Wenn mann mit der Gattin fährt ….

Val Mora

Prolog

Ende Juli 2009, mitten in einer anstrengenden Tagesetappe. Weia. Was hab ich mir da angetan. Noch während ich einen der zahlreichen Anstiege der letzten Tage bewältige, schießen mir die Gedanken immer öfter durch den Kopf. „Sag mal, spinnst Du?“ Ich befinde mich mitten im Alpencross 2009 (siehe hier), die Leistungslatte hatten wir diesmal etwas höher gelegt. Und während ich mich gerade abstrampele und mühe, straft mich mein Verstand einen Deppen, da ich am Samstag nach 16.000 Höhenmetern heimkommen werde, nur um den Rucksack neu zu sortieren, Pferd wechseln und gleich wieder los zu starten. Gaga. Crosser Virus.

Einmal ist keinmal könnte das Motto der diesjährigen Alpencross Planung gelautet haben. Ergo: zweimal ist grad recht. Also, dann: man nehme die anspruchsvolle Route des ersten Crosses, variiere Startort und teilweise die Zwischenstationen und specke jeweils bei den Tagesetappen etwas ab. Mache aus 16tausend knapp 12tausend und einen etwas anderen Streckenverlauf. Fertig ist das Crosser Menü. Wohl bekommt´s.  Und meine Frau sagt noch: „Du spinnst.“ Recht hat sie.

Rückblende, Mai, die Sonne scheint, Eiscafé Cortina, Traunstein. Man darf sich ja auch nicht wundern. Nichtsahnend den Cappuccino am Stadtplatz schlürfen, Skitouren-Freundinnen meiner Frau anflirten und dann unschuldig tun, wenn ein Wort das andere ergibt und somit der Cross2 / 2009 spontan ohne große Geistesleistung fix gemacht wird. Meine Frau und Max, ein weiterer Freund „der Familie“ werden schon nichts dagegen haben.

So kam es, wie es kommen musste. Geplant ist geplant, ausgemacht ist ausgemacht, mitgefangen, mitgehangen. Da muss Mann durch.

Samstag, 01.08.! Ich komme frisch aus Riva, die gebrauchten Radklamotten sind zur Freude meiner Frau allesamt in Richtung Waschküche geflogen. Eine neue Garnitur und etlicher Kleinkram liegt im Wohnzimmer verstreut. Der Rucksack wartet. Das Fully kommt ins Eck, das Hardtail nach vorn.
Das Projekt AlpX2/2009, so das offizielle Aktenzeichen, kann kommen.

Tag 1 – Der Sturz-Tag

64 Kilometer, 1300 Höhenmeter, Fahrzeit 5.00h

Also, soviel ist klar. Der Wecker wird niemals mein Freund werden. 5.30h ist einfach keine christliche Zeit, der Biorhythmus denkt in anderen Dimensionen und überhaupt bin ich müde. Wir stehen auf. Satteln unsere Pferde, wobei mein „Pferd“ dieses Mal Alpencross Premiere feiert. Erstmals ohne Fully. Das brave Centurion HFS Hardtail mit den V-Brakes (!) wird im weiteren Verlauf der heutigen Transalp-Etappe noch eine wahrlich „prägende“ Rolle einnehmen.

Unser Weg entlang der Traun ist zu dieser Tages- oder konkreter Nachtzeit einsam und im Dunst des oberbayrischen Flusslaufs sogar etwas wildromantisch. Max scharrt am vereinbarten Treffpunkt bereits mit den Hufen, ob seiner inneren Unruhe, es möge doch endlich losgehen zu seiner ganz persönlichen allerersten Alpencross Tour.

Wir erreichen die Große Kreisstadt um kurz nach 6h – Zeit genug, um noch auf Semmeljagd zu gehen. Ein Bäcker ist schnell gefunden, sogar sonntags. Der freundliche Semmel-Kurierfahrer schenkt uns den gesamten von uns gewählten Warenkorb, schließlich ist er zum kassieren nicht ermächtigt und der Laden öffnet erst um 7.30h. Der Tag fängt ja gut an.

Am Bahnsteig wartet Renate – ihr strahlendstes Lächeln lässt vermuten, dass sie richtig Lust auf den heutigen Tag und die kommende Woche hat. Wir sind komplett. Es kann losgehen. Doch vor den Alpencross hat der liebe Herr Gott die Bahnfahrt gesetzt. Füssen, via München und Kaufbeuren,  soviel Zeit muss sein.

Happy Start Team

Am Münchner Bahnhof noch einen überteuerten Kaffee und Multi-Kulti-People Watching, dann ab in den weiterführenden Zug. Die Stimmung ist bestens. Unsere zwei Newcomer, Max und Renate, sind aufgeregt wie kleine Kinder bei der Einschulung.

Kaufbeuren. Reges Treiben auf dem Bahnsteig. Gefühlte 2318 Japaner und ähnliche Vorderbauch-Kamera-Träger bevölkern nicht nur den kleinen Bahnhof, sondern wollen auch noch alle in den Bummelzug, der ab sofort an jedem Haus einen Stopp einlegen wird. Es geht vorüber. 11.43h, schnell raus und Alpencross-Modus ON.

Der Weg nach Schwangau ist unschwer zu finden. Einfach den Japanern oder den bunten Touri-Kutschen nach. Vor uns liegen gut 480 Kilometer und knapp 12.000 Höhenmeter.

Doch zunächst müssen wir die touristisch ausgetretenen Pfade in Neuschwanstein bezwingen und so manch asiatischer Reisegruppe ausweichen, bevor die ersten beschwerlichen Rampen in Richtung Jägeralpe uns fordern. 20% sind kein Kinderspiel, sondern wollen ordentlich bezwungen werden. Die Kutsche vor uns frohlockt zu Schabernack und so hänge ich mich hinten an, um ein paar Höhenmeter „free-of-power“ zu bewältigen. Das Glücksgefühl ist von kurzer Dauer, schnauzt mich die Kutscherin in kernigstem Allgäuerisch an, was das soll und denkt vielleicht sogar über den Gebrauch der Peitsche nach. Also gut, dann eben doch selbst in die Pedale steigen. Es ist steil. Es bleibt steil. Meine 3 Mitfahrer verkünden ersten Unmut in Richtung Reiseleitung (das werde ich für die nächsten sieben Tage sein), die „so was viel zu steiles“ mit auf den Plan genommen hat. Das geht ja gar nicht, ist quasi ein No-Go.

„Udooo (da ist immer so ein trippel-O im Nachhall, wenn es kritisch wird), ging das nicht anders?“ – typische Gattinnen-Frage. Aber es hilft ja nichts, wir müssen drüber. Das Märchenschloß von Mr. Ludwig ist erkennbar am Waldesrand, aber irgendwie beachten wir es gar nicht so sehr, viel zu viel Kommerz hängt in der Luft. Nach etlichen Rampen, die in ihrer Zähigkeit a) unnachgiebig und b) ausdauernd waren, kommen wir endlich auf das Plateau der Jägeralpe. Mittlerweile hat die Natur überhand gewonnen und von Tourismus-Propaganda keine Spur mehr. Im Gegenteil: schön wild hier.

Die nunmehr relativ breite Schotterstrasse verjüngt sich zusehends und aus dem bislang harmlosen Schotterband wird abrupt ein schmaler Trail. Dieser Trail hinab in Richtung Plansee ist, was die Fahrtrichtung angeht, zwar theoretisch viel angenehmer, in letzter Konsequenz aber nochmals wesentlich garstiger als die Rampen von soeben beim Aufstieg.

