STAND: 08.10.19 / nächstes Update wenn ich daheim bin und 50(!!) GB Fotos sortiert habe.

3, 2, 1 … „Cabine Crew, boarding completed“

Wir sitzen auf unseren Plätzen … es geht los. Noch einmal den Fuß auf russischen Boden setzen, von einem Gate zum andern spurten und auf den Flug SU330 warten. Bikereisen und das mongolische Ulanbator fällt jetzt nicht allzu häufig in einem Atemzug, wenn man über Radln im Ausland spricht. In meinem konkreten Fall lautete die Frage in den letzten 17 Jahren vielmehr immer: „Welche Alpencross-Route wird es denn dieses Jahr?“. Die Antwort 2019 bleib ich schuldig (der Wintercross 2018 war aber leider geil). Vielmehr heißt das diesjährige Motto: 20x crossen ist (vorerst !) genug – auf zu neuen Ufern. Bikepacking ist angesagt. Sack & Pack, Zelt und Kocher und die Faszination draußen autark unterwegs zu sein, die Natur zu erleben, geplant planlos Strecken zu meistern und dabei Dinge erleben, die in keinem Reiseprospekt nachzulesen sind.

Ergo keimt seit Jahresanfang das Wörtchen „Mongolei“ in meinem Geiste. Silvia wollte immer schon in die Mongolei- lang gehegter Traum. Der Vorteil: wenn’s schiefgeht, wollten es beide. Zwinker. Die Tatsache, dass am ersten Oktoberwochenende in Ülgii, am Rande des Altai Gebirges, ein traditionelles Adlerfest stattfindet, sorgt für die terminliche Fixierung. Ülgii, wir werden Dich erobern. Was folgt ist Planung auf lockerer Basis, will sagen: klar, Vorbereitung, Material, Ausrüstung, grobe Richtung, all das muss passen (siehe vorangegangenen Blogeintrag), aber weder haben wir einen straffen Zeitplan noch einen bis in die kleinste Wahrscheinlichkeit vorauskalkulierten Ablauf. Erstens kommt es eh anders und zweitens als man denkt. Und es ist auch gut, wenn man jemand kennt, der einen kennt. So auch hier. Udo kennt Alan, Alan kennt René und René kennt Urka. Läuft … und reicht auch so.

Ab jetzt (Stand 14.09.) wird in den nächsten vier Wochen immer mal wieder ein Update eingestellt werden, je nach Zeit und vor allem auch Netzverfügbarkeit werde ich all jenen, die ein klein wenig unseren Spuren folgen wollen, ein paar mongolische Impressionen vermitteln (bevor ich mich nach (!) der Tour an die „richtige“ Aufbereitung des gesamten Abenteuers (Text, Bild, Ton, Film) mache.

….. bis bald, freue mich auf Eurer Kommentare während der Tour …

3, 2, 1 … „Boarding completed – ready for adventure …“… to be continued …

1235h München Airport, unsere Töchter haben Taxi gespielt und versuchen sich gerade gemeinsam am online Check-in der Aeroflot. Mit mäßigem Erfolg, aber immerhin haben wir nun eine Sitzplatz Nummer. Es hilft aber nix. Die Lady am Schalter will uns persönlich kennenlernen und außerdem haben wir ja „Bulky Luggage“. Wir werden 2x zum Sperrgepäck Schalter geschickt und wieder zurück. Lange Rede kurzer Sinn: die Dame am Aeroflot Schalter ist unnachgiebig, 2x 30kg sind per Definition Übergewicht. Mein zaghafter Versuch die Dame zu bezirzen indem ich von Journalist und Blog und Werbung spreche, beieindruckt sie überhaupt nicht. Im Gegenteil. Auf meine zaghafte Frage „könnt es sein, das ein bisschen was dazu kommt, oder?“ antwortet sie lakonisch „nicht ein bisschen sondern sehr viel“. Ey.

Abflug mit Übergewicht- egal

Die nächste Story folgt sogleich. Moskau Airport. 1835h planmäßiger ABFLUG. Wir stehen auf dem Rollfeld. Der Flieger zuckelt um Schneckentempo gefühlt 8km übers Gelände um gegen 1935h wieder dort zu stehen wo wir vorhin schon mal standen. Der Kapitän informiert uns knapp „technical Problem, sorry. The Bus will bring us back to the Airport.“ ey.

Mir fällt spontan ein: rein in die Kartoffeln raus aus den Kartoffeln. Rein in den Flieger raus aus dem Flieger. Also gut. Als Reisender lernt man Geduld.

Auch hier: lange Rede kurzer Sinn: die Maschine startet um 22h. Mit leichtem Versatz landen wir in Ulanbator. Der Fahrer holt uns ab, ein Welcome Schild in der Hand. Die nächsten 30km machen sprachlos.

Der eben ausklingende Nachmittag ebenso. Mehr in Kürze. Bin saumüde, weil die Nacht in der Aeroflot Eco wär jetzt nicht so prickelnd. Der Rest des Tages umso mehr.

Ulan-Bator – landed.

9h morgens. Welcome to Ulan-Bator. Unser Fahrer spricht mongolisch. Fließend. Wir nicht. 30km zum Riverside Camp. Selbst der local driver verfährt sich. Aber dann landen wir im Camp. Grandios. Jurte Nummer 4 wartet bereits. Was für ein toller Ort. René empfängt uns herzlich. Uns steht ein herrlicher Tag bevor. Erst mal raus und los.

Riverside Point – where Adventures meet
Ulan-Bator

Biken in der Mongolei

Wir haben einen Fahrer. Der bringt uns aus der Stadt. Gut so. Sonst hätten wir wohl dafür eine Tagesreise einplanen müssen.

Startpunkt ist der Hustain National Park. Wow. Was für ein Panorama. Ich fass es nicht einzigartig, Amazing. Und wir mittendrin. Aufsatteln. Ich will los. Noch landen hier einige Touri Busse, aber die lassen wir ganz schnell hinter uns. Die spannendsten Fragen sind jetzt: wo lang? Gar nicht so einfach in the middle of nowwhere. Wir fahren. Auf und ab. Tendenziell Richtung Westen. Irgendwann wollen wir nach Tserterleg.

Die Landschaft ist der Burner. Kann man nicht beschreiben. Muss man gesehen haben.

Es wäre so toll, wenn nicht manche Dinge passieren würden. Doch dazu in Kürze mehr. Muss jetzt raus und a) Cappuccino kochen b) Rühreier machen und c) ….

