorspeise, 1. und 2. Gang zugleich serviert. Der Tisch ist voll. Wir sind überfordert.

Tag 5 – 23.07.08 / Bormio – Dimaro / 2255hm, 87km

Nach einem Senioren-Frühstück in unserem „super“ Sporthotel in Bormio, bei dem wir nur alte Leute sahen, mussten wir um jedes Blatt Wurst oder Käse kämpfen. Gott sei Dank hatten wir uns am Vortag noch Obst gekauft, um uns ein leckeres Müsli mit Joghurt und Früchten zu machen. Nachdem wir also die letzten Wurst- und Käseblättchen, die in Form von Nachschub hart erbitten mussten, auf unsere Brötchen gelegt hatten, war uns unsere Brotzeit für unterwegs gesichert. Fit waren wir, da es keinerlei nächtliche Vorkommnisse wie z. B. Schnarch-Einlagen gab, was bei 3 Leuten auf dem Zimmer schon möglich gewesen wäre, vor allem weil wir alle drei am Vortag beim Italiener noch ordentlich Wein getrunken hatten. Ein wenig eng wurde es über Nacht für unsere nassen Kleider. Jeder erhaschte noch ein kleines Plätzchen, um Hosen und Trikots nach dem Waschen trocknen zu lassen. Wir hatten am nächsten Morgen Glück, dass alle Sachen fast trocken waren. Caro hing die Klamotten noch draußen auf die Wäscheleine in der Sonne, solang wir beim Frühstücken saßen. Auf nach Santa Caterina zum Passo di Gavia. Eine geniale Strecke für Rennradfahrer. Auf Asphaltstraßen ging es nur bergauf, bergauf, bergauf. Das Feld zog sich auseinander. Während Silvia und Sabine noch die Landschaft genossen ist Caro schon mal vorausgefahren um oben auf uns dann zu warten. Sabine blieb immer wieder stehen, um Fotos zu schießen, da der Ausblick auf die Berge gigantisch war und mit jedem Höhenmeter genialer wurde. Das Wetter konnte nicht besser sein. Immer wieder war die Sonne draußen und trotzdem war es nicht zu heiss, also optimal zum Radln. Wir trafen so einige Rennradfahrer, mit denen wir immer wieder „Tritt“ hielten, die wir aber dann doch wieder ziehen lassen mussten. Leider machte uns unser Gepäck doch ein bisschen mehr zu schaffen, als diesen teilweise sehr schlacksigen, dünnen und ohne Gepäck radelnden Rennradfahrern. Was hätten wir jetzt drum gegeben,dort mit dem Renner ein bisschen an Speed zuzulegen und diese wunderschönen Straßen in Richtung Himmel zu radeln. Kurz vor dem Gipfel kam uns noch ein wunderschöner See in Türkis unter. Immer wieder sahen wir pausierende, bananenessende Biker, die es sich am Wegesrand bequem machten.

Auch Silva und Sabine musste einmal kurz den Speicher auffüllen. Da ist eine Banane oder ein Powerbar-Riegel doch Gold wert für zwischendurch, wenn man am Filter fährt. Oben angekommen konnten wir es kaum fassen, wie beeindruckend doch die Landschaft und die Gebirgsstreifen waren, die sich am Horizont entlangzogen. Wir ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und bestellten Cafe und Kuchen: Nach ein paar Gipfelfotos ging´s dann weiter bergab über den Asphalt nach Ponte di Legno. Vor allem die letzte untere Passage war sehr schön anzusehen, als wir zwischen ein paar Tannen über die schmale Straße hinwegsausen. Nach kurzer Wegsuche ging´s dann weiter bergauf zum Passo di Tonale. Ein grausiger Pass. Der untere Teil des Passes war noch ganz schön anzuschauen, doch oben sah man weit und breit keinen Baum mehr, nur Seilbahnen und Betonbauten und sieh an, sogar einen Flohmarkt neben der Straße. Im Großen und Ganzen waren wir also wieder froh hinunterfahren zu dürfen. Und zwar jetzt nicht mehr auf dem Asphalt sondern wieder Wald- und Schotterwege. Unten vorbei an einem kleinen Indianerdorf, das für Kinder aufgebaut war und einem kleinen ca. 5 oder 6 Jahre  alten Biker, der kurz vor uns fuhr, aber das Tempo dann doch mit seinem kleinen Rädlein nicht halten konnte. Über Stavel und Ossana ging´s weiter nach Dimaro. Ein richtiger Sportlerort. Wir fanden auch gleich eine super Unterkunft mit „Massagedusche“ und versprochenem Frühstück mit Müsli und Früchten. Silvia hat sich von dem Besitzer der Unterkunft noch einen Aufkleber für ihr Bike stibitzen können, der wirklich nicht schlecht auf ihrem weissen Bike wirkte. Wir waren begeistert von unserem Zimmer, das ungefähr so nobel wie die Unterkunft in Schlinig war. Auch hier wurde uns unsere Wäsche gewaschen und getrocknet, damit wir am nächsten Tag frisches Zeug haben. Nach einer heissen, erholsamen Dusche fuhren wir noch kurz in den Ort, um Vorrat zu kaufen für den nächsten Tag. Unsere Räder durften wir dann in einer abgesperrten Garage unterstellen. Dann ging´s in die andere Richtung zum Italiener zum Essen. Das Essen war klasse und die Portionen auch nicht zu klein. Caro musste sich gleich noch ein paar Schluck Wein bestellen, um den Erfolg des Tages mit Alkohol zu begiessen. Hier war das Publikum doch um ein gutes jünger als im Bormio-Sporthotel. Wir trafen viele Leute in unserem Alter an und es war brechend voll, trotzdem, dass wir draußen auf der Terrasse saßen. Nach unseren Haupt- und ausgiebigen Nachspeisen ging´s zurück zur Unterkunft. Wir wussten alle, dass wir heute nicht „alt werden“ würden. Nach ein paar letzten Schluck aufgelöstem Magnesium vielen die Augenlieder bald zu und wir begaben uns in die Biker-Traumwelt um unsere Erlebnisse zu verarbeiten.