Verblockte Wurzeln, dicke Steine und Bierkasten-hohe Stufen rufen unser ganzes Fahrkönnen ab. Auch unsere Novizen werden im Laufe der Tage an Erfahrung gewinnen und sehen sich nunmehr gezwungen, dass „fiese Steile“ von vorhin als harmlos gegenüber dem nun „grausig Schweren“ einzustufen. Wo kann man sich bei der Reiseleitung über die Planung beschweren?

So kommt es, wie es kommen muss. Reiseleitung und Ehemann in einer Person rufen noch „Hintern nach hinten“ und Silvia entscheidet sich für Schritt nach vorn … um eine Sekunde später direkt die drei Meter abfallende Böschung hinab zu stürzen. Max und ich stehen da und glotzen doof. Nun ja, auffangen wäre ja auf die Schnelle auch nicht gegangen. „Ähm, ist was passiert?“ Mich durchbohren Blicke und ich frage mich, ob dies der Reiseleitung oder dem Ehemann gilt. Wohl eher dem Instruktor. Ich werde weniger Ratschläge geben, in diesen Tagen. Der Fall verlief zum Glück glimpflich und der spätere blaue Fleck sollte die einzige Blessur werden.

Weiter geht es auf unserem anspruchvollen Weg hinab. Fahrtechnisch sehr kniffelig schüttelt und rüttelt es uns alle ordentlich durch. Immerhin sind 3 Hardtails auf der Spur, nur Renate fährt vorne und hinten soft.

Unten angekommen führt die Strasse zum Plansee, der uns zu einer kurzen, aber wohlverdienten Pause verhilft. Cappuccino, Kuchen und etwas Brotzeit. Herrlich. Bis auf die Tatsache, dass sich allmählich Wolken über uns zusammenrotten und die anfängliche Hochdrucklage vom Vormittag sich sprichwörtlich verdünnisiert.

Am traumhaft idyllisch gelegenen See vorbei radeln wir ein Stück um kurz darauf am See-Ende diesen am gegenüberliegenden Ufer noch einmal in entgegen gesetzter Richtung zu passieren.

Kurz darauf werden die Befürchtungen wahr: Petrus öffnet die Schleusen. Wir also rein in die Regenklamotten. Das volle Programm. Schuhe, Hose, Jacke, alle Schoten dicht – der eine perfekt (Silvia, Max & Renate) der andere nur halbperfekt (Udo) aber gewichtsoptimiert. Aber meine Duschhaube aus dem Hotel von vergangener Woche ist über jeden Zweifel erhaben. Immerhin.

So folgen wir dem Weg weiter bis Lermoos und die GPS gestützte Routenführung leitet uns in hügelig und wellig durch die Wälder. Nachdem die Reiseleitung zumeist Frontaufgaben wahrnimmt, lasse ich es nun abwärts in Richtung Ehrwald laufen. Regen hin, Regen her, es geht bergab und meine internen Radarsensoren melden an die Bremsfinger „geradeaus, Bremsen auf“.

AlpX in Nass

Wenn die interne Flugsicherung „Bremsen auf“ sagt, mache ich Bremsen auf. Doch völlig unvermittelt macht die Wegführung einen 90°Grad Knick und noch bevor der Kontrollturm das Kommando übernehmen kann, ziehe ich mit voller Kraft an meinen V-Brakes, die zunächst damit beschäftigt sind, die Nässe von der verglasten Ceramic Felgenflanke zu bekommen. Nachdem dies in elendlangen Sekunden von statten gegangen ist, kommt nur noch unkontrollierbares Blockieren und somit nur bedingt steuerbarer Schredderflug in Richtung Abhang. Links wäre der Weg weitergegangen. Nachdem ich keinen Flugschreiber mit mir führe, kann ich den genauen Hergang meines „Absturzes“ auch nicht nachvollziehen. Fakt ist, als ich mich wieder aufrappele und erleichtert feststelle, unversehrt zu sein, dass ich wohl noch während der Bremsblockade rechtzeitig vor dem Abgrund zu Fall und dann gleich wieder auf die Beine kam. Erst Minuten später stellt sich ein dumpf-stumpfer Schmerz im Rippen- und Fersenbereich ein, der mich bis in den September hinein begleiten wird. Glück gehabt. Keine weiteren Schäden. Meine Frau erhebt anklagend den Finger und leitet das Donnerwetter ein: „Ich hab’s ja immer gesagt: Du fährst zu schnell“. Ich lege die Ohren an und setze meinen Dackelblick auf. Tja, die Reiseleitung sollte die Geschwindigkeit nicht nur den Teilnehmern, sondern auch den Wetterbedingungen anpassen.

Zugspitz

Wenn ich jemals wieder zuhause lande, kommen mir Scheiben vorne und hinten ans Rad. Es schüttet wie aus Kübeln. Der Ruf nach der Reiseleitung wird abermals laut. „I want my money back“. 🙂

So beschließen wir den Trail hinab zum Fernsteinsee auszusparen und über den wenig anspruchsvoll asphaltierten Fernsteinpass zu fahren – zumal die Dämmerung langsam einsetzt.

Trotz inwendigem Rippensalat, Silvias Tiefflug und der allgemein bescheidenen Wetterlage ist unsere Stimmung völlig ungetrübt. Wunderbare Ausblicke, herrliche Momente und auch jetzt der Blick zurück auf die wolkenverhangene Zugspitze im mystisch aufsteigenden Nebel: that´s cross.

Am Abend landen wir hungrig und dennoch wohlbehalten am Etappenziel an. Nun eine heiße Dusche (es werden Wartemarken verteilt) und ordentlich Essen fassen.

Ergo: es geht uns gut. Feuertaufe für Reiseleitung und AlpX-Novizen bestanden. Operation erster Tag gelungen, Rippe geprellt, Ferse lädiert, blaue Flecken und Glückshormone gleichmäßig verteilt.  Max verteilt seine Schlangensalbe für die Lädierten, Renate macht einen zufriedenen Eindruck. Wir schlafen tief und fest, Udo nur auf einer Seite.

Adresse des Tages: Schloss Fernsteinsee, A-6465 Nassereith/Tirol,  Tel. 0043 (0)5265 5210, hotel@fernsteinsee.at,  www.fernsteinsee.at

Tag 2 – Der Vollwaschgang-Tag

88 Kilometer, 1610 Höhenmeter, Fahrzeit 6:32h

Wolkenverhangene Berge, Nebelschwaden, schwarze Strassen und feuchte Luft. Na bravo. Tolle Begrüßung. Wir fassen unser Frühstück, nicht ohne aus tiefster Seele Stoßgebete gen Himmel zu senden. Im Gegensatz zur Suppe draußen ist das Breakfast drinnen eine Wucht.
Alles da, was das Herz begehrt. So kann der Tag kommen. Und das trübgraue wird gedanklich einfach weggebeamt.

Als wir Unterhemden als auch die Fenec Bib Shorts und unsere bunten X-Bionic Shirts überstreifen, kommt Tatendrang hoch. Wir fühlen uns wohl und gut. Die beiden Damen scheinen unbeeindruckt: „Wo müssen wir lang?“ Max sortiert noch seine Schlangensalbe für den Fall der Fälle.