Ok, der Reihe nach. Tag1. Hustain Park. Man stelle sich vor: Endlosigkeit. Nach vorn, nach hinten, nach links, nach rechts. Nach oben sowieso. Sanfte Hügel. Leichtes grün, eine Landschaftswelle epischer Endlosigkeit. Weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben könnt. Wir mittendrin im Nix. Die Sandpiste führt nach Westen. Könnte stimmen. Wenn der oberbayrische Leser nun denkt „ja schau halt auf die Kartn“ dem sei gesagt a) beste Karte wo gibt is 1:1,6Mio und b) vergiss die Karte, nix Kartographie, was die Sandwege hier betrifft. Vergiss es. Fahr einfach und sieh zu. Wir fahren also.

Offroad. So sche

Silvia hat ein Faible für Offroad Wege. Als wir nach etlichen Kilometern endlich mal die einzige Hauptschlagader Richtung Westen berühren, meint Madame „och komm abseits is doch besser“. Was macht Mann? Mann gehorcht und zweigt auf den Sandweg 10m neben der Hauptstraße ab. Zissssccccchhhhh. Ey. Plattfuß. Drecksdornen. Is ja alles kein Problem. Hab Ersatzschlauch dabei (Nr2 von 2, weil der erste rein hat müssen, weil das tubeless System im Hinterrad (klar, wo sonst) den Flug nicht überstanden hat). Ok, wechseln. Alles fein. Weiter, nicht offroad, Augenbraue hochzieh.

So kommen wir vorwärts und es ist die pure Wonne. Irgendwann gegen Abend wird es Zeit das Zelt aufzuschlagen. Gesagt getan. Links den Berg hoch (offroad, eh klar) und möglichst weit weg von der Straße. Auf dem Weg ins Nix kommt uns Turdoch entgegen, hält an, fragt nach unserem Weg und zeigt und seinen Mähdrescher auf dem Handy. Wir fragen wo er wohnt, und er deutet Richtung Süden und lädt uns zu sich ein. Wir lehnen dankend ab, haben wir doch ein Zelt, bitten aber um etwas Wasser morgen früh. No prob. Turdoch kommt später nochmals holt unsere Flaschen (und liefert früh morgens sauberes Wasser).

Million Star Hotel

Wir kochen und sind selig. Was für ein Platz was für ein Panorama. End of day one. Ich pack es nicht.

Keep on Riding …

Die Sonne küsst uns. Es war kalt. Eiskristalle auf den Rahmentaschen. Schlafsäcke kuschelwarm.

Packeln, kochen (Rührei mit Zwiebel!) und natürlich Cappuccino. Herrlich. Aufsatteln. Schock! Der gestern gewechselte Schlauch is platt. Oh no. Plan b muss her. In the middle of nowhere. Wir schieben auf die Passhöhe, ich baue das Rad aus und versuche das Loch zu finden. Vergiss is. Ok. Plan c. 4km Richtung Süden irgendwo lebt Turdoch. Silvia muss warten, ich reite auf ihrem Rad ins Nix. In einer Hand den Reifen und das Flickzeug. In der anderen den Lenker.

Turdoch lebt einfach und bescheiden. Ein kleines Haus. Zwei Hunde, die mich gern gefressen hätten und eine Schale Wasser. Ich bitte um Hilfe mit den Worten „I have a Big Problem“ er antwortet lächelnd „this is not a Problem“.

Wir (sein Kumpel, er und ich) flicken beide Schläuche, ich mit dem üblichen Tiptop er mit irgendeinem Leim. Ok. Pumpen Pumpen pumpen. Verdammt. Luft geht aus. Also nochmal.

Ok, wird schon halten. Turdoch fährt mit dem Auto hinterher und unsere Tour kann weitergehen. Doch zuvor schenkt er uns (egal wie sehr wir limitiert sind) ein Kilogramm Kartoffeln. Danke Danke Danke Turdoch.

Weiter gehts. Endlos. Sagte ich schon. Episch. Sagte ich auch schon. Hammer. Hab ich noch nicht gesagt. Dank Turdoch nehmen wir die Sandpisten offroad Variante. Wildpferde reiten neben uns her, die Adler kreisen über uns und die Schafherde in der Ferne grast friedlich. So geht Idylle.

Epik

Nächster halt Lun. Irgendwie dort. Wir kommen vorwärts. Mehr oder minder. Der Gegenwind ist krass, auch die tendenziell leichte Steigung macht es nicht besser. Ich hab Durst. Die Vorräte schwinden. Wir haben Turdochs Wasser gefiltert. Aber irgendwann geht es zur Neige. Weit breit kein Wasserhahn. Wir finden schließlich Wasser in einer Jurte, die Dame schöpft aus einem blauen Eimer, später werde ich irgendwo im nirgendwo einen Busfahrer nach einer Cola anbetteln (und er mir seine halbe brühwarme Flasche schenken) und irgendwann finden wir einen Platz. Silvia will noch weiter ins Gelände und was macht Mann? Er folgt. Zissssssschhhhh. Ey. Oh Mann. Ich pumpe. Wir schieben mit plattwerdenem Reifen ins Gemüse. Zelt aufbauen, kochen (Balkan Curry) und die Epik genießen. Um den Platten kümmern wir uns morgen.

Romantik auf mongolisch

Schlauchlos im off

Die Sonne küsst uns. Die Nächte sind kühl, die Morgendämmerung sorgt schnell für wohlige Wärme. Die Tage sind heiss. Nachts dacht ich mir noch „och, suchen wir die zwei Löchlein, flicken die schnell und weiter gehts“. Es sollte anders kommen. Ganz anders.

Wir sind nun sieben Tage unterwegs. Die Begeisterung ist ungebrochen. Die ersten drei Tage waren jedoch überschattet von der Angst ob wir unsere (Rad)Reise überhaupt durchziehen können. Warum? Ich mach et kurz: ein Plattfuß folgt dem nächsten. Und Udo Greenhorn hat im Vorfeld die orangen tubolito Schläuche organisiert. Das hätte er mal besser nicht gemacht. Die erste Flickaktion bei Turdoch ließ schon ahnen was passieren wird: der (mongolische) Leim hält nicht. Defacto stellt sich nun raus: gar kein Leim hält. Auch nicht die XL Tube Vulkanisiermittel von tiptop nicht. Demnach ist es auch egal ob ich zwei Flicken oder zweihundert Flicken (was eher der Realität entspricht) dabei habe. Oh Mann ich Vollhorst). Wir sind irgendwo im nirgendwo (Erdenesant) in einer spärliche Reifenwerkstatt und nachdem ich alle 6 Kilometer Luft in den Reifen treibe, hab ich nun Hoffnung, das der Mongole mir helfen kann. Er leimt und tut und macht. Ergebnis: der Reifen bleibt platt.