Tag 6 – 24.07.08 / Dimaro – Zuclo / 1870hm, 62,7km

Nach unserem ausgehandelten Wunschvorstellungs Frühstück ging es weiter von Dimaro nach Madonna di Campiglio.. Einen Teil der Strecke kennt Carolin, da sie hier schon mal mit Udo gefahren ist. Die beiden sind jedoch damals zum Rifugio Graffa weiter nach oben. Wir sind auf halber Höhe, einer schönen Wiese, wo halbnackte Italiener beim sonnen lagen, nach Madonna abgebogen. In Madonna hieß es dann auf unserem Wegplan, dass man einen schönen Trail rechts runter fahren sollte. Den hat Carolin auch genommen. Dann kam jedoch gleich die Polizei und hat die anderen davon abgehalten. Dies ist anscheinend nur ein Fußweg. Carolin nahm den direkten Trail, während Sabine und Silvia den Umweg nehmen mussten. Im Wald bei einem schönen Wasserfall haben wir uns dann wieder zusammen telefoniert. Dummerweise ist unser junger Begleiter im Trail gestürzt, aber er ist auch hart im nehmen und es ging weiter. Einen schönen Waldweg mit toller Aussicht bergab. Und wie wäre es anders erwarten zu gewesen, ab da ging es wieder (ewig) bergauf Richtung Lago di Val d’Agola. Dort haben wir eine Pause an einem altern Bauernhof gemacht und die Trinkflaschen wieder aufgefüllt. Und dann kamen immer noch mehr.

 Als unsere Schiebepassagen, nach dem See im Tal,  über die Wiesen anfingen, kamen wir uns vor wie im Ameisenhaufen. Wenn man kurz einen Blick zurück auf die offene Wiese wirft so konnte man ca. noch 30 schiebende Biker hinter sich sehen und 20 vor sich. Es war sehr lustig das Spektakel mitanzuschauen Oben auf der offenen Wiese angekommen, war auch eine große Männergruppe da, denen wir unten und bei unseren Schiebepassagen immer wieder begegneten. Wie es der Zufall will sollten wir sie dann in Riva in der Windsbar wieder treffen. Oben am Passo Brena de l’ ors hatten wir einen tollen Ausblick auf die Brentagruppe. Also –Foto-Time. Der Vorteil von soviel Bikern ist, dass man nicht auf die Karte schauen muss, sondern einfach den anderen folgt, zuerst ein Trail, dann durch eine Ziegenherde und dann nur noch schöner Schotter bergab.

Eigentlich schön, aber: kurz vor unserem Ziel in Zuclo gaben Silvias Bremsbeläge den Geist auf. Da wir natürlich alle an Ersatzteile gedacht haben sollte das ja kein Problem sein. Leider hatte Udo nicht beachtet, dass die……..(Udo bitte Begriff eingeben, weiß nicht wie die Bremsbeläge hießen)-Bremsbeläge nicht für Silvias Modell einsetzbar waren. So hatten wir das Problem, dass auch die Ersatzbeläge von Caro und Sabine bei Silvia nicht passten. Wir waren also auf dem Weg und auf der Suche nach neuen Bremsbelägen und versuchten einen Bike-Shop zu finden. Als wir vor so einem komischen Baumarkt standen und spekulierten wo wir hinfahren sollten hat sich ein Fremder die Mühe gemacht zwei Leute von uns mitzunehmen und wieder mit dem Auto herzufahren. Er wusste wo der nächstgelegene Bikeshop war. Leider hatte dieser aber auch nicht die gewünschten Ersatzbremsen. Notlösung war dann eine Umkonstruktion von Sabine´s Bremsbelägen, so dass sie per forma bei Silvia passten. Schließlich hatten wir ja nur noch morgen. In Zuclo taten wir uns sehr schwer eine ordentliche Unterkunft zu finden und mussten uns dann wohl oder übel für eine eher abgestandene Bude entscheiden, die für diese Verhältnis auch nicht grad billig war. Gott sei Dank bekamen wir noch zu Essen, obwohl wir für Abendessenzeit eigentlich viel zu spät waren. Nach ein paar Bier und Wein fielen wir dann in einem 4-Bett-Zimmer in die Federn.