So marschieren wir (zumindest meine 3 Reisegäste, ich selbst humple und wirke weniger elangetrieben) frohen Mutes und frisch gestärkt aus dem Hotel. Der direkt vor uns liegende Anstieg zum Dirstentrittkreuz ist eine zähe und anfangs sehr, sehr steile Prüfung (>20%).

Am vergangenen Freitag, schien mir die Passage in der zweiten Hälfte nahezu unfahrbar. Nunmehr, die Rippen sind mit Max seiner Schlangensalbe vorsorglich gut einbalsamiert, fühl ich mich wie von Rückenwind versorgt, der Nieselregeln hat seine Tätigkeit aufgrund unserer eindringlichen Gedanken reumütig eingestellt. Wir entledigen uns unserer Regenkleidung und nehmen die Herausforderung an. Oberkörper nach vorn, runder Tritt und beißen, beißen, beißen. Fahrbar, irgendwie mühsam, aber doch weitgehend fahrbar. Das geringere Gewicht des Hardtails (vorige Woche war es noch das schwerere Fully), etwas Powerzuwachs aufgrund vergangener Woche und natürlich mein geliebter Detlef (mein innerer Schweinehund), der es nicht zulässt im Beisein zweier reizenden Damen hier schlapp zu machen. Diese Kombination treibt mich doch tatsächlich 80% der Strecke im Sattel hinauf. Ich grinse innerlich und fühl mich sauwohl und werde jedoch schnell wieder zurückgepfiffen. Frau Kewitsch weiß Rat: „Udoo (nur zwei O), paß auf, übernimm Dich nicht“, während Renate scheinbar wohlwollend die Leistung zu Kenntnis nimmt und wie so oft stillschweigend grinst.

Als wir gegen 12h, also gut 2h nach unserem 5***** Frühstück, das Dirstentrittkreuz auf knapp 2000m erreichen sind wir nicht nur glücklich, sondern auch trocken – im doppelten Sinne. Petrus hat uns verschont und der Schweiß ist längst abtransportiert.

Nun kommt der angenehme Teil der Reise. Abfahren, Trails vom feinsten und kleine Murenabgänge müssen überbrückt werden. Der schmale Weg ist zunächst noch von einigen Wurzeln durchsetzt, aber bestens fahrbar. Ich werde tunlichst keine Ratschläge erteilen. Die Ausblicke hinab ins Tal und hinüber zu den Gipfeln machen Laune. Frohlocken wäre doch ein schönes Wort. Meine Güte, wie konnte ich auch nur ansatzweise Zweifel am Cross Zwo hegen? Es war schön, es ist schön und es wird schön bleiben.

So sinken wir ins Tal, nicht ohne in Sinnesbrunn einen Stopp einzulegen. Sinnesbrunn klingt nach Ortschaft, ist aber nur eine kleine Lichtung auf unserem Weg nach Obtarrenz. Ein Brunnen mit frischem Quellwasser, ein kleiner wilder Bachlauf und eine bescheidene Kapelle mit mächtiger Türe. Kurze innere Einkehr. Jonas, kannst Du mich hören? Siehst Du das Licht? Zwei Kerzen zünden wir an und geben der Zeit den Raum. Silvia und ich nicken uns kurz zu – wissen was der andere denkt.

Nach ca. 25 weiteren Kilometern, wir haben Tarrenz passiert und Imst erreicht, brauchen Mensch und Material eine kurze Rast. Die Bremsbeläge und der Antriebsstrang verlangen nach Pflege, der Körper nach einem heißen Kaffee. Eine Rast mit fatalen Folgen: die Gemütlichkeit hat Zeit gefressen und niemand die herannahenden tiefgrauen Wolken bemerkt, die sich just entladen und für die nächsten vier Stunden nicht mehr aufhören sollten. 15 Uhr. Wir spielen also wieder mal „Regensachen-an“. Jacke, Hose, Überschuhe, Duschhaube nicht zu vergessen. Regenpelle über unsere Deuter und den Elementen trotzen. Wird schon wieder aufhören. Hört ja immer mal auf. Es gießt. Wir radeln. Zum Glück hat der Guide die Wegführung entlang der Via Claudia geplant, sodass wir nun von Imst bis nach Landeck und weiter nach Pfunds zwar ordentlich Kilometer, aber nur wenig Höhenmeter auf weitgehend asphaltierter Strasse vor uns haben. Seltsamerweise kommen von der Reisegruppe keine gesammelten Beschwerdeeingaben, im Gegenteil, ganz routiniert legt jeder seine Regengarnitur an und stellt sich.

Unser Tagesendziel liegt noch ca. 50 Kilometer entfernt. Es schüttet. Vielleicht hört es ja gleich wieder auf. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Es bleiben letztlich 50 lange und vom Dauerregen stet begleitete Kilometer.

ey

So hatten wir heute Morgen aber nicht gewettet. Ala „Tausche trockenes Dirstentrittkreuz gegen pitsche patsche via Claudia“. Um es kurz zu machen: Regeneinheiten sind keine Quell der Freude, lassen sich auf einem Alpencross aber auch nicht verhindern. Da muss man durch, im Wortsinne. Max, von jeher ein Stoiker, zuckt nur die Achseln und nimmt gottergeben sein Schicksal hin, Renate schwört auf ihre kurze Radelhose und lässt sich auch von Familie Kewitsch hierzu nichts ausreden. „Alles fast trocken“, sagt sie nur und radelt durch die Pfützen.

19h. Etwas matt und mittlerweile völlig durchnässt erreichen wir Pfunds. Nun gilt es in sekundenschnelle ein Quartier zu finden und den Kampf um die heiße Dusche für sich zu entscheiden. Das Gästehaus dort hinten links scheint gut und günstig. Also nix wie rein.

Die Hausdame erscheint und guggt mich ebenso verständnislos wie fragend an. Ich versuche ihr in klaren Sätzen unser Begehr nahezu bringen. Mag sein, dass mein Outfit nicht direkt standesgemäß war – ich triefe und direkt sauber bin ich ja nun auch nicht. Lange Rede, kurzer Sinn. Die Dame war weder vollumfänglich der Landessprache mächtig, noch hatte sie Interesse vier Betten zu beziehen, und überhaupt sah es im Innern des Hauses, naja, sagen wir mal etwas grintig aus. Also weiter des Weges.

Wir stranden – und gemessen an unserem Zustand und auch in Anbetracht unserer optischen Erscheinung ist das durchaus ein treffendes Verb – gegen 19.30 Uhr in der Pension „Zur schönen Aussicht „. Silvia, die Wirtin aus dem Bilderbuch, empfängt uns mit einer Herzenswärme und ungefragt mit einem Schnaps. Die Temperatur steigt um mindest 4°C. So ein Glück. So ein Leben. Silvia erzählt, macht und tut und wuselt nur so um uns rum. Wir fühlen uns geborgen.

Eine heiße Dusche und das anschließende umfangreiche und warme Abendessen entschädigt uns für die Mühen des Tages. Sogar die Schwimmhäute an den Fingerkuppen bilden sich langsam zurück. Es geht uns gut. Wir schlafen tief und fest. Udo nur auf einer Seite.