Dann geschieht vermeintlich das Wunder : er knallt ein richtig fetten Flicken auf beide defekten Schläuche und presst auch noch locker 2,5 bar in den Pneu. Ich hab ein gutes Gefühl. Montieren, alles wieder zusammenpacken und auf gehts. Wir schaffen doch glatt 12km als Silvia zaghaft meldet: „Udo, ich glaube es wird wieder platt“. Ey.

Ich hab die Faxen dicke. Stoppe den erstbesten Mini LKW der uns huckepack zurück zur Werkstatt bringt. Es bleibt eine Tatsache: orange Schläuche und meine Greenhorn Organisation harmonieren nicht.

ob´s hilft?

Ok, was nun? Silvia leih mir mal deine 2,4er (auch orange) die müssen nun in den 3,0er Reifen. Der Kompressor des Mongolen knattert und es bleibt und jetzt nurmehr die Hoffnung. Das war am 20.9. toi toi. (er sollte bis zum Schluss halten).

Also, raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln (d.h. Nochmal die gleiche Strecke wieder in Angriff nehmen. Wir finden nach ca 35km einen tollen Platz, trauen uns aber nur wenige Meter abseits – Dornen und so. Anyway. Das Panorama ist auch hier wieder großartig.

magst probieren?

Wir haben den perfekten Platz. Landen an, beginnen mit unseren Routine. Auf einmal knattern. Ein Motorrad hält direkt auf uns zu. Der alte Mongole hält 1m vor unseren Sachen und guggt. Wir guggen zurück. Konversation is nich. Irgendwie halt dann Hände und Füße und Brocken. Er bleibt. Ich schiebe schon mal vorsorglich teures Equipment (Kamera etc) zur Seite. Er guggt. Ok, dann bauen wir halt auf, wenn er guggt. Unbeirrt verharrt er auf seiner Maschine. Für uns etwas befremdlich, für ihn scheinbar völlig ok. Nach ca. 20min rudimentärer Konversation bieten wir ihm unsere frisch gekauften Spaghetti an und kurz darauf entschwebt er engelsgleich mit seinem Motorrad über die Hügel. Wir guggen uns an und versuchen das einzusortieren. Strange. Just als ich den Kochvorgang einleiten will, knattert es erneut. Ey. Der wird doch nicht nochmal hier aufkreuzen. Doch kann er. Nicht der alte, sondern dieses Mal ein junger. Gleiche Prozedur. Aber 1:1. Einziger Unterschied: Zeltaufbau ist fertig, wir wollten eigentlich kochen. Ok, dann muss die zweite Packung Spaghetti auch noch dran glauben. Engelsgleich entschwebt auf Motorradfahrer Jung. Crazy.

Richtung Westen

Neuer Tag. Neues Glück. Wir erwachen. Im Reifen ist, man glaubt es kaum: Luft. Ein Segen.

Mittlerweile haben wir ganz gut Routine. Alles muss wieder in den Beutel. Der Deuter Schlafsack, die Therm-A-Rest, das Zelt. Ohne einen dampfenden Espresso verlassen wir unser Camp jedoch nie. Wunderbar. Wir haben Mordsglück, jeden Morgen empfängt uns strahlend blauer Himmel und ab 8h wird es im Nu warm. Kurze Hose Modus. Nächster Halt: Rashaant (21.9.). Der Verkehr lässt nach, der Gegenwind nimmt zu. Einige Kilometer hinter Rashaant erblicken wir die große (7,5km lange) Sanddüne. Aber auch ein tolles GerCamp unterhalb einiger imposanter Felsen. Da wird nicht lange überlegt. Rechts ran. Einchecken. Schließlich haben wir Urlaub. Eine Wucht. Sogar die Dusche ist warm. Es gibt ein Bier und wir kraxeln auf alle Felsen um uns rum. Lazy day. Good day.

Sanddüne, harter Ritt und Kloster

Die Nacht im Ger war herrlich. Mollig warm brannte unser Ofen. Für Hygiene war gesorgt (endlich mal Klamotten auswaschen) und das lausige Frühstück (Salat vom Vortag und Kalte (!) Spiegeleier sowie wässriger Kaffee) können uns nicht verdrießen. Wir starten. Unser Ziel Kara-Karoum (kahkohrin). Das Problem: 100km to Go. Problem Nummer 2: auf 85km Länge nix, nix, nix. Kein Wasser, kein Garnichts. Die Sonne knallt. Wir starten früh (mal nix zu packen), naja. Relativ früh. 10h.

Die Sanddüne liegt einladend nach 15km am rechten Wegesrand. Da muss man halten. Die Kamele kümmern sich nicht um uns. Wir aber sind jetzt mal Touris. Ein Ritt in die kleine Wüste muss jetzt sein. Egal ob noch 85 staubtrockene Kilometer vor uns liegen. Gesagt getan. Udo auf dem Kamel. Nett.

Kameltreiber

Doch weitere Ablenkungsmanöver fallen uns nicht mehr ein. Wat mut dat mut. Die durchschnittliche Temperatur wird an diesem Tag 29C betragen. Uff. Ein äußerst mühsamer Ritt. Gegen den Wind. Gegen den Durst. Gegen das latente Auf und Ab der A0301. Wir kommen wir da durch ?

Wir gehen in die Spur. Arbeiten ab, was vor uns liegt. Vor uns liegt viel. Ein stetes unendliches hoch und runter durch das Nirgendwo der Mongolei. Der Wind versucht uns abzuhalten aber letztlich haben wir den längeren Atem. Die Landschaft ist unverändert grandios. Epische Weiten wechseln mit sanften toskanisch anmutenden Hügeln. Unterwegs, ca 30km vor karakorum kommen uns Claire und Philippe aus Frankreich auf einem Hase Tandem entgegen. Sie sind seit Januar unterwegs und mussten in Georgien 6wo auf ein Rohloff Ersatzteil warten und wollen nun nach Ulan-Bator.

