… ein Weekend in Lungau – unbeschreiblich, unvergesslich, unwiderstehlich
Idylle in Fülle
… im Bezirk Lungau im Süden des Salzburger Landes an den Schönewettergrenzen zu Kärnten und der Steiermark, jenseits des Alpenhauptkammes. Hier geht laut auch leise – sanft, unaufgeregt und vielmehr unglaublich schön.
Wer sagt denn, dass es immer der extreme Kick sein muss, die steilste Line und der spektakulärste Drift. Niemand. Schön, dass es sie noch gibt, jene Regionen, die damit glänzen still und fein präsent zu sein. Hier gilt Idylle vor Schrille, Wir sind auf Tour gegangen, ganz entspannt und haben uns inspirieren lassen von einer wahrhaft malerischen Region. Wer ins Lungau reist, findet Täler, die einladend ihre Flanken öffnen, aber auch markante Gipfel, Anstiege und jede Menge Postkarten-Motive. Und eines ganz gewiss: Wohlfühl-Routen für jede Radgattung und jedes Fitnesslevel. Zwischen Zederhaus und Tamsweg oder St. Margarethen und Göriach können sich Radsportler*innen jeder Couleur ganz nach ihrem Gusto austoben.
Tag1.
Genuss-Kuss. Unsere Preber See Runde startet offiziell in Tamsweg, wenngleich wir die Anreise schon ab Althofen per Bike unter die Stollen nehmen (Tour Nr.14, Preber Runde). Entspanntes Einrollen entlang der Schmalspur Bahnlinie über St. Andrä und Wölting weiter in Richtung Sauerfeld bis zum Einstieg am Schloßberg. Moderate Wellen und sanfte Buckel begleiten uns auf diesem ersten Abschnitt, der uns auf schönen und sonnigen Forstwegen in ein idyllisches Hochmoor führt. Der Hochwaldriegel (1643m) unterhalb des Weidschober (1789m) will überbrückt werden, bevor wir auf die Preberstrasse einschwenken und dieser leicht steigend folgen. Grinsen macht sich breit.
Ich seh den See. Doch bevor wir der Versuchung erliegen reinzuspringen, nehmen wir den Gipfel zur Alm hinauf noch mit. Ein Muss. Direkt am Ende der Uferpromenade geht der Anstieg hinauf zur wunderschön gelegenen Halterhütte – knapp unterhalb der Baumgrenze. Nun haben wir ein Luxus Problem: wo kehren wir ein: oben am Hang oder „unten“ in die herrliche gelegene Ludlalm am Prebersee? Je nach Geschmack kann man sich auch für beides entscheiden. Die Philosophie des Hauses liest sich so: „Als der alte Ludlbauer, dem neuen Bauherrn ein Baurecht einräumte, war für ihn klar: Die neue Ludl-Alm will er „gut in die nächste Zeit bringen“, sie soll die Lungauer Handwerkskunst widerspiegeln. Materialien aus der Umgebung, handgemachte Zäune, Schindel-Dach, die Ziegen & Hühner im Garten.“ Wir fühlen uns wunderherrlich wohl und manch einer muss seinen Kaiserschmarrn verteidigen.
Hinunter ins Grün. Nach der Rast kommt die Kür. Die Abfahrt startet mit etwas Steigung, gestaltet sich kurzweilig und dauert dennoch länger als geplant. Weil, immer wieder bleiben wir stehen, machen einen Fotostopp oder genießen die phantastische Aussicht in das sich öffnende saftig grüne Lessach Tal. Was für Ausblicke, was für Panoramen. So geht Postkarte.
Gaumenschmaus. Nach der Tour ist vor dem Abendessen. Nach all den Höhenmetern, die Uhr zeigt kumulierte 1350 Meter, haben wir uns eine ordentliche Brotzeit verdient. Die Kulinarik im Lungau geizt nicht mit ihren Reizen und hat einen eigenen Charme. Gerade im Herbst stehen Pilze, Beeren, Wild und Schöpsernes (Lammeintopf) sowie der Lungauer Eachtling (Lungauer Kartoffel) auf der Karte … schwere Entscheidung.
Tag2
Die Qual der Wahl. Zugegeben: leicht macht uns die Region die Auswahl nicht. Das Angebot ist groß und allumfassend. Allein im Naturpark Rieding könnte man bei vier Tour- Varianten über 3000 Höhenmeter bezwingen und knapp 100 Genusskilometer abspulen. Jede Tour für sich bietet ein üppiges Angebot an Almen und Highlights und so verwundert es nicht, dass wir beim opulenten Frühstück noch unentschlossen waren, ob wir erst rechts oder links auf unserem Weg zur Schliereralm bis hin zur Örgerhiasalm abbiegen wollen. Letztlich spielt das alles kaum eine Rolle, da auch hier die Bike Freude auf jeder Variante den High Score erzielt (Tour Nr.4 Rieding Route + Varianten).