Adresse des Tages:

Ferienhof Schöne Aussicht, Familie Westreicher, Gatter 354
A – 6542 Pfunds/Tirol, www.schoene-aussicht-pfunds.at,Tel. +43 (0) 5474 / 5238, Fax +43 (0) 5474 / 5238 – 38, office@schoene-aussicht-pfunds.at

Tag 3 – Der „noch-mal-Glück-gehabt-Tag“

71 Kilometer, 1871 Höhenmeter, Fahrzeit 5:35h

Alles nur geträumt? Mein Finger tasten schlaftrunken aneinander … keine Schwimmhäute zu spüren. Mein Seidenpyjama ist ebenfalls trocken, wie auch die Bettdecke. Unser kuscheliges Zimmer steht nicht unter Wasser. Alles wird gut. Udo, wach auf, Regen war gestern. Unser Päarchen nebenan war nicht zu hören, selbstredend, dass wir beim Frühstück einen genauen Bericht über den Verlauf der Nacht haben wollen, aber die beiden schweigen sich schmunzelnd aus. „Na pass auf, Renate, heute nacht teilen wir uns ein Zimmer“ frohlocke ich, ernte aber weder ein „ja“ noch ein „nein“ – weder von meiner Frau noch von Renate oder gar Max. Hm?

so geht Müsli

Heute geht es in die Schweiz, und da regnet es ja bekanntlich nicht. Wir fühlen uns fit und froh. Früh morgens in die frisch gewaschene Bikewear (spezieller Service des Hauses) und auf zu neuen Abenteuern. Die Routenführung für heute lautet: Kajetansbrücke, Reschenpass, Nauders, Plamord, Reschensee, St.Valentin, Burgeis, Laatsch, Müstair und als Endziel St. Maria. Knackig, aber gut schaffbar.

Die ersten gut 20 Kilometer bis Nauders verlaufen ohne Zwischen- und Regenfälle, sodass wir – ganz mutig – in Nauders sogar eine Cappucinopause einlegen. Ein Harley-Pärchen belächelt uns milde, wir lächeln ebenso milde und wissend zurück (biken ist geiler). Der darauffolgende Anstieg zum Plamord ist jedoch durchaus Körner-raubend aber die anschließende Hochebene entschädigt uns vielfach. Alte Panzerabwehr-Sperren und zahlreiche „Wild“Pferde begleiten uns auf unserem Weg hinunter zum Reschensee und der darin „versenkten“ Kirchturmspitze. Eine Hochebene, wie aus dem Bilderbuch. Panoramen vom feinsten. AlpX-Glückshormone durchfluten uns. Was wollt ihr mehr? Den Weg finden. Irgendwie führt mich das GPS gerade durchs Gemüse und wieder zurück, d.h. wir machen exakt den gleichen Umweg, den der Wegzeichner vor uns gemacht hat. So what. Silvia überlegt ob sie eine zwei O oder drei O Frage stellen soll, entscheidet sich dann aber für abwarten.

Immer wieder treffen wir größere geführte Bikertruppen, immer wieder bleibt Zeit für einen Plausch am Wegesrand. Wenngleich mir die Vorstellung in einer 16er Truppe mit einem Guide wie eine Ziehharmonika auseinander und wieder zusammen ….. nein, dann doch lieber in meiner kleinen, trauten Reisegruppe mit Renate, Silvia & Max. Klein und fein.

Nachdem wir mit 2077m auf dem Plamord den höchsten Punkt erreicht haben, geht es zunächst einmal wieder hinunter ins Tal und von dort in sanfter Portionierung weiter bis nach St. Maria, wo wir den heutigen Tag beenden wollen. Der Schotterweg in Richtung Schweizer Grenze gibt immer wieder fantastische Ausblicke ins Tal frei. Was für ein Leben.

Plamord

Die Farben reichen von Saftgrün bis hin zu Wolkenweiß und werden nur durchbrochen von Wasserblau und Asphaltgrau mit einem Schuss Schotterbraun. AlpX Farben. Bunt, schillernd. Lebhaft. Aufgrund unserer ausgefeilten Pausentaktik kommt niemand wirklich außer Tritt, die Wörter Über- und Unterforderungen sind in unserem Vokabular nicht vorgesehen und erst als die absolut rattenscharfe Rad-Teerabfahrt hinunter nach Laatsch uns traumhaften Speed verleiht, erhebt Max erstmals mahnend den Finger und beschwert sich, dass man bei dem Tempo doch die schöne Aussicht nicht gebührend genießen könne. Ergo: wir machen Pause.

on his way

Max, sonst eher vom absolut 100% ausgeglichenen Gemüt, Marke Stoiker, grinst, kauft sich was Süßes und wechselt auf die andere Straßenseite um Cappuccino für alle zu ordern. Jetzt haben wir endlich gruppendynamischen Gesprächsstoff: „Ey, Max, das gibt’s ja nicht, dass Du dich mal aufregst, war doch super der Sausewind hinunter“ …. „Nein, nein…“ das sehe er ganz anders und so gehe das nicht. Wir feixen noch ein wenig und einigen uns in stiller Übereinkunft, den Herrn Max künftig in die Abfahrtsgeschwindigkeit mit einzubeziehen.

Nun nur noch sanftes Wellenreiten durch die Wälder und Hügel bis hinauf nach St.Maria. Der wunderschöne Weg hat ein paar klitzekleine Rampen eingebaut, ansonsten ist er nachsichtig.

Doch In St.Maria dann ein erster Schreck. Wir finden am Wegesrand das Hotel Crush Alba. Aufgrund meiner besten Erfahrungen mit dem gleichnamigen Hotel in S-Charl steuere ich zielstrebig darauf zu. Das Schild am Eingang „Zimmer frei“ macht Mut. Ich packe mein höflichstes Schweizerisch aus und erbitte Unterschlupf. Die alte Dame schaut mich an, als ob ich friesisch spreche, raunt irgendetwas von „wir haben Stress“ und setzt im Laufschritt hinzu „alle Zimmer voll“. Auf meine Frage, warum dann draußen die Information „Zimmer frei“ hängt, weiß sie nur zu berichten, dass das Schild „immer da hängt“. Na bravo.

Das von der Reiseleitung dann avisierte Bike Hotel Stelvio ist zu allem Überfluss overloaded – so wie der gesamte Ort. Das ist so im etwa der Moment, wo wieder drei-O drohen könnten, ala „hast Du das nicht gewusst?“ Doch wir haben Glück. Das Glück heißt Massimo. Massimo, Chef vom Stelvio organisiert im Nu eine Unterkunft und sogleich einen Bikeshuttle im 400hm höhergelegenen Tschiervs (jaja, ich weiß, wir sind Warmduscher, Shuttlewarmduscher, aber der Tag war lang). Ende gut alles gut. Am Abend gibt es einen guten Rotwein. ausreichend Pasta und Pizza, wir schlafen im 4Bett Zimmer, ganz kuschelig. Aufgrund der Tatsache, dass wir alle Non-Schnarcher sind, herrscht während der gesamten Nacht Friede-Freude-Eierkuchen Stimmung. Mein Doppelzimmer mit Renate und die von mir gebuchte (aber noch nicht bestätigte) Massage muss wohl noch warten.