Find the way

Wir landen kurz darauf an einer T Junction und Silvia ist völlig platt, hält aber letztlich die letzten 15km auch noch durch. Karakorum wir sind am Ziel. Das berühmte Kloster ist bereits am Ortseingang weithin sichtbar. Unser Weg durch die staubigen Straßen ist etwas unorientiert. Irgendwo entdecke ich per Zufall „Anja Ger Camp 1500m“ auf meine Nachfrage weiß keiner wo und wie. (der Fehler war die falsche Aussprache). Nicht Anja sondern „Anscha“.

Wir kommen ziemlich erschöpft am Camp an und Tuja empfängt uns herzlich. Was für ein Tag. Wir sind gut durch. Aber das Abendmahl in der XL Jurte macht alles wieder gut. Herrlich. Körperhorchen. Rotöl für den wunden Po. Balsam für die spröden Lippen. What a day. Wir sind auf Kurs. Mal sehen was morgen kommt.

Ride on ins off

Das Kloster aus dem 13. Jahrhundert ist eindrucksvoll. Wir nehmen uns die Zeit und haben keine Eile. Mit dem Taxi durch den Ort ist auch schon eine Erfahrung für sich. Doch gegen Mittag zieht es uns weiter. Tsekher ist unser nächstes Ziel. Von dort wollen wir weiter zu den so vielfach „beworbenen“ heißen Quellen. Und auch hier gilt einmal mehr: es sollte anders kommen. Ganz anders.

Erdene Zuu Kloster

Urka sagte „da müsst ihr hin. Sehr schön dort“ René sagte „schöner Ort“, im Reiseführer stand da „Tipp **“ und auf der Karte war es auch mit einem roten dicken * markiert. Also muss man da auch hin. Die ersten 40 Gegenwind Kilometer bis Tsekher schaffen wir noch halbwegs gut. Dann zweigt der Weg ins Off ab. Wir bunkern Vorräte in einem Market (ein Vorgang, der sich alle ca. 50km wiederholt) und fragen nach dem Weg zu den sagenumwobenen heißen Quellen. Die Kassiererin schaut uns an als ob wir nach dem Weg zum Eiffelturm gefragt hätten. Zwei Jungs auf einem Moped kommen und mischen sich ein. Wohlgemerkt fließend mongolisch, keine Silbe englisch. Einer der beiden wird immer zutraulicher, nimmt sich meine Karte und studiert erstmal die Ausmaße seines Landes. Auf die wiederholte Frage nach den Quellen macht er nur ein „Money Money“ Zeichen und grinst feist. Ein übler Geselle. Wir entscheiden uns für die McGawyer Variante und ziehen eine eigene Spur. Aus dem Örtchen führen viele Wege heraus. Laut Karte müssten wir uns ungefähr südlich halten. Wir fragen erneut. Keiner hat ne Ahnung. Quellen????

Ok, wir nehmen grob einen Weg. Jetzt Achtung lieber Leser. Das hier ist nicht zu verwechseln mit Wanderweg 17a zum Staubfall oder so. Man stelle sich eine riesige kaum überschaubare Fläche vor und auf selbiger dann wir von Kinderhand gezogen hundert Linien in alle Richtungen. Das sind die Wege. Wo immer die hinführen. Wir nehmen einen davon. Nachdem wir kurz zuvor ein bemerkenswertes Schild rechts haben liegen lassen. Darauf stand: „Next Bridge —>“. Wir holpern dahin. Endlos. Sinnlos? Von Quellen keine Spur.

Ok. Weiße Flagge. So finden wir das nie. Ich hole mein Notfall Mongolia Handy heraus (Danke, Stefan, dafür). Call Urka. „Hallo Urka, wir stehen hier im off, wo gehts lang?“ Urka weiß das natürlich auch nicht adhoc. Just in dem Moment kommt ein TÜV fälliger klein LKW daher und ich stoppe ihn, vermittle nun zwischen Fahrer, Urka und mir selbst die Standortbestimmung. Oh. Noch ca 25-30km bis zu den Quellen. Ey. Wir sind durch, verhandeln mit dem kernigen, rustikalen Mongolen und kurzerhand wirft er unser Schwerlast Räder auf seine Ladefläche, die voller Dreck ist. Ob das gut geht? Silvia und ich nehmen im Führerhaus (bzw dem was davon übrig ist) Platz und los gehts. Der Kerl hat null Respekt vor den Schlaglöchern, Angst vor tiefen Gräben und auch Bachläufe unbekannter Tiefe schrecken ihn nicht. Er poltert über alles voll drüber. Es war vereinbart, das er uns für 30.000 Turig (ca 10eur) bis in Sichtweite der Quellen bringt (ursprünglich wollte er 50.000). Nach drei Flussdurchquerungen, tausend Schlaglöchern und ungezählten Verzweigungen bleibt er unvermittelt stehen, deutet auf einen Strommast und gibt zu erkennen, das wir diesem folgen sollen bis zum Quellen Camp. Ey. Von einem Camp weit und breit keine Spur. Nur Landschaft. Undenkliche. Und Wege bzw das was der Mongole dafür hält. Wir hätten definitiv nicht hierher gefunden. Nun müssen die Strommasten als Orientierung genügen. Der Fahrer meinte mit Handzeichen „nur noch 5km“. Das kann ja heiter werden.

Wir nehmen die Masten als Fixpunkt (auch wenn diese manchmal ordentlich die Pfade in Luftlinie verlassen) und kämpfen uns durchs Gelände. 3km, 4km, 6km, 8km, …. Ey. Hat der Fahrer uns veräppelt? 9km. Weit hinten scheint es, laufen die Strommasten zu einer Ansammlung von Jurten. Ok. Kämpfa, kämpfa, kum.

Das sollen die tollen heißen Quellen sein? Wir sehen nur zig Jurten, ein zwei Camps und ein paar halbnackte unsympathische, tätowierte Engländer, die sich den Bauch an so etwas ähnlichem wie einem Pool kraulen. Ich ordere ein Radler (sowas gibts hier – Grande). Für die Übernachtung in einer ziemlich lausige (und auch schmutzigen) Jurte wollen die Jungs hier fett Geld haben. Silvia und ich guggen uns an. „Nee, oder?“. Einhellig „no thanks“. Aber: wie wieder zurück. Wir müssten nach Tsertleg- das sind aber 30km ins off. Es ist 18h -das kannste vergessen. Guter Rat ist teuer. Hier bleiben wollen wir nicht.

