Home – Sexten .. mal eben schnell

Darfs auch mal ganz spontan sein? Gerne doch. Die Herausforderung bestand in diesem Fall darin, die unterschiedlichsten Interessen ALLER Familienmitglieder unter einen Hut zu bekommen.

Opa Udo wollte radeln. Oma Silvia wollte Urlaub machen. Schwiegersohn Daniel wollt mit dem Wohnwagen fahren, Enkelkind Paula wollte spielen und meine große Tochter Alexandra wollt es allen Recht machen. Die Lösung? Wir fahren nach Sexten ins Stone Man Land. Daniel mit dem Wohnwagen und dem Enkelkind. Silvia mit dem Auto. Udo und Alexandra mit dem Rennrad. Ein schnell rüber, wir treffen uns dann dort. Dann hat der eine sein Radeln, die jüngste ihren Spielplatz und die Familie noch Zeit genug für Berge & more.

ready to go – mehr Gepäck gibts nicht

Siegsdorf – Sexten in 2,5 Tagen

Der Plan war schnell geschustert. Freitag spät nachmittag Abfahrt, Sonntag Mittag Treffpunkt. Machbar. Die Etappen überschaubar. Lokomotive Udo wird Alexandra schon ziehen. Und nachdem der Wetter-Forecast derart stabil meldete war die Gepäckfrage auch geklärt. Eine Rakete unterm Sattel, FlipFlops, Zahnbürste. Minimalistischer geht es kaum – aber dafür rollt es wirklich perfekt.

Siegsdorf – Brixlegg (95km) – Brixlegg – Vintl (136km) – Vintl – Sexten (62km) – Freitag 16h Start, Punkt 12h Sonntag schlagen wir am Campingplatz in Sexten nach 12 Stunden netto Fahrzeit und guten Gesprächen an. So kann der Urlaub beginnen. Danke Alex für die Zeit.

Tag 1- bis Brixlegg

Spät nachmittag. Ok, vielleicht ist die Zeit eigentlich zu weit fortgeschritten, wenn man über Kufstein hinaus will, aber mit dem Renner kann man ja eine schöne Spur in den Teer fräsen, zudem geht es tendenziell eher mehr bergab, als Bergauf. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein und über Ruhpolding ist das traumhafte 3-Seen Gebiet (unser Chiemgauer Klein Kanada) schnell erreicht, weiter geht es bis nach Reit im Winkl und dann hinab ins Ösi Land. Eine kurze Rast am Walchsee ist erlaubt, haben wir bis hierher ordentlich Tempo gemacht und uns kühles, klares Brunnenwasser redlich verdient. Durchschnaufen, stolzes Vatergrinsen … leichte Erschöpfungssignale vom Töchterchen. Wir starten weiter, ein paar Kilometer wollen wir schließlich noch schaffen. Wie der Sausewind geht es hinab nach Ebbs. Dann der Schock. Der Griff auf meine Wimmerltasche fasst ins Leere. Shit. Geldbeutel, Kamera, Riegel. Der Riegel wär ja noch entbehrlich, aber er Rest wohl eher nicht. Aber, mal ganz ehrlich, den ganzen Buckel, den wir gerade hinunter gerast sind, wieder hochfahren ist auch keine Lösung. Nä. Was bleibt? Taxi. Ich brauch ein Taxi. „Alexandra, darfst kurz rasten, ich muss nochmal zurück, komm gleich wieder“. Bis ein Taxi organisiert ist, dauert es noch einen Moment, aber so kann ich mich in Demut ob meiner Blödheit (Hüfttasche einfach am Brunnen liegen lassen) üben. 15min mit dem Taxi plus Wartezeit macht locker 40min einsame Tasche mit wertvollem Inhalt am Brunnenrand. Toi toi …..

noch genug Luft im Reifen

Glück gehabt. Das gute Ding liegt unberührt vor Ort. Die eisschlürfenden Touris haben das Teil nicht bemerkt. Besser so. Irgendwie schaffe ich es scheinbar nie, den Start einer Tour ohne „special happening“ zu eröffnen.