Gravel oder (E)Mountainbike. Auch diese Frage darf gestellt werden. Während wir sowohl mit sportlichen E-Bikes als auch mit Biobikes unterwegs waren, finden die Gravel-Ritter im Lungau und vor allem auch auf der Rieding Route ihr Eldorado. Feiner Schotter, rauer Asphalt und kaum verblockte Passagen allerorten. Die Taleinschnitte zeigen uns auch hier ihr Victory Zeichen. Das Zederhaustal zu Beginn und in der Folge dann das liebliche Riedingtal offenbaren urige Almhütten und mit dem Schlierer See zudem noch einen prächtigen Blick auf die Schliererspitze, die wohl nicht so berühmt wie das Schweizer Matterhorn wohl aber mindestens genauso schön ist.
Und überhaupt. Die Themen des Lungau beschreiben es recht gut: unvergesslich, unerreicht, unbezwungen, unvergleichlich oder unendlich und so weiter. Diese Attribute wirken wie Marketing und sind doch authentisch spür- und vor allem erlebbar. Ungelogen. Der Charme an der Sache ist die Vielfalt und die Fülle der Auswahl. Im Sommer darf jedes Bike an den Start, im Winter jedes andere Gerät (oder das Fatbike). Wir entspannen die Waden und erleben genussvolles Ausradeln am Mur-Radweg. Doch Vorsicht, der birgt die Gefahr, dass man – Wochen später – am Schwarzen Meer landet, entlang der Mur, der Drau und Donau (Radreisetipp).
After Bike. Jedes kleine Dorf hat sein Ambiente und bietet eine gewisse Einzigartigkeit. Mauterndorf, auf 1123m Seehöhe, ist ein zentraler Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Touren. Der historische Ort besticht durch seine Treppengiebelhäuser und mit seiner imposanten Burg Mauterndorf aus dem 13. Jahrhundert. Feinschmecker gehen am Abend ins Mesnerhaus, jenes 4-Hauben Restaurant, welches sogar einen Michelin Stern sein Eigen nennt. Genuss und Handwerkskunst. Komm Sportler*in, mach den Einkehrschwung.
Tag3.
Trails und Bergdörfer. Bisher waren wir sanft und genussvoll unterwegs. Nun ist es an der Zeit, den Puls etwas in die Höhe zu treiben. Heute ist der Ritt auf dem Moarberg Trail angesagt. Wir kombinieren das zunächst mit einem Ausflug in das historische Göriacher Bergdorf (Tour Nr. 16) am Ende eines langen Taleinschnitts, der uns ständig staunen lässt je weiter wir gen Talschluss radeln. Das Schotterband führt sanft, aber doch stet steigend hinaus und schließlich bilden die historischen Hütten vor den umliegenden Bergen eine grandiose Kulisse. Umgeben von den majestätischen Radstädter Tauern liegt das einzigartige Almdorf auf rund 1200m Meereshöhe.
Heidi Land? Die Göriacher Hüttendorf Route ist zwar eine „one way Route“ (hin- und zurück auf gleichem Track), dennoch sind die Perspektiven allemal lohnend und atemberaubend. Die Einkehr in der Hansalhütte ist obligat, ebenso wie die zahlreichen Fotostopps am Wegesrand entlang des wilden Bachlaufs. (Biker)Herz was willst Du mehr? Einen Trail vielleicht noch, das wär´s. Also wieder bergab, bevor es rechts hinauf – gut beschildert – zum Moarberg Trail geht. Der Anstieg ist – im Gegensatz zum folgenden Trail – fahrtechnisch keine Herausforderung, die knapp 300 Höhenmeter spulen wir lässig ab.
Trailspaß. War eingangs noch die Rede von unaufgeregt und angenehmen Tour-Genuss, so ist jetzt Konzentration erforderlich. Der in der Region offiziell ausgewiesene Moarberg Trail hat es in sich und erfordert ein gewisses Maß an Fahrsicherheit. Wurzeln, schnelle, steile Absätze und ein paar Holz beplankte Anlieger bringen Spaß, wollen aber auch aufmerksam geritten werden. Den Sattel ein wenig absenken und hinab durchs Gehölz. Die Bäume bilden naturgewachsene Slalomstangen, die Wurzeln fordern die Federelemente. Die teils engen Kehren im fallenden Gelände sind knackig und lassen Trailjunkies satt grinsen.
So bleibt nach 3 Tagen im Lungau die Erkenntnis: Genuss & Grinser, Idylle in Fülle, wir kommen wieder. Unbestritten.
Kurzum: ein cooles, lockeres Bikewochenende. Vom Chiemgau bist Du in einer guten Stunde dort. Die halbe Gebühr für den Tauerntunnel plus die „kleine“ Autobahnvignette, fertig ist der Fahrspaß. Es lohnt sich, der Lungau hat a bisserl was zu bieten, ist klimatisch reizvoll, auch im Spätherbst und bietet eine Menge Tourenspaß. Die Lungau Website ist eine Wucht. Hinfahren !

Diese Story erschien jüngst (Heft 12/25) im legendären Mountainbike Magazin. Stolz to be a part of it ! Alle Fotos vom genialen Fotografen Lukas Ittenbach.








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