Go by Pickup

Ok. Ich schnappe mir einen Mongolen kein Wort Englisch. Na Bravo. Mit Hand und Fuß vermittle ich ihm unsere konkreten Abreise Absichten sowie den Zielort. Er hämmert auf einen ca 40cm langen fingerdicken Nagel ein und reagiert nur mäßig begeistert oder besser gesagt ist relativ unbeeindruckt. Ey.

Die Jungs um ihn rum sind very amused. Silvia hält sich im off. Ich will weg, aber nicht selbst der Fährtenleser nach Tsertleg sein. Es geht hin und her. Schließlich deutet er auf eine am Hügel liegende Jurte. Dort sollen wir hin und er will 50$. Ey. Hab isch nisch. Wir strampeln hoch, er nimmt sein Pferd. Oben angekommen gehen die Verhandlungen weiter. Lange Rede : es werden 70.000 (gut 20eur) für seine 60km wilde Fahrt durchs Gelände. Eine Fahrt die unvergessen bleibt. Ihr glaubt es nicht.

weg hier

Wir poltern los. Die Bikes sind hinten verzurrt bzw. so im etwa halbwegs festgemacht wie wir später feststellen durften. Es geht querfeldein. Im Wortsinn. Wir hätten diesen „Weg“ nach Tsertleg NIE gefunden. NIE. Es ist voll krass, geht über Stock und Stein und über Furchen im Bierkasten Format. Auf einmal senkt sich der Pfad ca. 30% in die Tiefe. Unser Fahrer ist unbeeindruckt, wiederholt nur mehrmals die Worte „Bayern München“ und „Mehmut Özil“. Grinst dazu. Wir stimmen mit ein „Bayern München“, „Mehmut Özil“ und ergänzen stolz „Oktoberfest“. Wie unser Mongole den Weg in die vergleichsweise große Stadt Tsertleg (17T Einwohner) findet bleibt mir ein Rätsel. Wir fahren quasi über das hinterste off vom Sonntagshorn direttissema nach Salzburg. Oder so in der Art. Silvia auf der Rückbank schaukelt ordentlich mit. Ich wage gar nicht an die Bikes auf der Laderampe zu denken. Holter die poltet. Hinten schepperst. Irgendwann, es muss so gegen 20h sein, landen wir tatsächlich am Guest House Fair Field in Tsertleg (Empfehlung von René). Uff. 30km durch gröbste Pampa. So ein Husarenritt. Die Landschaft jedoch war atemberaubend. Alpencross ähnliche Trails (mit dem Pickup, tsts), am Ende ein tolles Tal mit wildem Flusslauf und einigen imposanten Felsformationen. Irre hier.

Das Guest House ist einfach aber ok. Wir beziehen Quartier. Heute keine Experimente mehr. Eigentlich war hier unser ursprüngliches Ziel. Erreicht.

Da nutz ich lieber mein iPhone

Aber wir sind noch nicht „satt“. Wollen mehr. Der Tsagaan Nuur Lake frohlockt auf der Karte „komm doch, komm doch“. 180km ist er entfernt. Das ist ein Gedanke wert.

Tsertleg

Endspurt zum Lago (Tsagaan Nuur)

Ja is klar. Normally ruft der Lago alljährlich. Doch 2019 ist es einmal nicht der Lago di Garda sondern der Lago di Tsagaan Nuur. Wir steigen in die Verhandlungen ein. Unser Zeitfenster ist zu knapp für die knapp 200km, also brauchen wir eine temporäre Taxi Lösung. Die Lady vom FairField veranschlagt viel zu viel. Es geht hin und her. Letztlich gelingt es uns den Preis zu halbieren und der Fahrer kommt eine 3/4 Stunde später, verräumt die Bikes im Heck und bringt uns aus der Stadt – um uns dann allein im Off (einmal mehr) auszusetzen. Da stehen wir nun. Der Wind bläst als ob er uns abhalten will. Voller Überzeugung. Ich dachte immer in Irland war es windig. Das war nix gegen diese BlowMaschine hier. Stet. Unnachgiebig. Ey. Ok. Der Fahrer optimiert den Stundenlohn indem er auf dem Hinweg teils mit 150km/h (erlaubt in der Mongolei sind 80) über die Piste brettert und – sobald die Bikes auf der Straße liegen – zack zack umgehend wendet und am Horizont immer kleiner wird. Da stehen wir nun. Mitten in der Mongolei. Wir müssen nach Westen. Auf den Sattel, Ohren anlegen (Wind) und los.

Treuer Gefährte

Die kommenden knapp 60km sind ein Kampf gegen die Elemente. Aber sowas von blasen. Über 13km/h auf der Ebene ist nicht drin (der Stundenschnitt lag bei 10,7!! Und „nur“ 474hm) Ey. Es wird einem aber auch rein gar nix geschenkt. Aber belohnt werden wir. Geradezu königlich.

Als der Chuluut River die A0603 kreuzt finden wir noch einen winzigen Market. Dort decken wir uns mit Wasser ein und folgen dem Flusslauf. Die Erde klafft hier mächtig auseinander und die Schlucht ist locker 25m tief. Auf einmal haben wir an den Hängen beiderseits des Weges satten Lärchen Baumbestand. Da muss man einfach sein Zelt aufschlagen. Bevor die Straße einen Knick macht und vom Fluss fortführt, steigen wir den Hang hinauf und suchen einen standesgemäßen Schlafplatz. Wir sollten mehr als fündig werden. Seht selbst:

So geht Zelt

Hier bleiben wir. ;). Es gibt lecker Pasta mit Lachs. Soto sei dank.

Endspurt zum Tsagaan Nuur Lake ist das Motto. Trotz all unserer Routine und aufgrund des Heiligen „wir schlafen aus und lassen uns nicht hetzen, sind ja im Urlaub“ Anspruchs, dauert es in der Früh schon ein paar Momente bis wir weiterkommen.