Adresse des Tages: HOTEL STELVIO, Fam. Fiori , Chasatschas, CH-7536 Sta. Maria V.M., Tel.: +41 (0)81 858 53 58, Fax.: +41 (0)81 858 50 39, info@hotelstelvio.ch, www.hotelstelvio.ch

Tag 4 – Der Highlight-Tag

74 Kilometer, 1644 Höhenmeter, Fahrzeit 5:24h

Ich hab ein gutes Gefühl. Und wo wir schon bei Farben waren: Der Himmel leuchtet Königsblau, die wenigen hochliegenden Wolken sind so schneeweiß wie die X-Bionic Hosen unserer Frauen, nur nicht ganz so knackig. Das grün der Wiesen ist so saftig, das man daraus trinken könnte. Die Xenofit Flaschen sind rot gefüllt und die schwarzen Reifen unserer Bikes kratzen ungeduldig am Teer. Ein Regenbogen ist nichts dagegen, so schillernd wie unser Umfeld, so strahlend unsere Laune. Heute ist Königstag, und der beginnt, wie sollte es anders sein, mit einem ordentlich Shuttleservice hinunter ins Tal nach St. Maria. Zurück zu dem Ort, in dem die „freien Zimmer“ nicht immer frei sind, sondern nur „frei“ rumhängen.

St.Maria – Val Mora lautet also unsere erste Tageswertung. Der Einstieg von St. Maria (der Shuttleservice hat immerhin rund 400hm zunichte gemacht) ins Val Mora ist anspruchsvoll aber durchweg fahrbar. Massimo, der Wirt, hat uns noch gewarnt, von Tschiervs hätten wir die etwas leichtere Route wählen können, nun müssen wir über ein paar Rampen. Egal. Auftrag ist Auftrag, und der wird ausgeführt. Und so schrauben wir uns konsequent nach oben. Der höchste Punkt wird zunächst auf 2234m liegen. Entlang am rauschenden Bach führt uns der Schotterwanderweg auf eine der schönsten Hochebenen die ich je gesehen habe. Ein Traum in den eingangs beschriebenen Farben, das tiefe Grau der Felsen kommt hinzu und das silberne Wasser des einen oder anderen Wasserfalls ist ebenfalls nicht zu vergessen. Van Gogh hätte seine Freude an diesem Farbenspiel, jeder Bildkomponist eine reichhaltige Palette an Eindrücken. Val Mora … lassen wir uns diesen Begriff einmal ganz langsam auf der Zunge zergehen, mengen gedanklich die Farben hinzu und schreiben mit großen schön geschwungenen Buchstaben langsam virtuell das Wort: „Königstag“ dazu. So im etwa ist es gewesen. Ein Traum. Die Tatsache, dass mindestens weitere hundert Biker diesen Traum hier oben für sich beanspruchen, würde des Nachts für etwas unruhigen Schlaf sorgen, just in diesem Moment unter königsblauem Himmel auf weitläufiger Hochebene, sind es halt „nur ein paar zuviel“. Wir lassen uns aber die Stimmung nicht verderben und genießen unsere XXL-Pause ausgiebigst. Mein liebe Frau sagt: „Udo, toll.“ Ein O, kein Unterton, der Ritterschlag für den Guide.

roadies

Nun folgen ca. 40 Kilometer auf dieser Hochebene, ungelogen, leicht bergab „hinunter“ auf 1900m und letztlich durch das Val Fraele vorbei am Lago Fraele und Lago Giacomo bis hin nach Arnoga. Wir schlitzen eine Spur in den Schotter, fräsen die Traillinie hoch und runter und cruisen entlang des Sentiero Val Vezzola. Freunde, was wollt ihr mehr. Surfen vom Feinsten, nur ohne Segel, so im etwa muss das Enterpris´sche „beamen“ sein, gleiten, wellenreiten, gratwandern. Herrlich, perfekt, wunderbar. Wie auch immer, die Wegführung ist wahrhaft ein Traum, gemalt vom lieben Gott, perfektioniert von den Stollen zigtausender Biker in den Jahren vor uns. Val Mora sollte man sich tunlichst auf den AlpX-Spickzettel schreiben.

Team

Wir passieren eine Ruine vor Decouville, sehen eine nicht minder schöne und ebenso scheinbar unendliche Serpentinen-Schlangenlinie, die jedoch, so viel verrät unser Roadbook, nach der zweiten Kehre abrupt endet und auf einen Schotterweg abzweigt. Wer nun meint „abrupt“ wäre gleichzusetzen mit „schade“, der irrt. Es folgt ein ewig langer Wanderweg am Hang entlang, gefühlte plus/minus Nullhöhenmeter, stete Blicke ins Tal nach Arnoga und einfach „flow“ schlechthin. Eine Wonne.

Jedoch hat der Bikegott (oder in diesem Fall der Planer, also ich) vor das Abendmahl den Anstieg gesetzt und der fällt nun doch vergleichsweise grob aus. Der Passo di Verva auf 2301m ist nur über groben Schotter und üble Pisten, teils sehr steil, zu bezwingen. Elendige, aber zum Glück kurze, Teerrampen die uns mit ihren 22/23% fies ins Gesicht grinsen. Die Ausblicke am Gipfel – hat man ihn denn endlich über grobes großes Gestein (GGG) erreicht – entschädigen jedoch für die Mühen, die dann 20 Kilometer lang währende Abfahrt hinunter nach Grosio zum Bikehotel JIM Sassella (Tipp) ebenso. Das Leben ist ein Fest. Vor dem Fest jedoch nochmals Rast. Auszeit. Genuss. Stille. Inhalieren. Schweifen. Ab.

Genug geschwiffen, meine lieben Damen, lieber Max, wir müssen nun hinunter ins Tal und aufgrund meiner Rüttelfahrt von vergangener Woche weiß ich, was nun kommt stünde keinem Martini gut zu Gesicht. Hier sind die Rüttel/Schüttel Reime entstanden, hier sind bestimmt schon schlampige verlegte Implantate verloren gegangen, hier geht es zur Sache, wenngleich das sich in Sinkflug Höhenmetern messen, und ablesen lässt. Will sagen. Es geht zu Ende, und als wir in Eita landen, beginnt der schöne Teil der Abfahrt. Teer ruft und Teer wird es bleiben bis hinunter nach Grosio. Wo wir – wo auch sonst in Grosio – bei Jim einkehren und unsere kleine bescheidene, aber komfortable Suite beziehen. Das Dinner gestalten wir opulent.

Grosio

So lassen wir uns am Ende des anstrengenden, aber wunderbaren Tages vom Jim-Rundum-Service verwöhnen und schlafen einmal mehr (im 4Bett Zimmer / wieder nix) wie die Könige. Und ich sag noch: ich hab ein gutes Gefühl.

Adresse des Tages: Albergo/Hotel Sassella SNC, Jim, Via Roma, 2 23033 Grosio, Tel. +39 0342 84 72 72, E-mail: jim@hotelsassella.it, www.hotelsassella.it

Tag 5 – Der Rückenwind-Tag

2123 Höhenmeter, 85 Kilometer, Fahrzeit 5:23h

Kann man Königstage toppen? Man kann. Zum einen haben wir einmal mehr frischeste Sachen. Es gibt also wieder mal Königsweiße Damenshorts (sehr sexy), Fenec Bibs für die Herren (sehr dominant), und bunte Funktionstrikots fürs Team (sehr farbenfroh).

Jim Grosio

Heute entscheiden wir „on the road“ über den weiteren Verlauf der Route. Je nach Verfassung, Form und Lust können wir einen reinen Teer-Kampf-Tag (ein sogenannter TKT) einlegen oder, falls jemand nicht genug bekommen sollte, den hohen, hohen Gipfel des Montozzo bzw. das knapp darunter liegende Rif. Bozzi auf ca. 2600m ansteuern. Das wird ein demokratischer Tag. Übermut tut selten gut.