Rattenberg

Der Rest ist schnell erzählt, die Route über Kufstein entlang des Inns über Wörgl, Rattenberg bis ins beschauliche Brixlegg fluscht prima. Vater und Tochter sind wohlauf und die Laune ist gut. Knapp 100km stehen nach gut 3h Fahrzeit auf dem Garmin und das historische Hotel Herrenhaus empfängt uns herzlich. Zeit für ein ausgiebiges Abendessen.

Tag 2 – über den Brenner nach Vintl

Üppiges Frühstück. Heute ist Bergetappe – ok, aus Alpencrosser Sicht harmlos, aber Buckel is Buckel. Der Brenner steht im Weg und wir werden ihn flachradeln. Zunächst müssen wir durch Innsbruck und lassen es uns nicht nehmen, die Innenstadt zu erkunden. Gemütliches Treiben in der historischen Altstadt, ein Cappuccino geht allemal … Musikanten und eingefrorene silberne Figuren säumen die Strasse und die Atmosphäre ist wunderbar „samstagsfriedlich“. Mit einem „Alex, hilft nix, wir müssen jetzt hoch“ ersticke ich jeden Widerspruchsversuch im Keim und blase zum Angriff auf die alte Brennerstrasse. Der Bandwurm schlängelt sich überschaubar nach oben, ist niemals wirklich steil, aber dennoch stet.

Der Blick auf die Europabrücke entschädigt für die Mühsal und setzt Glückshormone frei. Während sich die Blechkarawane da oben quält, ist bei uns von Qual nicht die geringste Spur. Bei den meisten von uns beiden zumindest :-).

Hinunter bis Sterzing ist dann aber wieder Entspannung angesagt und unsere Radlerrast verschafft uns nicht nur eine kurze Verschnaufpause sondern auch glückselige Momente. Papa-Tochter im Dialog. Zeit zu haben ist etwas sehr wertvolles.

Die paar Kilometer über Sterzing hinaus rocken wir auch noch. Über Mühlbach bis Franzenfeste geht es geschwind abschüssig und dann nur noch links hoch hinauf ins Pustertal. Alex schnauft, Papa schnauft aber irgendwie ziehen wir uns gemeinsam nach oben. Der Verkehr darf als lebhaft bezeichnet werden. Scheinbar ist an diesem Wochenende ein Mega-Sportwagen Event. Eine Granate nach der anderen röhrt an uns vorbei. Aufgemotzte Martini Porsche, feuerrote Ferraris, exotische Maseratis und andere italienische Schönheiten. Ja, ja es gibt noch andere Hobbys neben dem Biken.

soviel Rast muss sein

Nach 135km sind die Akkus dann geleert und wir finden ein feines Quartier in Vintl und parken unsere Bikes standesgemäß im Hotelzimmer. Das haben sie sich redlich verdient.

Tag 3 – Endspurt nach Sexten

Frühauf. Zack, zack, die paar Kilometer machen wir auf einer Backe, außerdem freut sich Paula, wenn wir „endlich“ da sind. Wir starten frohgemut und der Rest ist schnell erzählt. 1000 Höhenmeter und gut 60km bis Sexten sind doch in drei Stunden machbar, oder Alex? Das zögerliche „ja“ signalisiert schon mal die latente Entschlossenheit. Wir starten – dem guten Frühstück geschuldet – kurz nach 9h. Sonntag ist Ausflugstag, d..h. die Staatsstrasse war wohl schon mal verkehrsärmer, und so suchen wir immer wieder Abzweige oder nehmen die Routenführung eben die Umgehungsstrasse vermeidet und direkt durch die kleinen Südtiroler Dörfer führt.

have a break

Eine kurze Rast noch und dann zweigen wir auf die SS52 Richtung Innichen mit Ziel Sexten. Per Handy kündigen wir uns an und werden – nachdem wir am Central Stone Man Point in Sexten noch stolz unsere Fäuste in Himmel gereckt haben – Punkt zwölf Uhr von unserer Familie an den Toren des Caravan Parks Sexten unterhalb des Kreuzbergpasses empfangen. So geht Quick Cross mit dem RR. Schön wars. Danke Alex.

am Ziel

*** Udo, nachempfindend im Feb2020 ***