Soviel Zeit muss sein

So gegen Elf Uhr kommen wir dann aber doch mal vom Hof. Ca 45 km liegen vor uns. Sollte doch möglich sein. Aber diese Rechnung haben wir ohne den Gegenwind gemacht. Der bläst gewaltig. Und dennoch landen wir Nachmittag in Tariat vor den Toren des Tsagaan Lakes. Supermarkt, Wasser und Haribo kaufen. Und nach einem Ger Camp fragen. Der alte Mann textet uns voll. Auf mongolisch versteht sich. Er zockt sein Handy und textet seinen Gesprächspartner voll. Ebenfalls auf mongolisch. Wir bekommen seine Übersetzung in Zeichensprache. Dieser vertrauen wir aber nicht so recht. Kurzerhand spreche ich eine deutlich jüngere Autofahrerin an und sie da: ein paar Brocken englisch. Madame lotst uns zu einem besseren Supermarkt und sucht gleichzeitig per Telefon nach einem Camp. Erfolglos. So schnell sie da war so schnell ist sie wieder weg. Wir folgen der Hauptstraße. Wird schon stimmen. Kilometer um Kilometer. Auf einmal winkt rechts am Straßenrand ein Bauer wie verrückt und gestikuliert. Jetzt kapier ich die Zeichensprache. Der alte Mann hat seinen Kumpel in der Jurte informiert und dachte wir haben Lust auf Landleben mit einem alten Ehepaar in der Jurte. Das war aber nur Plan b. Wir strampeln weiter. Weit und breit kein Camp. Nur der See lieblich auf der rechten Seite. Knapp 50km auf dem Tacho. Kann nicht sein. Das Notfall Handy muss her. Urkaaaaa

„Ja, wo seid ihr denn?“. Gute Frage. Wir versuchen ihr das mangels Orientierungspunkten zu vermitteln und langsam wird klar: wir sind auf der falschen Seite vom See. Wir hätten ins Off gemusst. Na super, alles wieder retour.

Als wir in die Sandspuren eintauchen ist Silvia bereit für einen Gattenmord. Hab ich gerade ob der abwechslungsreichen Streckenführung wieder neue lust geschöpft, kommt sie aufgrund der tiefen Furchen und des losen Untergrunds an ihre Grenzen. Sorry, ich fahr besser etwas voraus. Der Mongole vorhin meinte „ten km to Go“. Ohoh. Der Blick jedoch entschädigt (im Moment nur mich).

A good Place to be

Schließlich landen wir dann doch im Khorgho Ger Camp. Traumhaft. Silvia fängt sich wieder schnell und Balt gibt uns die beste Jurte am Platz. Geil.

Drei Tage Urlaub

Wir verbringen nun drei wunderbare Tage im Khorgho Camp. Erobern den Khorgho Vulkan, der mit seinem Riesenkrater eindrucksvolle Erdgeschichte vermittelt, machen eine super Bike Tour um den Tsagaan Nuur Lake und besteigen einen 2664m hohen Gipfel, der direkt vor unserer Ger Tür liegt. Herrlich.

Khorgho Vulkan

Drei Tage Relax Urlaub, zehn Tage Bike Urlaub, zwei Tage Ankomm-Zeit und jetzt immer noch satt Luft um die Mongolei weiter zu erkunden. Aber vor der Kür kommt die Pflicht. Wir müssen zurück nach Ulan-Bator bzw. ins Camp von René. Das sollte ein Ritt werden. 700km. Für die ersten 650km brauchen wir 9 Stunden für die letzten 50 dann geschlagene 3 Stunden durch den Großstadtdschungel. Krass. Um 20h schlagen wir an der Pforte von René an. Geschafft.

Bus ist auch keine Lösung

Das große Finale

Zwei Tage Ulan-Bator. Ein Tag Relax (und Pack) Tag. Ein City Tag (der lange dauern sollte). Es ist schön bei René. Wir lernen die Weltenbummler Tobias und Dagmar kennen (www.a-way.ch) und verbringen einige plaudernde Momente mit Ihnen. Es gibt schon irre coole Lebensentwürfe. Prima. Am Mittwoch steht dann doch einmal der Black Market auf dem Programm. René organisiert eine Taxi Fahrerin, die jedoch scheinbar die erste Fahrt ihres Lebens macht. Sehr sehr zaghaft bleibt sie beständig unter 40km/h und bremst im Zweifel lieber einmal zu viel als wie zu wenig. Puh. Meine Nerven als Beifahrer. Mongolei lehrt Geduld.

Am Black Market angekommen sind wir erstmal sprachlos. Uff. Soooo riesengroß. Hier gibt es einfach alles. Von der Klobürste bis zur kompletten Jurte. Schuhe, North Face und Adidas (wohl made in China) und und und. Und wir mittendrin. Noch ein Marsch zum großen Dschingis Khan Platz und dann wollen wir unbedingt den Outdoor Store Seven Summit besuchen, den wir schließlich sogar finden (und der in 5min überschaubar war). Der Weg durch die Stadt ist auch eine besondere Nummer. Eindrucksvoll aber auch nachdenklich stimmend:

Makes Me Sad

Der Wecker steht auf 4.01 Uhr. Die Minute hab ich noch rausgeschunden. Der Flieger nach Ölgii geht um 620h. Es klappt alles reibungslos. Der Flug nach Ölgii ist prima. Die Aussicht fantastisch.

Ready for landing

Wir werden abgeholt und machen erstmal einen Boxenstopp (im Wortsinn: der Fahrer muss defekten Reifen reparieren). Dann gehts auf nach Tsengel, ein von Kasachen beherrschtes Gebiet, 120km von der russischen Grenze entfernt. Im örtlichen Coffee Shop treffen wir einige Reisende aus dem Flieger wieder und stimmen uns für die kommenden Tage ein. Wir haben nun 75km Offroad vor uns. Es geht tatsächlich im Galopp über Feld und Flur und Stock und Stein. Ich muss mich sehr konzentrieren. Silvia hält sich sehr wacker. Nach gut zwei (!) Stunden (zur Erinnerung: ca 70km) stehen wir vor Tsengel. Wow.

Off Gebiet

Auf dem Programm steht nun der Besuch bei einer Adler Familie. Nochmal 7km ins Niemandsland und dann eintauchen in eine Welt, die sooooo sehr anders wie die unsrige ist. Der Herr des Hauses (zwei Jurten) lebt hier mit Frau, Tochter, Sohn und seiner Frau. Hat ein paar Kühe und zwei Adler. Wir werden eingeladen zu bleiben und werden heut die Nacht hier verbringen. Selbstredend, dass ich ausgerechnet hier meinen Speicherchip zum Überlaufen bringe (hab noch einen zweiten). Ich mag das jetzt nicht beschreiben (heb mir das für die Nachbereitung auf).

Ohne Worte

Wir füttern den Adler, wir speisen, trinken Wodka und nehmen (im Rahmen unserer Möglichkeiten) kurz an diesem Leben Teil. Es gibt Gesang und letztlich so viele Fragen und Geschichten. Es ist unglaublich.