Doch zunächst steht der Sturm auf den Passo della Foppa auf dem Programm. Hoch, stet steil und vor allem lang soll er werden. Zum Glück meist schattig gelegen. Wir steigen ein und eröffnen das Rennen auf dieser absolut verkehrsarmen Strasse gemeinsam mit der italienischen Ski-Junioren-Nationalmannschaft. Also sozusagen sprichwörtlich ein Rennen. Alle Jungs und Mädels ziehen auf Skatingsski ihr Bahn und legen ein richtig sattes Tempo vor. Ich häng mich dran und der Puls schnellt hoch. Mein iPod im Ohr sorgt für den entsprechenden Beat und in mir scheint mein Turbo aktiviert. Endorphine bei der Arbeit. Herrlich. Ab und an, dass Klack, Klack der Skating-Stöcke, die – so ehrlich muss man sein – mich zumindest an den Anstiegen doch immer wieder einholen. Auf den ganz seltenen Geraden kann man leicht aufschließen, aber das Systemgesamtgewicht der Skater liegt mindestens 15 Kilo unter meinem, vom Körpergewicht mal ganz zu schweigen. Die Jungspunde, die. Der Trainer der jungen Helden (oder waren es junge Wilde, wohl beides) schließt zu mir auf und wir strampeln ein Stück des Weges gemeinsam, bevor er sich wieder zum Mannschaftswagen begibt, der in regelmäßigen Abständen den Lauf der Jugend verfolgt.

Mortirolo

So vergehen die exakt 1181 Höhenmeter hinauf wie im Flug und ich schwebe. Kurz darauf treffen Silvia, Max und Renate ein und wir legen einen Xenofit-Break ein. Das Leben kann so schön sein. Der Blick auf die umliegenden Berge, die laue Luft und die bevorstehende Abfahrt hinunter nach Monno. Bilderbücher werden so geschrieben. Was soll man Euch erzählen? Wer es einmal selbst erlebt hat, kann fühlen, was Gipfelglück heißt, kann ahnen, woher das Wort „Sehnsucht“ kommt. Vielleicht von „süchtig sehen“. Dieses „süchtig sehen“ in Richtung umliegender Berge, diese vielen kleinen Glücksmoments, das ist es, was einen Alpencross so einzigartig macht. Und das Beste: das hat man mehrmals täglich.

Doch zunächst erst einmal wieder „down“. Hinunter ins Tal, auf Asphalt ohne Komplikationen und allzu große Schwierigkeiten. Laufen lassen. Max meldet sich zu Wort: „Mein Knie …“. Die beiden Damen sind sofort fürsorglich zur Stelle und wissen Rat: „schon Dich“, „langsam“, „kleine Gänge“ ….etc…. mal sehen wie sich das entwickelt.

Nun noch ein kurzer Anstieg nach Ponto di Legno und es Zeit für ein Radler und einen Cappuccino im Schatten, schließlich sind wir nicht auf der Flucht. Max sein Knie macht jedoch weiterhin Probleme und es bahnt sich an, dass wir Casa di Viso und den Montozzo aus dem Programm nehmen werden. Kurze Abstimmung, Einstimmigkeit. Also, auch gut dann den Passo Tonale. Die Reiseleitung hat ja optional auch den Plan B im Gepäck. Habe heute ohnehin Teerhunger.

Um es kurz zu machen, dass Knie schmerzt immer mehr und so nutzen wir ganz uneigennützig Max seine Entscheidung mit der Gondola auf den Tonale zu fahren, dazu unsere Rucksäcke in seine Kabine zu legen und den Gipfelsturm „nackt“ in Angriff zu nehmen. Was nun kommt würde ich ungeschminkt (fast) als „schöner wie Sex“ bezeichnen. Mit Verlaub, Leute, pardon. Ja, hast Du so was schon gehabt? Nein. Ich bis dato auch nicht. Kein Rucksack nach exakt 14 Tagen im Sattel bedeutet: fliegen! schweben! gleiten! Juchhe ! Stellt Euch vor, es geht bergauf und man merkt es nicht. Mein leichtes Hardtail tut ein Übriges dazu. Boh Ey. Und wenn ihr mich nun bei der Bikerehre packen wollt: ich sag es euch ganz ehrlich: ICH WÜRD ES WIEDER TUN. Meine Güte war das schön – wenngleich ich höre noch wie Silvia mir nachruft: „Udoo, pass auf, übernimm Dich nicht!“

50minuten und 700 Höhenmeter später stehe ich auf der Passhöhe und könnte Bäume ausreißen. Phantastisch. Selbstredend, dass wir bei strahlendem Sonnenschein nun ein ausgiebiges Bad in der Sonne und der minimalen Touristenmenge nehmen und das ganze mit einem weiteren Radler und Kuchen dem Genuss aussetzen. Ich grinse breitest und spüre wie der blanke Übermut in mir hochsteigt. Mein Frau versucht mich mit einem leicht erzieherischen Blick etwas einzubremsen, doch so richtig mag es ihr nicht gelingen. Zu geil.

Die kommenden 31 Kilometer führen nun nur noch bergab nach Dimaro und die Passstrasse hinunter ist ein Traum für Adrenalinjunkies. Gib Gummi und du bist schneller als jedes Auto. Es gibt wohl auch einen sehr schönen Schotterweg durch die Wälder entlang des Hanges (eine Woche zuvor gefahren) aber wer es liebt hinunter einfach mal Speed zu machen, dem sei diese fast schnurgerade Passstrasse wärmstens empfohlen. Gute Bremsen vorausgesetzt.

Madonna …

In Dimaro kehren wir traditionell bei Roberto im Hotel Jolly ein (top-tipp). Die Zimmer sind neu renoviert und perfekt ausgestattet, sogar ein DVD Player und eine reiche Auswahl an Filmen wären für ganz einsame vorhanden. Das Badezimmer ist üppig und die Betten komfortabelst. Wäscheservice inklusive. Jolly ist ein Charmeur, außerdem war er schon einmal beim Mädelscross der Herbergsvater meiner Frau – groß ist da die Wiedersehensfreude der beiden. Aber heute wirft weder uns noch mich etwas aus der Bahn. Ein genialer Tag. Max und Renate teilen sich ein Zimmer. Massage muss warten. Dafür dürfen Silvia und Udo wieder etwas frozzeln.

Nur noch 2 Tage … so langsam kann man die Lagoluft riechen ….

Adresse des Tages: Jolly Bed & Breakfast – Via Gole 154 – 38025 Dimaro (Tn) – ITALY – Tel. +39/0463/974.206 – 973.433 – e-mail: info@jollydimaro.it, http://www.jollydimaro.it/jolly/jolly_home_deutsch.html

Tag 6 – Lago-Luft-Tag

57 Kilometer, 1700 Höhenmeter, Fahrzeit 5:01h

Nur noch 1x schlafen, dann ist es einmal mehr geschafft. Traumziel Lago. Auch wenn man es schon zum achten Male erlebt – und so wie ich in diesem Jahr innerhalb von zwei Wochen sogar schon zweimal in Folge – es ist immer wieder schön, immer wieder faszinierend, immer wieder (sehn)-süchtig machend. Man will es immer und immer wieder tun. Doch zunächst einmal gilt es noch einige Buckel zu überwinden.