Tag 7 – 25.07.08 / Zuclo – Riva / 785hm, 33,9km

WOW! Der letzte Tag. Wir konnten es kaum glauben und wussten, dass wir es gemütlich angehen lassen konnten, da wir nicht mehr viel Höhenmeter sowie Kilometer zu fahren hatten. Das Frühstück war soweit ok. Zwar kein Highlight, aber verhungern mussten wir auch nicht. Es ging los, gleich vor der Haustür schon bergauf. Über den Passo Duron  auf Teerstasse nach Cavrasto zum Passo del Ballino und schießlich nach Riva.

Oben am Passo Duron trafen wir ein paar Freunde von Caro, die fast die selbe Strecke nach Riva hatten wie wir. Wir entschieden uns dafür mit den Jungs und der einen Frau, die sie noch dabei hatten, mitzufahren. Sabine machte die Schlammschlacht durch den Wald nochmal richtig Spaß und sie versuchte ja alle Pfützen noch mitzunehmen, damit genügend Dreck am Rad und an ihren Wadeln hängen blieb. Es musste ja schließlich bei Ankunft professionell und nach Kampfgeist aussehen 🙂

Wir mussten ein paar mal stehen bleiben und überlegen wo der Weg weiterging. Einmal hatten wir uns sogar verfahren und mussten umdrehen. Es dauerte aber nicht lang, bis wir den Tenno See im Blickfeld hatten und wir wussten, dass es nicht mehr weit ist. Über den Passo del Ballino den Sabine noch von früheren Touren am Gardasee kannte, ging es dann Richtung Riva. Aufwärts auf meist Asphalt dafür aber schöne Trails abwärts über Wald- und Schotterwege. Das überwältigende Gefühl eine Woche Biken hinter sich zu haben wurde immer größer als wir dann bereits den Gardasee sahen. Schnell noch ein paar Fotos von oben und weiter ging es die letzte Strecke nach unten. Unten angekommen hätten wir uns fast noch verloren, weil sich das Feld ziemlich auseinander gezogen hat und die einen rechts und die anderen unten links abbogen. Wir konnten gerade noch sehen, dass die zweite Gruppe die andere Richtung eingeschlagen haben. Sie haben sich für die Abfahrt Richtung Riva entschieden und wir pesten hinterher. Und da war es- das Tor zum Hafen und der Fussgängerzone in Riva. Ich denke, dass wir alle Tränen in den Augen hatten, diese Leistung vollbracht zu haben und jetzt am Ziel unserer Reise zu sein. Auf dem großen Platz wurden noch ein paar Runden mit dem Bike gedreht. Irgendwie war es komisch abzusteigen, da man ja quasi mit seinem Radl „verheiratet“ war. Das Bike fühlt sich schon an, wie am Hintern festgewachsen 🙂 Und als wir da so saßen, unser erstes Eis bestellten im Cafe nebenan und einen Blick auf unser Bike wurfen, so hatten wir doch diesem Fahrgestell viele tolle und eindrucksvolle Momente zu verdanken. Das Eis war sowas von saulecker. Sabine packte 3 Hawaiiketten aus ihrem Rucksack aus, die sie für die Ankunft in Riva mitgenommen hatte.

Sie hatte die Ketten vom Firmensommerfest bekommen, einen Tag bevor die Reise losging. Als die Mitarbeiter den geplanten Alpencross von drei Frauen mitbekam, hat sie drei Ketten umgehängt bekommen, als Glücksbringer für die Reise. Und so hingen die Ketten jetzt um die Hälse unserer 3 Frauen, die an ihren Prosecco-Gläsern saugten und ihr Eis zamschleckten. Mmmmmhhhhh: Lecker Prosecco! Ich glaub, der hat uns allen dreien gut geschmeckt. Nachdem wir uns nebenan noch ein paar Pizzaschnitten gönnten ging es dann weiter am Strand entlang nach Torbole zu unserer Bikerunterkunft. Nun bekam auch Sabine ihr lang ersehntes Einzelzimmer, nachdem Silvia und Caro bereits die Möglichkeit hatten. Nach ein paar ausgedehnten Shoppingtouren und einer Pizza oder Nudeln mit Wein oder Weissbier beim Italiener – Irgendwie vertrugen unsere Jungs, das Weissbier nicht ganz so gut….. – machten wir uns fertig zum fortgehen in die Windsbar. Es war witzig all die Wegbegleiter von der Trans Alp oder privaten Bikern in der Bar wieder zu treffen. Sogar die drei Jungs, die Sabines Schaltwerk reparierten waren da. Jetzt kam endlich auch die Siegerzigarre zum Zug!!! Eine Mordsgaudi wars und viele Geschichten kamen in den Gesprächen mit den anderen Alpencrossern wieder auf. Mit einem Riesen Rausch ging es dann ins Bett.

Nachspann / Fazit:

„Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst und wenn du dich dafür entscheidest!“