Bei Kasachen zu Hause

Gegen Ende des Abends überrascht Urka noch mit der Nachricht, dass wir alle (Tochter, Sohn und seine Ehefrau, Urka) heute in der Jurte schlafen werden. Adlermann breitet eine grobe Filzdecke als Unterlage aus, seine Frau legt noch etwas Dung in den Ofen und schon kehrt langsam die Nachtruhe ein (die leere Wodka Flasche liegt auf dem Boden). Gute Nacht (ein leiser Gruß geht noch zu Jonas (heute vor 21 Jahren hat er uns verlassen).

Ohne Worte 2

Auch mein interner Speicher läuft langsam über. Sooooo irre viel Eindrücke. Was wird morgen kommen?

Natur satt & ein Wohnzimmer Konzert

Es kommen täglich neue hinzu. Es ist der Wahnsinn. Kaum haben wir uns herzlich von der kasachischen Gastfamilie verabschiedet, werden wir von unseren Begleitern Tulgaa und Batsukh ins Hinterland gebracht. Natur pur. Wilde Flussläufe, Steppe, wilde Berge, im Hintergrund schneebedeckte Gletscher und Weite fürs Auge kaum greifbar. Unfassbar schön die Eindrücke, unendlich weit die Landschaft. Wir wandern, schauen, fotografieren, werden überflutet mit der Vielzahl von Eindrücken. Es ist und bleibt der Hammer. Seht doch selbst.

Remote & beautiful endless

Wir verbringen die Mittagszeit im Delta von Tsengel. Es ist wunderschön. Hab ich Euch schon gesagt, das meine ersten zwei Chipkarten (32 + 8GB) bereits voll sind. Es geht nicht anders. Ich muss das tun. Kurz nach 13h werden wir zu Tsugaa zum Mittag eingeladen. Er tischt auf. Es ist unglaublich wie all diese Menschen, die im Grunde so wenig haben, ihre wenigen Dinge auf den Tisch stellen, die dort vorhanden sind. Dankbar wir sind.

Selbst im kleinsten Ort.

Nach dem Essen, wir haben uns entschieden nicht die üble 80km (one way) Rüttelpiste zum heiligen Berg zu nehmen, sondern einen kleineren Ausflug ins Land zu machen. Baktuskh bringt uns zu Nomaden. Dort fühlen wir uns um Jahrzehnte zurück versetzt. Einfachste Umstände. In der Jurte gibt es keinen Boden, sondern nur das harte Gras. Zwei Betten für acht Leute, ein kleiner Ofen und die Großmutter ist 75 (und sieht wie 95 aus). Die Hausfrau stellt alles auf den Tisch was sie hat. Wir sitzen nun mit 12 Mann in der kleinen Jurte und staunen stumm, trinken unseren Schwarztee mit Milch und essen die brotähnlichen Stäbchen. Demut macht sich breit. Wie sehr anders wir doch leben. Lichtjahre entfernt – gefühlt. Der Nachmittag vergeht wie im Flug, die Eindrücke sind so sehr tief gehend. Die Worte hierfür muss ich erst noch sortieren.

Am Abend dann ein weiteres Highlight. Baktuskh gibt uns im Wohnzimmer von Tulgaa ein privat Konzert mit seinen selbst gebauten Instrumenten. Nicht nur das, er beherrscht den mongolischen Kehlkopf Gesang. Wahnsinn. Gänsehaut Momente der besonderen Art.

Wohnzimmer Konzert

Knapp eine Stunde lang spielt er nur für uns. Ich bin total ergriffen. So wertvolle und einzigartige Momente. Unbezahlbar. Zu guter letzt werden wir sogar noch aufgefordert im Ehebett von Tulgaa zu schlafen. Das gibts doch nicht. Wir wehren ab – erfolglos. Es gelingt uns lediglich ihm und seiner Ehefrau die eigene Bettwäsche zu überlassen und sie zu überzeugen, dass unsere Deuter Schlafsäcke wunderbar ausreichend sind. Wir schlafen friedlich ein. Deeply impressed.

Morgen gehts zum Eagles Festival. Es kommen weitere Momente aus der Serie „Never Seen Before“. Unser Fahrer ist pünktlich- wie immer. Es geht zurück nach Ülgii. Allerdings auf einem anderen Weg. Bis auf knapp 2700m führt die Strecke – Offroad, versteht sich von selbst. Und, sorry, ich wiederhole mich, einmal mehr geht es durch eine grandiose Landschaft.

Guter Ort für einen Platz für einen Plattfuß

Fünf Kilometer vor Ülgii dann ein kleines Problem. Der hintere Reifen hat die Tortur nicht überstanden. Ok, Ersatz ist dabei – 15min später ist alles geritzt. Weiter gehts- direkt zum Festival.

Einmal mehr Offroad. Ein einsamer Kontrollposten, dann sind wir durch. Das Gelände ist überschaubar, die Kulisse aber Mega (Mongolia like) eindrucksvoll. Adlerjäger, Mongolen, Kasachen, Touristen, Pferde, Kamele und natürlich Adler, Adler, Adler. Boh !

Eagles Festival
Nachwuchs
Alter Hase

Lasst euch überraschen was noch alles kommt. Bis hin zu einer Fast-Verhaftung (kein Witz) ist alles dabei.

Wir verbringen drei Tage in Ülgii, zwei davon auf dem Eagles Festival. Die Stimm ist toll, das Wetter geradezu phänomenal. Keine Wolke am Himmel. Berge, Steppe, all das (ich erzählte ja davon). Etliche Touristen. Die Angabe zweier Reiseleiter schwanken zwischen 500 und 2000. Die eine Zahl erscheint mir zu niedrig, die andere zu hoch. Die Wahrheit wird wohl irgendwo um die 1000-1300 liegen. Besonders präsent: die Amis (Cäääälefornia oder BOooston). Die scheuen sich ja auch überhaupt nicht, vor den stolzesten Adler Jäger zu springen, ihn an der Felljacke zu zupfen und zu einem Selfie zu nötigen. Furchtbar. Wir treffen einmal mehr die Hanseaten Ingo und Christine (an dieser Stelle ein herzliches „vergelts Gott Ingo“ für die 32(!) GB Chipkarte). Na gut, die sind m.E. also entbehrlich hier, aber jeder darf ja hier einreisen. Anyway. Wie gesagt: prächtige Stimmung, sensationelle Kulisse, tolle Wettkämpfe und jede Menge Exotik in der Luft. Eine andere Welt eben. Freue mich schon jetzt auf die Foto Abende (zuerst privat. Dann hoffentlich in Form einer Diashow). Mehr dann dort und im zweiten Teil meines Blogs (Nachlese Mongolei).