Die heutige Tagesetappe führt durch den zauberhaften Waldweg hinauf nach Malga Mondifra weiter nach Madonna di Campiglio und von dort weiter hinauf zum Passo Bregn da l´Ors vorbei am malerisch gelegenen Movlina See. Eine landschaftlich sehr schöne Route, fahrtechnisch ohne allzu große Schwierigkeiten, sieht man einmal von der kurzen Schiebepassage oberhalb des kleinen Sees ab.

Der Weg hinauf nach Mondifra ist einem Nadelöhr vergleichbar. Sehr viele Crosser passieren diese Route durch den schattigen Wald entlang eines malerischen Wildbachs. Manch einer, ich gehöre dazu, ärgert sich jedoch immer wieder über den groben steinigen Untergrund, der ein ruhiges pedalieren einfach unmöglich macht. Aber das ist nun einmal „offroad“. Und, ein weiterer Trost, alle anderen mühen sich ebenso ab, schuften und schwitzen auf ihrem Weg hinauf. Sogar ein Gruppe Papa/Sohn passieren wir. Die Jungs, beide 13 Lenze jung, machen nicht den Eindruck einer Null-Bock-Generation, sondern strampeln wahrlich fleißig und völlig unbeeindruckt in Richtung Mondifra. Chapeau, Jungs.

Klassiker

Auch wenn wir letztlich schweißnass sein müssten, so kommen wir „gefühlt trocken“ in Malga Mondifra an. Wir fühlen uns wohl. Wohlfühlklima auch vor Ort. Malga, das italienische Wort für Stall, Mondifra hat besten Käse und Speck im Angebot. Die Sonne scheint. Es ist lau. Für fast kein Geld, erhält der hungrige Biker deftige und duftende Speisen – ein Achterl Rotwein wäre jetzt gerade recht.

Ein kurzer Zwischenstopp am tosenden Wasserfall beim Rif. Cascate (ui, schon wieder einige Damen im Bikini etwas unterhalb des Rifugio), eine selig machende Speedabfahrt und schon frohlockt der nächste Schotteranstieg und weitere ca. 500 Höhenmeter. Der Movlina See, tausend Mal fotografiert und immer noch von unverbrauchter Schönheit. Break. Wir halten inne, genießen, knabbern Xenofit Powerbars und inhalieren mit allen Sinnen, was unser Alpencross so hergibt. Auch ein kurzer Mittagsschlaf darf im Tagesablauf nicht fehlen. Soviel Zeit muss sein. Döse-Modus on. So ein Deuter taugt auch als Kopfkissen.

Der obligate Fotostopp mit Wurzel und See im Hintergrund ist wieder einmal eine Ehe-Debatte wert. Frau Kewitsch würde gerne ohne Posing nur biken, Udo will fotografieren. Renate bietet sich grinsend freiwillig an und Max ist ohnehin nicht aus der Ruhe zu bringen.

Die letzten Höhenmeter bieten dem geübten und versierten Fahrer genug Übungsterrain, knifflige Passagen und verwinkelte Steinstufen verlangen der Trailkunst – sofern vorhanden – alles ab, etwas später dann wird der Anstieg zu steil und unwegsam, sodass ca. 20 Minuten Schieben zum Pflichtprogramm mutieren. Kein Problem.

Die dann folgende Abfahrt hinunter zum Albergo Brenta und weiter bis zur Zubringerstrasse nach Pez ist eine reine Abfahrtsorgie für Adrenalinjunkies und solche die es werden wollen – beste Bremsen und Federungsperformance vorausgesetzt. Hui …. Auch hier gilt: die Plomben sollten halbwegs sicher sitzen, die Fingerkräfte ausdauernd sein, die Oberschenkelmuskulatur gefestigt und der Rucksack muss fest sitzen: wer hier abfährt, der kommt in den Mixer. Es rumpelt und sowohl Mensch als auch Maschine und Material werden auf dem langen Weg hinunter nicht gerade geschont.

Rast

Es ist früher Abend, als wir in Zuclo, einem verschlafenen italienschen Nest, stranden. Jedoch – ganz planmäßig – direkt auf unserem Track. Die Quartiersuche reduziert sich aufgrund des überschaubaren Angebotes daher auf eine einzige Entscheidung: Schlafen wir im „Hotel Emigrante“? Ja oder Ja ? Es gibt nämlich keine zweite Option. Unsere Preisverhandlung verläuft demnach ziemlich erfolglos, die nur mäßig englisch sprechende junge Dame hinterm Tresen, hat keine Vollmachten und wohl auch keine größere Lust und aufgrund des 2 Sterne Status dieses „Etablissements“ einen etwas besseren Gruppen-Sonderpreis zu machen. Essen und Unterkunft sind also eher unterdurchschnittlich und wären ein klarer Fall für so manche RTL Doku ala „wo sie besser nicht schlafen sollten“, aber morgen ist final day, ergo: stören uns weder abblätternde Tapeten, noch fehlende Schubladeneinsätze und auch klappernde Rolladen nicht. Nichts hält uns mehr auf. Rein gar nichts.

Adresse des Tages: Hotel EMIGRANTE, Via 21 Aprile, 10, 38079 Zuclo, IT
Tel: +39(328)5834844 – Tel: +39(0465)321621 – Fax: +39(0465)322919
E-mail: info@hotelemigrante.com – Internetseite: http://www.hotelemigrante.com

Tag 7 – Der „ich-bring-die-Reiseleitung-um-Tag“

45km, 1450 Höhenmeter, Fahrzeit 4:39h

Final Day. Ja. Eigentlich immer wieder ein phantastisches Gefühl. Man wacht auf und spürt: heute passiert es. Heute ist Lago-Day. Euphorie und auch ein Quantum Demut macht sich breit. Noch sind wir nicht da. Im Gegensatz zu einigen meiner bisherigen „Zieleinläufe“ habe ich die Latte dieses Mal hochgelegt. Genauer gesagt auf den Gipfel des Bocca dell´Ussol. Hätte ich gewusst, was uns erwartet, hätte ich mich auch gerne für die Warmduscher- Etappe über den unspektakulären Passo Duron entschieden. Aber, alte Alpencrosser Weisheit: wir fahren am (GPS)Track entlang, komme was wolle.

Also nehmen wir unser spärliches Zwieback-Frühstück im Albergo in Anspruch und satteln kurz darauf unsere äußerst braven und willigen Centurion-Bikes, sowie das Scott von Renate.

Und ich sag noch: „es könnte steil und unwegsam werden“. Die vorabendliche Konsultation der Kompass Karte brachte es ans Abendlicht: eine gestrichelte, die Höhenlinie kreuzende Wegführung bedeutet: unwegsam, steil und schwer. „Meine“ Reisegruppe macht keine Einwände, meine Frau schaut skeptisch.

wohin nur?

