„Was denn nun …. Raus aufs Rad oder Arbeit“ ? Oder beides? Gunnar Fehlau hat´s – das ist eh das beste was man/Frau tun kann – einfach gemacht. Beides. Er packt das Rad und geht raus und er packt den Lasten-Zweirad-LKW und geht ein Jahr lang als radelnder Nomade in die Arbeit. Geht nicht? Gibts nicht? Gilt für beide Formate. So scheinbar gegensätzlich die Themenstellung, so sehr sprechen wir doch über eine Sache. Das Radfahren. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Du den kurzen Weg zur Arbeit nimmst, den sportlichen Ausritt suchst, oder eben Dein eigenes Adventure planst. Das kann eine kurze (lange) Nacht lang dauern oder sich über ein Sabbatical Jahr erstrecken. Du bist Dein eigener Roadmap-Planer. Gunnar, einer der schreibenden und fahrenden Bike Köpfe in der Szene schlechthin, hat sich in beiden Disziplinen ausgetobt.
Gunnar Fehlau – zwei Bücher – ein Thema – ganz viel Leidenschaft
Und das hat er gut gemacht. Vorweg: Beide Bücher sind kurzweilig, unterhaltsam und erheben auch keinen Anspruch auf den lehrmeisterlichen Zeigefinger. Vielmehr sind es heitere Ratgeber, Impuls-Setzer und Denkanstoßvermittler. Du findest hierin eine Wühlkiste an Inspiration und eine Quell der Freude rund um einer der schönsten Dinge, die man tun kann: Radfahren. Und weil die Arbeit zum Leben (mitunter) dazu gehört, lässt sich beides kombinieren, wie Gunnar Fehlau erlebt hat und uns daran teilhaben lässt. Hier ein kleiner Einblick in diese zwei so unterschiedliche und doch so themenfokussierte (Rad)Welten.
- Rad und Raus – die Abenteuer Fibel – Sport, Spaß, Schlafsack
- Workpacking – Alltag, Abenteuer, Arbeit
Rad und Raus ist ein Radgeber, ein Thinktank, eine Ideenbrutstätte, ein kleines Nachschlagewerk, ein Tipp-Büchlein, eine Quelle an Inspiration und vor allem eines: ein kleines Standardwerk für all jene die schon einmal die Wörtchen „Bikepacking“, „Microadventure“ und „Overnighter“ zumindest im Kopf gehabt haben. Das Thema ist im Trend, darum mag es wenig verwunderlich sein, wenn der Delius Klasing Verlag die nunmehr dritte Auflage von Gunnar Fehlaus Fibel veröffentlicht. Schönes Layout und jede Menge Tipps & Tricks, Does & Donts. Es braucht keine 15teilige Lexikon Edition, es reicht diese, im Büchlein Format auf 150 Seiten verpackte Kurzweil. Das Schöne, Du musst es nicht Kapitel für Kapitel abarbeiten, viel besser: schlag eine Seite Deines Themas auf und lass Dich inspirieren, Dir Rat (oder Bestätigung) geben. Schlage nach Lust und Laune immer wieder mal nach oder lese in einem Rutsch. Du machst nix verkehrt.
Fehlau verzichtet auf Schlaumeierpassagen, erklärt aber dennoch in gewohnt lässiger Wortwahl worauf es ankommt, worauf zu achten wäre und welche Fehler man vermeiden kann. Die Kapitel bauen einander auf (Start, Grobplanung, Ausrüstung, Wetter) und führen sorgsam in den Level des ambitionierten Bikepackers (Lagerleben, Winteradventure). Er verrät Fehler, die man vermeiden kann, gibt Auskunft über die Rechtslage in diesem Lande nicht ohne Mittel und Wege aufzuzeigen, wie man trotz so mancher §§ Hürden dennoch in den Genuss einer wunderbaren Nacht unter Sternenhimmel kommen kann. Kleine Bilder illustrieren das ganze anschaulich und zu guter Letzt wird auch das (notwendige) Kapitel „Plan B“ angesprochen. Weil bisweilen kommt es schließlich anders als man dachte.
Fazit: da ist drin, was drauf steht. Das ist eine Menükarte für kleine, mittlere und auch etwas größere Abenteuer. Darin stehen ein paar Rezepte, die Zutaten werden verraten, kochen musst du selbst. Vielleicht zuvor auch lesen. Lesenswert und unterhaltsam ist es allemal. Drum: Buchtipp für alle Bikepacker und jene, die es werden wollen. TUN ist das Zauberwort.
Workpacking ist ein neuer Begriff, zugegeben. Auf die Idee muss man erst mal kommen. Gunnar Fehlau, da fällt die Ventilkappe gleich neben die Felge, musste darauf kommen. Das war nur eine Frage der Zeit. Als radfahrender Publizist, publizierender Radfahrer, Chronist der Szene seit Jahrzehnten kam, was kommen musste: statt zu zu arbeiten (Thema Radfahren) oder zu radeln (Themen für die Arbeit) macht er daraus ein großes Ganzes und nennt es Workpacking. 353 Tage auf dem Cargo Bike mit Sack & Pack, Büro und Bistro, Ordner und Headset geht er auf Tour durchs Land, arbeitet via Laptop und holt den Strom aus der Powerbank. Er baut abends sein Zelt auf, ärgert sich mit dem Zeltofen und trifft Menscher seiner Zunft, aber auch jede Menge andere. Er führt Buch, recherchiert, ermittelt, protokolliert und am Ende wird das ein Reisebericht der Besonderen Art. Nicht das Nordkap oder der Stern des Südens war das Ziel, sondern die Kombination aus Alltag, Arbeit und Abenteuer. New Work in seiner reinsten Form.
Der Hausrat verteilt sich auf seine vielen Taschen, Meetings werden virtuell und real abgehalten, Aufgaben erledigt und delegiert. Der Arbeitssessel ist die Parkbank, der Hochsitz oder die stille Ecke im Café, nicht selten der Sattel seiner Cargo Maschine. Es gibt steile Berge und steile Einladungen, es gibt flache Passagen aber niemals flache Begegnungen. Gunnar kennt viele Menschen.
Das hier ist kein Microadventure, mitnichten. Das ist ein dickes Ding, aber es zeigt: es geht – man muss es nur wagen. So wagt Gunnar Fehlau den Sprung heraus aus der Komfortzone und trotzt sowohl dem Wetter als auch dem Wind und trifft trotzdem pünktlich auf den Leitmessen dieses Landes ein und erfährt große Aufmerksamkeit. Die Eurobike kürte ihn in diesem Zusammenhang zur „Fahrad-Persönlichkeit des Jahres23“. Gratulation, Gunnar. Haste Dir verdient.
Fazit: kann man auch selber machen, muss man aber nicht. Lesen sollte man es allemal. Gunnar erzählt lebendig und lebhaft. Das Layout ist abwechslungsreich und unterhaltsam. Ideale Lektüre, wenn man einen stressigen Tag im Büro hatte :-).
Kurzum: ein Thema, zwei Bücher. Lesen, planen, selbermachen. Der Gedanke ist das Samenkorn, die Informationsquellen und Bücher wie diese sind das stete Wässerchen aus dem das Pflänzchen des Plans reift. Nun liegt es an Dir, leg Tablett, Buch oder die Maus zur Seite, pack Deine Sachen, sattele auf. Es braucht nicht viel. Unweit Deiner Haustür liegen wunderbare Möglichkeiten. Greif zu.
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