Nachdem wir gestern im Hotel Duman ordentlich Rabatz gemacht haben, steht und heute sogar ein besseres Zimmer zu Verfügung (mit Dusche und Toilette. Beides sogar halbwegs sauber). Und läuft meine Matratze diesmal nicht latent Gefahr alle Federn durch den abgewetzten Stoff zu schießen. Immerhin. Da stören mich die 1,80 Bettlänge und da bröckelnden Fliesen im Türstock genauso wenig wie die sich lösende Tapete und mein zerrissenes Kissen (liege ja eh im Schlafsack).

Vorgeschmack auf die Canon 5D Pics

Die letzten mongolischen Tage.

Heute ist „Sightseeingtour“ durch Ülgii. So hieß es zumindest in der Beschreibung von Urka. Urka ist nicht mehr da. Wir „streunen“ durch die Straßen und sind einmal mehr in der Zeit zurück gesetzt. Bekleidungsläden, da hätte 1975 meine Großmutter überlegt ob ihr das gefällt. An den Ecken die Männer in der Hocke, an den Fenstern Frauen, die dem Treiben zusehen. Kinder laufen umher und prahlen mit ihrem englischen Wortschatz. „Hello“ oder noch besser „my Name is Onkudha“ (oder so ähnlich). Die höchste Stufe ist erreicht, wenn einer „how are you“ und „bye bye“ von sich gibt. Alle kichern, lachen, feixen und guggen uns mit großen Augen an. Schön. Wir verschenken ein paar Goodies und lauschen dem bunten Treiben.

Police Headquarter

Als Finale wollen wir noch einen wunderbaren Cappuccino im Arvin Coffee Shop genießen, bevor das Taxi uns um 1530h zum klitzekleinen Airport bringt. Gesagt getan.

Der Cappuccino hat gerade Trinktemperatur erreicht, da geht mein Handy (ein ungewöhnlicher Vorgang in den letzten 3,5 Wochen). 1445h. Ich hebe ab. Urka am Telefon. „Hallo. Wo seid Ihr? Ihr müsst euch beeilen, sie haben schon mit dem Check-In angefangen“. „Äh….“. Alsogut. 17h geht der Flieger – dachte ich zumindest. Wir also im Galopp zum Hotel, Taxi rufen, warten, nervös werden. 1510h ist der Airport in Sichtweite. Ein einziger einsamer Flieger auf dem Rollfeld. Hallo? Das ist jetzt nicht unserer oder? Er rollt, wendet und startet durch. Meine Frau hebt die Augenbrauen. Beide. Schlechtes Zeichen. „Udooooo…. hast du etwa…? „Ähm…“.

Ey. Die werden doch wohl nicht….,? Nein, das denk ich nicht zu Ende. Es beruhigt mich (uns) schließlich, das noch etliche Touris (Cäääälefornia) auf dem Gelände stehen. Ok, Check-In. Geht doch. Flug MR191 geht um 17h. Sag ich doch. Wir sind am Gate (Gate 1 von 1). Ich muss für kleine Jungs. Der Cappuccino und das gerade eben gestürzte Wasser erfordern das. Toilette? Keine da. Nur im „Ankunft Bereich“. Tür verschlossen. Ok. Ich frage den Koffermann draußen vor der Tür. Der deutet aufs Gelände. Ich raus, RV auf …. herrlich.

Da sitzen wir nun und warten. Unsere Bordkarten lagen längst bereit und hier werden die Passagierelisten noch analog geführt. 3x kontrollieren die MR Mitarbeiter das noch mal durch, einer ruft laut den Sitzplatz 33 auf und irgenwo hat jemand ich ein Problem. Funny all dem hier zuzusehen. Ein weiterer Security Mann betritt den Raum. Düstere Miene. Uniform. Schaut umher, deutet mit dem Finger auf mich und sagt wortlos „MITKOMMEN“. Ohoh. Ich ahne warum. Er führt mich aus der Halle heraus, ums Gelände herum, lässt mich an einem Tor stehen. Dann geht es über Treppen und durch Türen durch in einen Kommandoraum. Drei Bildschirme. Er deutet auf einen. Ich sage „ja, ja, ich weiß schon…“. Schaue betreten und reuig. Der Bildschirmmann schaut mich feindselig an, der Security Obermann tut unbeteiligt und kommuniziert über sein Funkgerät. Einer sagt nur bröckelig „u musd päy“. Ich erkläre meine Story. Die Jungs hören nix. Ich stehe dov da. Der Monitor zeigt zwar nicht das belastende Beweis Bild, aber der Angeklagte ist schuldig. Keine Frage. Was tun? Ich frage „how much“. Keine Reaktion. Ok, so stehen wir da ein paar Minuten lang. Der eine schaut nur grantig, der andere funkt irgendwas. „How much?“. Grimmiger Blick. Der Flieger kommt. Ohoh.

Auf einmal geht die Türe auf und meine liebe Frau kommt mit einer äußerst sympathisch jungen Airline Dame herein. Ich versuche die Umstände zu erklären. Sie kapiert nix, funkt aber auch rum. Immerhin gehen wir jetzt aus diesem Raum in Richtung „sichere Abflughalle“. Dort geht es aber erst mal zum nächsten Officer. Mit ihm hatte ich beim Check-In einen sehr netten Talk. Der wird mich doch verstehen. Also ganze Story nochmal. Er lächelt milde und deutet auf die Abflughalle. Hui. Glück gehabt. Hätte theoretisch auch anders laufen können. Lebenslang in mongolischer Einzelhaft wegen pinkeln auf dem Rollfeld. Nein, damit scherzt man nicht.

1658h wir starten. Meine Frau achtet darauf, das ich nix mehr falsch mache auf die letzten Tage. Der Flug verläuft äußerst ruhig und völlig unaufgeregt. Der Service ist prima.

Flight No MR 190 – das Pic ist selbsterklärend

Noch eine Stunde Taxifahrt durch Ulan-Bator (40km) dann sind wir wieder in „unserer“ Jurte bei René. Wir schlafen wie Steine.

Dienstag, Last day in Mongolia. Morgen geht der Wecker um 4h.

To Be continiued.