Zunächst verläuft die Route relativ zahm durch einen schattigen Wald und erst ab ca. 1300m entpuppt sich die Rampe zusehends als steil. Ab dem Schild nach Malga Gavadina (1342m) wird es steilst und schließlich dann ab Malga Alta (1663m) eigentlich unfahrbar. Wir müssen der Wandermarkierung entlang des Wiesenhanges hinauf bis auf die kleine Scharte des Bocca dell´Ussol (1878m) folgen, um festzustellen: hier haben nicht einmal zwei Bikes Platz. Zu allem Überfluss hat Silvia übelste Magenschmerzen. Der Wind pfeift sein Alpencross Lied, der nebenan liegende Gipfel auf gut 1900m wird trotzdem schnell noch mit in Angriff genommen – per Pedes. Wenn wir schon mal da sind.

wegweisend

Der Blick hinunter stimmt uns jedoch wenig euphorisch. Ein äußerst schmales Weglein entlang der sehr schräg verlaufenden Bergflanke lässt erahnen, dass es sich nicht um „gemütliches Abfahren“ sondern um – das Roadbook verrät es uns – knapp 700 Höhenmeter unwegsamsten Pfad, der nur zum Teil fahrbar ist, handelt. „Cracks only“ hätte man beschildern können. Oje. Meine Damen fluchen, Silvia ist ohnehin stark angeschlagen und hat schon mehrfach eine „Auszeit“ erbeten, Magenkrämpfe und die damit verbundenen Schwierigkeiten machen es ihr alles andere als leicht. Max kämpft sich wacker vorwärts und kümmert sich etwas um Renate, der das hier nicht geheuer ist. Vergangene Muren- und Lawinenabgange machen das ganze schön wild und urtümlich, aber keineswegs komfortabler. Es hilft nichts, der Devise „immer am Track lang“ kommt nun eine neue Dimension zu. Die sich zusammenbrauenden tiefgrauen Wolken über uns tragen zur Stimmung nur latent bei und so sputen wir uns auf unserem mühsamen Weg hinunter ins Tal nach Lenzumo.

Kurz bevor wir den kleinen Ort erreichen lässt der liebe Herr Gott es kacheln, was das Zeug hält. Eine Dusche ist nichts dagegen. Wir kauern uns unter einem äußerst spärlichen Dachvorsprung unter … Mensch, Final Days haben kein schlechtes Wetter. Ich selbst leide wie ein geprügelter Hund. Das hat die Reiseleitung nicht verdient. Max zaubert Gummibärchen hervor. Silvia trägt ihr Schicksal tapfer, Renate ist wieder am schmunzeln. Ob die drei beschlossen haben, mich kurz vor Riva zu lynchen? Nur im Südosten ist ein Zipfel blauer Himmel erkennbar. In diese Richtung müssen wir doch? Hoffnung keimt auf. Also rauf aufs Bike, Regengarnitur an und durch alle Pfützen auf den Weg zum Lago. Wehe es regnet dort. „Am Lago regnet es doch nie – sagt meine Frau“ zitiere ich und ernte für diesen überflüssigen Kommentar Geringschätzung und höre nur noch, wie sie sich bei Max für die hervorragenden Gummibären bedankt. Ja, ja, schon recht.

Snack

Vorbei am Lago di Ledro wird Petrus schon sanfter, nur noch der Teer ist regennass und als wir die letzten 998m kurz vor Pregasina durch den Tunnel fahren, ist es Gewissheit: halbwegs blauer Himmel.

Ponale

Ich sagte es bereits 2007: wer über die Ponale Strasse nach Riva einläuft, der hat den allerschönsten Weg gewählt, wo gibt. 🙂 So auch 2009. Für Renate und Max ist es AlpX-Premiere, Silvia hat den Ritterschlag schon 2008 erhalten. Alle Augenpaare leuchten, das Herz hüpft, bei mir macht sich marginal die Ungeduld breit. Ich möchte nur noch am Hafenbecken anschlagen und mein Weißbier und den legendären Coppa Yoghurt bestellen – wie immer.

finale grande

Renate bricht endlich aus sich raus und stößt Jubelschreie in den Himmel, Silvia genießt in der ihr eigenen inneren Ruhe und Max ist offensichtlich ebenfalls recht ergriffen und stolz.

Viva Rivaaaaaa

Als wir um 16.30h an der Hafenmauer ankommen, schleicht sich üppig stolzes Grinsen in unsere Gesichter. Die Sonne scheint und die Endorphine suchen sich gerade ihren Weg durch unsere Körperbahnen. ….. Die X-Bionic Wear ist jedoch so konstruiert, dass dieses Glücksgefühl im interne Glückskästchen und im persönlichen Speicher vollumfänglich erhalten bleibt – da dampft nichts von aus. Das bleibt einem.

Adresse des Tages: Villa Emma, Mandelli Claudio, Via Coize 10, 38069 Torbole sul Garda, Tel e Fax +39 0464 505728, Tel e Fax +39 0464 472006, www.villa-emma.com, auch im Facebook und via Skype (claudiotorbole) erreichbar:

Fazit

Wenn nun jemand glaubt, ein Cross sei die Geschichte von Tag 1 bis Tag 7 – der irrt. Ein Cross ist mehr. Alpencross ist Leidenschaft, Sucht, Virus und – ich lehne mich da etwas über den Lenker – Meditation. Die Wochen vor dem Cross sind angereichert mit Pflegen, Putzen, Planen, Packen die Wochen nach dem Cross sind erfüllt mit Schreiben, Sortieren, Sinnieren, und dem Score – dem Happiness-High-Score tief in uns drinnen.

So auch bei diesem Cross mit Ehefrau Silvia und guten Freunden Max und Renate. Wir haben knapp 12.000 Höhenmeter bewältigt und dabei knapp 500 Kilometer von Füssen bis nach Riva in knapp 38h netto bewältigt, den Schweinehund besiegt, das Glückskasterl gefüllt, den Erinnerungsschatz angereichert und jeder hat für sich seine eigene ganz individuelle Erfahrung mitgenommen, die einem kein Mensch auf dieser Welt mehr nehmen kann. Das ist doch was.

satisfied

Alpencross ist also weit mehr als eine Freizeitbeschäftigung, schon gar nicht irgendein wirrer Trend (wenngleich das Wort Trend wirklich eine wahrhafte Bedeutung bekommt) sondern vielmehr eine echte Lebenseinstellung. Dabei ist es nicht die Leistung im Sinne von „am schnellsten / höchsten / weitesten“, sondern vielmehr der individuelle Erfolg „es geschafft zu haben“, den ein jeder für sich beim Zieleinlauf am Gardasee, oder wo auch immer nach Querung des Alpenhauptkammes, verbuchen kann.

MEcki

Das ist Glück. Das Faszinierende daran, das in diesen wenigen Tagen des Jahres, sich sowohl der Lebensinhalt als auch die Bedürfnisse auf ganz, ganz wenige Dinge reduzieren. Welche Strecke fahren wir heute? Wie heißt der Gipfel dort drüben? Schau, dort drüben die Murmeltiere. Hab ich heute schon gesagt, dass meine Ausrüstung perfekt ist? Einmal Spaghetti Bolognese und ein kühles Radler, bitteschön. Ein einfaches Zimmer mit einer heißen Dusche und die Crosser Welt ist in Ordnung. Man transportiert seine 6-7kg mit sich, hat einen Rucksack, der das alles im Wortsinn „packt“, ein Bike, dass sorglos sein soll und Kleidung, die so perfekt ist, dass man sie erst vermisst, wenn man sie nicht mehr am Körper trägt. Eine Regenausrüstung, die hält, was die Werbung verspricht. Das ist Crosser Glück.

Und: ob ein, zwei oder im Einzelfall auch mal drei O: Alpencrossen kann man sogar mit der eigenen Ehefrau und gar nicht mal schlecht.

eight times

Freue mich auf weitere Abenteuer, in diesem Sinne: love the ride